Verena Reichel ist seit knapp zehn Jahren Jugendschöffin

Jugendschöffin in Mannheim: "Ich habe etwas Gutes getan für diese Gesellschaft"

Stand
Autor/in
Michaela Dymski

In diesem Jahr werden in Baden-Württemberg neue Schöffen gesucht. Verena Reichel ist seit fast zehn Jahren Jugendschöffin am Amtsgericht in Mannheim. Am 31. Dezember endet ihre Amtszeit.

Rund 7.000 Schöffen werden in Baden-Württemberg im Jahr 2023 neu gewählt, auch in Mannheim werden neue ehrenamtliche Laienrichter für die nächste fünf-jährige Amtszeit gesucht, die am 1. Januar 2024 beginnt. Schöffen fällen an Amts- und Landgerichten gemeinsam mit Berufsrichtern die Urteile.

Bewerbungsfrist für die Erwachsenengerichte in Mannheim läuft bis 31. Mai

Alleine in Mannheim werden nur für das Jugendgericht 216 freiwillige Richterinnen und Richter benötigt. Die Bewerbungsfrist ist am 2. Mai abgelaufen. Für die Jugendkammer des Mannheimer Amtsgerichts sind nach Angaben eines Gerichtssprechers tatsächlich mehr als 300 Bewerbungen eingegangen. Jetzt läuft das Auswahlverfahren. Als Schöffe in der Erwachsenengerichtsbarkeit kann man sich noch bis zum 31. Mai 2023 beim Fachbereich Demokratie und Strategie der Stadt Mannheim bewerben.

Jugendschöffin Verena Reichel: "Schlimmster Prozess war Hausverwüstung"

Verena Reichel hat schon fast zwei Amtszeiten als Schöffin in Mannheim hinter sich, seit fast zehn Jahren ist sie Jugendschöffin am Amtsgericht in Mannheim. In den zehn Jahren hat sie eine Menge erlebt. Einer der schlimmsten Fälle in dieser Zeit sei ein Prozess gegen eine Gruppe von Jugendlichen gewesen, die mehrere Tage lang das Haus eines Klassenkameraden verwüstet hatten. Die Familie war im Urlaub. Die Großmutter entdeckte die Schäden, als sie zum Blumengießen kam.

"Die Jugendlichen haben das Haus unter Wasser gesetzt, das war völlig kaputt. Das war richtig schlimm."

Prozesse drehen sich um Drogen, Körperverletzung oder Schwarzfahren

Die Fassade des Mannheimer Amtsgerichts
Bei Prozessen an der Jugendkammer des Amtsgerichts Mannheim fällen zwei Jugendschöffen die Urteile gemeinsam mit einem Berufsrichter.

In den Prozessen, in denen Verena Reichel als Jugendschöffin mit dabei ist, geht es in den meisten Fällen um Drogen, Beamtenbeleidigung, Körperverletzung und Schwarzfahren, sagt sie. Verena Reichel weiß immer erst kurz vor der Gerichtsverhandlung, um welche Straftat es eigentlich geht. Sie ist immer frühzeitig da, um sich einzulesen. Sie bekomme erst vor Ort den Fall vorgelegt und vorher keine Informationen.

"Ich muss mich immer ganz schnell da reindenken. Das Wesentliche ist eigentlich die Aufmerksamkeit und das Aufnahmevermögen. Man darf nicht müde werden, das geht Stunde um Stunde so eine Verhandlung. Und ich muss ganz, ganz präsent sein und alles mitkriegen. "

Schöffinnen und Schöffen sind den Richterinnen und Richtern gleichgestellt, sie dürfen Fragen stellen und haben gleiches Stimmrecht. In einer Abstimmung könnten die beiden Jugendschöffen theoretisch einen Berufsrichter überstimmen.

Schöffen dürfen keine Vorstrafen haben

Um Schöffe an einem Mannheimer Gericht zu werden, muss man folgende Voraussetzungen erfüllen: Man muss die deutsche Staatsbürgerschaft haben, zum Stichtag am 1. Januar 2024 zwischen 25 und 69 Jahre alt sein, keine Vorstrafen und Insolvenzverfahren haben, gesundheitlich geeignet sein, in Mannheim wohnen und gute Deutschkenntnisse mitbringen. Fast 10 Jahre lang ist Verena Reichel nun Jugendschöffin am Amtsgericht in Mannheim, in diesem Jahr endet ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Für die kommenden fünf Jahre hat sich die Diplom-Pädagogin nicht mehr beworben, denn sie überschreitet die Altersgrenze. Als Schöffin hat sie eine wertvolle Tätigkeit ausgeübt, sagt sie über die Zeit.

"Ich habe etwas Gutes getan für diese Gesellschaft und auch für diese jungen Leute, die straffällig werden."

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