Viele der Filme, die beim diesjährigen Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg gezeigt werden, setzen sich mit politischen und sozialen Missständen auseinander. Kein Wunder in Anbetracht der aktuellen Weltlage, möchte man meinen.
Im Vorfeld gaben Festivalleiter Sascha Keilholz und sein Team bei einer Pressekonferenz Einzelheiten zum Gesamtprogramm bekannt. Insgesamt flimmern demnach bei dem Festival 82 Filme aus aller Welt über die Leinwände - davon 29 Filme, die zum ersten Mal in Deutschland zu sehen sein werden. Der Karten-Vorverkauf läuft. Das Festival beginnt am 7. November und dauert zehn Tage.
Thema Migration: Wie es ist, ein Land zu verlassen
Einen durchgehenden "roten Faden", was die Inhalte der Festival-Filme angeht, gebe es zwar nicht, so Keilholz, aber er und sein Team hätten "ganz viele Filme ausgesucht, die sich mit den Gegebenheiten in den Ländern, aus denen sie kommen, kritisch auseinandersetzen". Ein großes Thema in vielen Filmen sei Migration. Die Filme beschäftigten sich sehr stark damit, was es heißt, ein Land zu verlassen, in ein neues Land zu kommen - und was es heißt, dort auch abgelehnt zu werden.
Festival-Film "Green Border" von Agnieszka Holland
Keilholz verweist in diesem Zusammenhang auf den diesjährigen Festival-Ehrengast Agnieszka Holland aus Polen - "eine politische Regisseurin", die bei dem Festival mit ihrem Film von 2023 "Green Border" (grüne Grenze) vertreten ist. Der Streifen, so Keilholz, "führt uns vor Augen, was an osteuropäischen Grenzen passiert".
Preise für zwei Regisseurinnen aus Polen und Schottland
Schon länger bekannt ist, dass die Jury des Filmfestivals in diesem Jahr zwei "der bedeutendsten Regisseurinnen unserer Zeit" für ihr filmisches Schaffen ehrt: Die schottische Filmemacherin Lynne Ramsay und die bereits erwähnte polnische Regisseurin Agnieszka Holland. Ramsay werde mit dem mit 10.000 Euro dotierten "Grand Award" geehrt, Holland erhalte eine Hommage, so die Veranstalter. Die Verleihung findet am 9. November in Mannheim statt. Festivalleiter Keilholz sagte, man zeichne zwei Regisseurinnen aus, "deren Ausnahmestatus sich in einem Kino der Grenzerfahrungen manifestiert".
Bei Agnieszka Holland seien es politische und geografische Grenzen, sie stoße uns "schonungslos auf die katastrophalen Konsequenzen von Krieg und Vertreibung". Lynne Ramsay wiederum repräsentiere den Widerstand gegen das Klassensystem. Sie verleihe "den Unterrepräsentierten ein Gesicht, befördert sie aus dem sozialen Abseits auf die Leinwand".
Filmfestival Mannheim-Heidelberg gibt es seit 1952
Unter dem Leitspruch "New Film Experience" wagt das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg seit 1952 neue und interdisziplinäre Perspektiven auf und durch Filmkunst. Damit ist es nach eigenen Angaben das traditionsreichste Filmfestival in Deutschland nach der Berlinale und setzt immer wieder bedeutende kulturelle, gesellschaftliche und politische Akzente.