Seitdem Otfried Preußlers Jugendroman "Krabat" 1971 erstmals erschienen ist, hat er internationale Preise gewonnen, ist in über 50 Sprachen übersetzt und – nach Angaben des Verlags - mehr als 50 Millionen Mal verkauft worden. Anlässlich des hundertsten Geburtstages von Otfried Preußler am 20. Oktober hat der Thienemann-Verlag den Mannheimer Zeichner Mehrdad Zaeri beauftragt, eine neue Ausgabe zu illustrieren. Am Sonntagabend wurde sie in der Mannheimer Feuerwache vorgestellt.
Ein Ritterschlag für Zaeri
Die Geschichte über den 14-jährigen Waisenjungen Krabat, der in einer Mühle zum Lehrling eines finsteren Zauberers wird und die dunklen Mächte am Ende besiegt, ist zum Kulturgut geworden. Und der iranisch-stämmige Mehrdad Zaeri konnte es kaum glauben, als der Verlag bei ihm anrief und fragte, ob er Lust und Zeit hätte, das Buch neu zu bebildern. Es habe sich wie ein Ritterschlag angefühlt.
Mehr als drei Jahre vom Auftrag bis zum fertigen Buch
Bei der Buchvorstellung in der Mannheimer Feuerwache – mit Podiumsgespräch und musikalischer Umrahmung - waren sich Literaturkritikerinnen und Verlagsvertreterinnen einig: Mehrdad Zaeri ist etwas ganz Besonderes gelungen. Dabei gibt Bärbel Dorweiler von auftraggebenden Verlag Thienemann zu, dass das nicht immer leicht war. Mehr als drei Jahre hat es vom Auftrag bis zum fertigen Buch gedauert.
Die mehr als 80 Zeichnungen sind alle schwarz-weiß
Die gebundene Preußler-Jubiläums-Ausgabe ist 300 Seiten dick geworden und lässt der Geschichte viel Raum. Durch eine sehr großzügig gesetzte Schrift und natürlich auch durch die rund 80 Zeichnungen.
Manche von ihnen nehmen eine oder sogar zwei Seiten ein, andere liegen mitten im Text und alles ist in Schwarz-Weiß gehalten: Die Krähen und Müllerburschen, der bleichgesichtige Zauberer, das unheimliche Fuhrwerk des Kutschers mit der Hahnenfeder; aber auch die Kantorka, das Mädchen vom Kirchenchor, das Licht und Liebe in die dunkle Welt bringt.
"Krabat" ist eine Warnung davor, Populisten in die Hände zu fallen
Otfried Preußler hat mehr als zehn Jahre für "Krabat" gebraucht und es heißt, er habe darin seine Erfahrungen mit und seine anfängliche Begeisterung für den Nationalsozialismus verarbeitet. Dennoch ist die Geschichte zeitlos und der 53-jährige Mehrdad Zaeri, der mit seiner Familie als Flüchtling nach Deutschland kam, hat seine ganz eigene Lesart. Er erkennt darin auch seine eigene Familiengeschichte.
Die Populisten in Europa seien die Rechtsradikalen, so der Mannheimer Künstler. Und seiner Meinung nach warnt das Buch davor, nicht in die Fänge von populistischen Meistern zu geraten.
Zaeri hat eine poetische und zarte Bildsprache
So politisch sich Zaeri hier positioniert: seine Bilderwelt ist poetisch und zart; manchmal klar konturiert, ein andermal schemenhaft und verschwommen. Er spielt meisterhaft mit Schatten und Licht und schafft es mit einfachen Strichen, unterschiedliche Gefühls-, Traum- und Gedankenwelten in Szene zu setzen. Eine sehr gelungene Schmuckausgabe, auf die Mehrdad Zaeri mit Stolz blicken kann.