Der Generalsekretär der baden-württembergischen SPD, Sascha Binder, fordert, mehr Lehrerfortbildungen in die Schulferien zu verlegen. Weiterbildungen während der Schulzeit sind der zweithäufigste Grund für Unterrichtsausfälle in Baden-Württemberg. Das geht aus der Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage Binders hervor, die dem SWR vorliegt. "Der ständige Unterrichtsausfall in Baden-Württemberg ist eine Zumutung", erklärte der SPD-Politiker dem SWR. Bei anhaltendem Personalmangel müsse alles hintenanstehen, was Unterrichtsausfall zusätzlich befördere. "Fortbildungen müssen künftig deutlich häufiger in der unterrichtsfreien Zeit stattfinden", so Binder weiter.
Nach Angaben des Kultusministeriums gab es im Schuljahr 2022/23 genau 16.506 Lehrer-Fortbildungen. Davon fanden 62 in der unterrichtsfreien Zeit statt - also 0,38 Prozent. 178.000 Lehrkräfte waren während des Schuljahres bei Fortbildungsveranstaltungen, was dazu führte, dass mehr als eine Million Stunden aufliefen, in denen die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer nicht unterrichtet haben. Wieviel Unterricht tatsächlich ausgefallen ist, kann das Ministerium nicht sagen, weil die Erhebung mit Beginn der Corona-Pandemie vorläufig ausgesetzt wurde.
Bildungsgewerkschaften lehnen SPD-Forderung ab
Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Monika Stein, hält die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte generell für zu hoch und fordert eine stärkere Vertretungsreserve. Sie rate davon ab, die Rahmenbedingungen in Zeiten des steigenden Lehrermangels weniger attraktiv zu machen, sagte Stein dem SWR.
Nach Einschätzung des Landesverbands Bildung und Erziehung (VBE) sind Fortbildungen auch in Randzeiten der Sommerferien schwierig. Wie der stellvertretende Landesvorsitzende, Oliver Hintzen, dem SWR erklärte, sind die Lehrkräfte in den Randzeiten der großen Ferien im Sommer in der Regel bereits beschäftigt. "Die erste Woche nach Ferienstart nutzen sie, um liegen gebliebene Arbeiten nachzuholen. Die beiden letzten Ferienwochen wiederum werden intensiv genutzt, um den Unterricht für die neuen Klassen vorzubereiten", so Hintzen.
Das Kultusministerium verweist auf derzeit geltende Dienstvereinbarungen. Danach können 30 Prozent der Fortbildungen in der unterrichtsfreien Zeit stattfinden. Bei mehrtägigen Veranstaltungen in den Ferien muss die Personalvertretung zustimmen.