Die Schulen in Baden-Württemberg sind mit Tablets und Laptops inzwischen deutlich besser ausgestattet als noch im Jahr 2020. Das zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) unter 250 Schulleitungen im Land.
Mehr als 90 Prozent der Schulen haben demnach inzwischen mindestens für einen Teil der Klassen Sätze von Laptops, Tablets oder Smartphones. 2020 war das nur an 33 Prozent der Schulen der Fall. In Baden-Württemberg arbeiten allerdings auch noch 7 Prozent der Schulen komplett ohne eigene digitale Endgeräte. Mit dieser Entwicklung bewegt sich Baden-Württemberg in etwa im Bundestrend.
Hoher Verwaltungsaufwand für Schulleitungen
Aus Sicht des VBE ist die Ausstattung mit technischen Geräten aber nicht ausreichend. "So gut die Zahlen auch sind, mehr Endgeräte bedeuten mehr Zeit für die Bereitstellung und für die Wartung", sagte der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand. So sei etwa die Administratorentätigkeit in den vergangenen Jahren sehr aufwendig und komplex geworden. Die Kolleginnen und Kollegen, die sich darum kümmerten, müssten stärker als bisher entlastet werden, forderte Brand.
Auch die Bildungsgewerkschaft GEW sieht die Entwicklung positiv, fordert aber gleichzeitig einen verlässlichen IT-Support und mehr Stellen in den Sekretariaten. Schulleitungen könnten laut GEW oft nicht mehr entscheidend Schule gestalten. "Immer neue Aufgaben, weiter zunehmende administrative ToDos, jonglieren mit zu wenigen Lehrkräften, Geflüchtete integrieren: Die Rahmenbedingungen sind trotz erster Entlastungsschritte schlechter geworden und die Bewerbungen auf freie Stellen nehmen weiter ab“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der GEW in Baden-Württemberg.
Vergleichsweise wenige Fortbildungen
Nachholbedarf sieht der Verband auch bei Fortbildungen zum Einsatz digitaler Endgeräte an den Schulen. So gaben 45 Prozent der befragten Schulleitungen in Baden-Württemberg an, dass fast alle Lehrkräfte ihrer Schule an mindestens einer solchen Fortbildung teilgenommen haben.
Damit liegt Baden-Württemberg unter dem Bundesschnitt von 54 Prozent. "In Zeiten, in denen der Lehrkräftemangel so zutage tritt und jede helfende Hand gebraucht wird, überlegen es sich die Kolleginnen und Kollegen mehr als nur einmal, ob sie eine Fortbildung besuchen können oder nicht", sagte Brand.
Für die repräsentative Umfrage im Auftrag des VBE hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa 1.310 Schulleitungen in Deutschland befragt, darunter auch 250 in Baden-Württemberg. Die Erhebung fand vom 15. September 2023 bis zum 20. Oktober 2023 telefonisch oder online statt.
Schülerbeirat für G9 und mehr Demokratiebildung
Unterdessen hat sich der Landesschülerbeirat Baden-Württemberg für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium ausgesprochen. Er fordert außerdem mehr Mitsprache der Schülerinnen und Schüler bei den neuen G9-Bildungsplänen und einen Ausbau der Demokratiebildung.
Das neunjährige Gymnasium biete mehr Zeit zum Lernen, die für zusätzliche Stunden in Geschichte und Gemeinschaftskunde genutzt werden könnten, sagte der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, Berat Gürbüz dem SWR.
Bisher gebe es im Unterricht kaum die Möglichkeit, um beispielweise auf die Programmatik der einzelnen Parteien einzugehen. Auch die berufliche Bildung komme an den Gymnasien im Augenblick zu kurz. Es sei eine absolute Seltenheit, wenn Ausbildungsberater in den Unterricht kämen. Damit die Schüler eine berufliche Orientierung bekommen, fordert der Landesschülerbeirat mehr verpflichtende Praktika in G9.