Das Mannheimer Energieunternehmen MVV hat am Freitag bekannt gegeben, dass es sich bis 2035 aus dem Gasnetz zurückzieht. Das bedeutet für Bürger, Gewerbetreibende und Unternehmen, dass ab dann in Mannheim keine Gasheizungen mehr betrieben werden können. Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit dem Klimaschutz. Außerdem kündigte die MVV höhere Gas- und Wasserpreise ab 1. Januar 2025 an. Demnach steigt der Gaspreis dann um etwa 8,5 Prozent an, Wasser wird um 6,6 Prozent teurer als bisher.
Gründe für höhere Preise für Gas und Wasser
Die MVV begründete am Freitag die Erhöhung des Gaspreises ab dem 1. Januar 2025 mit steigenden Netzentgelten und höheren CO2-Kosten. Der höhere Preis für Wasser sei nötig, weil "Erneuerung und Neubau der Infrastruktur in den nächsten Jahren zusätzliche Anstrengungen erfordern". Konkret nannte das Unternehmen unter anderem den Neubau von Brunnen und Aufbereitungsanlagen in zwei Wasserwerken. Zudem müssten Transportleitungen erneuert und eine neue Transportleitung gebaut werden.
MVV: Gasheizungen keine "zukunftsorientierte Beheizungsform"
Gasheizungen hält die MVV "nicht für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Beheizungsform". Transport und Nutzung von Erdgas führten "zu vermeidbarem CO2-Ausstoß". Die Kosten für CO2 würden in den kommenden Jahren steigen. Und da die Zahl der Gasnutzer sinke, "werden die Kosten des Gasnetzes auf immer weniger Nutzer umgelegt". Deswegen empfiehlt die MVV nach Stilllegung des Gasnetzes seinen Kundinnen und Kunden, sich frühzeitig um alternative Heizformen zu kümmern. Das sind laut MVV vor allem Fernwärme und Wärmepumpen.
Das Unternehmen wies am Freitag darauf hin, dass es bereits vor drei Jahren zum ersten Mal bekannt gegeben hatte, "ab 2035 keine Produkte und Dienstleistungen auf fossiler Basis mehr anzubieten". Mannheim ist nach Angaben der MVV die erste Kommune in Deutschland, die diesen Schritt geht. Derzeit werden in Mannheim rund 37 Prozent der Gebäude im Stadtgebiet mit Erdgas geheizt.
Mannheimer Versorger verweist auf EU-Richtlinie
Die MVV verwies auf die seit August 2024 geltende EU-Richtlinie zum Gasbinnenmarkt. Diese Richtlinie müsse bis Juli 2026 in deutsches Recht umgesetzt werden. Die Regelung verpflichte Gasnetzbetreiber wie die MVV "Stilllegungspläne aufzustellen und der Bundesnetzagentur vorzulegen". Umso wichtiger sei es, die Kundinnen und Kunden "so früh wie möglich" darauf hinzuweisen, dass die Nutzung von Gas für die Gebäudeheizung "keine zukunftsorientierte Lösung ist". Experten gehen der MVV zufolge davon aus, dass sich die Gaspreise wegen steigender CO2-Preise deutlich verteuern.
MVV nennt Mannheimer Wärmeplan als weiteren Grund
Die MVV nannte am Freitag den Wärmeplan der Stadt Mannheim als weiteren Grund für ihre Entscheidung zur Stilllegung des Gasnetzes. Dieser Wärmeplan (beschlossen vom Gemeinderat am 12. März 2024) bezeichne Fernwärme und und Wärmepumpen ebenfalls als die "vorrangigen Heizungsformen für Privat- und Gewerbekunden".
Die MVV kündigte Bürgerinformations-Veranstaltungen zur Wärmewende am 12. November und am 12. Dezember an.