An der Bürgerversammlung im Bürgerhaus in Viernheim (Kreis Bergstraße) am Mittwoch nahmen neben mehreren Galeria-Mitarbeitenden und Kunden auch Viernheims Bürgermeister Matthias Baaß (SPD) und Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi teil.
Verdi-Sprecher: Mit Bürgerversammlung "Sprung nach vorne" gemacht
Horst Gobrecht von Verdi Südhessen sagte dem SWR, mit der Bürgerversammlung seien aus seiner Sicht die Chancen auf eine eventuelle Rettung der Viernheimer Karstadt-Filiale gewachsen. Die Veranstaltung sei "so gut besucht gewesen, wie das niemand erwartet hätte." Es gehe darum, "Solidarität zu organisieren." Da habe man mit der Bürgerversammlung "einen guten Sprung nach vorne gemacht", so Gobrecht.
Galeria-Karstadt-Kaufhof seit Oktober insolvent
Hintergrund: Ende Januar 2024 soll die Galeria-Karstadt-Filiale im Rhein-Neckar-Zentrum geschlossen werden. Rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind davon betroffen. Die insolvente Warenhauskette will eigenen Angaben zufolge bundesweit 47 von 129 Filialen schließen und rund 4.000 Stellen abbauen.
Für Erhalt der Galeria-Karstadt-Filiale: Unterschriften- und Mail-Aktion
Bei der Bürgerversammlung diskutierten die Teilnehmer mehrere Möglichkeiten, wie die Filiale im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum erhalten werden könnte. Dazu gehören zum Beispiel Unterschriften- und Mail-Aktionen. So wurden die Mailadressen der Geschäftsleitung in Umlauf gebracht, sodass Kunden direkt Kontakt aufnehmen können, um ihrem Unmut Luft zu machen.
Bürgermeister Baaß: Schließung wäre "großer Verlust"
Die Stimmung im Bürgerhaus war spürbar angespannt. Bürgermeister Baaß bezeichnete die geplante Schließung als "großen Verlust" für die Bürger in Viernheim. "Entweder wir können einfach überzeugen, oder wir müssen den öffentlichen Druck so erhöhen, dass die Unternehmensleitung nicht mehr an Viernheim vorbeigehen kann", sagte Ver.di-Sprecher Horst Gobrecht dem SWR. Bereits am Karsamstag wurde in der Filiale in Viernheim gestreikt. Weitere Streiks und öffentliche Aktionen sollen laut Gewerkschaft folgen.
"Dass ich Kündigung erhalte, hätte ich mir nie träumen lassen"
Christine Niederberger, Galeria-Karstadt-Mitarbeiterin und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende sagte dem SWR: "Dass ich nach 43 Jahren eine Kündigung erhalte, hätte ich mir nie träumen lassen." Sie erklärte, ihre Chancen, im Einzelhandel noch einen neuen Job zu finden, schätze sie eher schlecht ein. Viele ihrer bisherigen Kolleginnen und Kollegen müssten sich woanders eine neue Arbeit suchen, so Niederberger.