Werkshalle in ehemaligem Stall

Steinmetzin aus Mudau: "Auf dem Bau muss man schon hinlangen können!"

Stand
Autor/in
Friederike Kroitzsch

Kim Hiller, zierlich und jung, ist Steinmetz-Meisterin in Mudau (Neckar-Odenwald-Kreis). Als Frau in einem absoluten Männerberuf: Dafür braucht sie Kraft - aber auch gute Nerven.

Ortstermin in einem riesigen ehemaligen Stall im Mudauer Ortsteil Mörschenhardt (Neckar-Odenwald-Kris), umgebaut zur Werkshalle: Der Arbeitsplatz von Kim Hiller. Hier stehen Brückensägen, Kantenschleifautomaten, Fräsmaschinen, gigantische Ungetüme aus Eisen und Stahl. Das sieht alles nach schwerer körperlicher Arbeit aus.

"Gerade auf Baustellen muss man schon hinlangen können, aber wir haben ja auch Hilfsmittel."

Kim Hiller, Mitte 20, ist klein und zierlich. Ihr Berufswunsch: Irgendwas Handwerkliches hatte sie machen wollen. Irgendwie wurde sie dann Steinmetzin, mehr oder weniger durch Zufall. Als sie ihren Eltern erklärte, dass sie Steinmetzin werden will und sich 2019 gleich nach der Meisterprüfung auch noch selbständig machte, haben die Eltern zunächst nur ungläubig den Kopf geschüttelt.

"Inzwischen hat meine Mutter ihren Job gekündigt und arbeitet bei mir im Büro."

Steinmetzin arbeitet in Kirchen, auf Friedhöfen, an Treppen und Säulen

Steinmetzin heißt: Treppen, Fußböden, Fensterbänke aus Stein müssen eingebaut, verlegt, herumgewuchtet werden. In Kirchen restauriert Hiller mit ihren Mitarbeitern Sandsteinsäulen, Altäre, Kanzeln, sie arbeitet an Bildstöcken und Steinskulpturen, entwirft und bearbeitet Grabsteine. Die Arbeit und der Werkstoff sind immer schwer, oft tonnenschwer.

Kim Hiller, Steinmetz-Meisterin aus Mudau (Neckar-Odenwald-Kreis)
Kim Hiller bei der Arbeit, hier an einer Steinskulptur

"Von einer Frau lassen wir uns nichts sagen"

Insgesamt beschäftigt Kim Hiller inzwischen neun Mitarbeiter. Aktuell bildet sie eine junge Frau aus. "Wir hatten vorher zwei Männer, die viel draußen unterwegs waren, auf den Friedhöfen. Wenn ich denen dann hier in der Werkstatt etwas zeigen wolle, hieß es: Von einer Frau lassen wir uns nichts sagen", so Hiller.

Steinmetzin: Manchmal Probleme wegen Gleichberechtigung

Dass die Sache mit der Gleichberechtigung noch nicht überall angekommen ist, dass junge Frauen es vielleicht manchmal dann doch schwerer haben als junge Männer mit der Selbständigkeit, das merkte Kim Hiller relativ schnell. Immer mal wieder bekam sie längerfristige Aufträge nicht, weil die Auftraggeber Sorge hatten, die junge Frau könne plötzlich schwanger werden und ausfallen. Das habe sich inzwischen gebessert, so Hiller.

Auf Baustellen hin und wieder übergriffiges Verhalten

Auf großen Baustellen erlebe sie immer mal wieder übergriffiges Verhalten, als einzige Frau unter vielen Männern. "Die kommen einem dann schon mal hinterher und fassen Dir an den Hintern, oder sie wollen mich ärgern, indem sie über frisch verlegte Bodenplatten laufen."

"Das ist manchmal schon unter der Gürtellinie."

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Friederike Kroitzsch

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