Ein SWR-Interview mit Jochen Nerpel, Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH.
SWR Aktuell: Müsste im Fall eines tödlichen Unfalls auf der Rennstrecke nicht eigentlich die gesamte Veranstaltung aus Pietätsgründen abgesagt werden?
Jochen Nerpel: Natürlich stellt man sich da die Frage: Bricht man nach dem extrem tragischen Unfall alles ab? Aber am Ende hilft man auch keinem, wenn man dann alles sein lässt. Wir haben uns gemeinsam mit dem Veranstalter dazu entschlossen, das Wochenende durchzuziehen. Wir haben alle Partys, die eigentlich am Saisonfinale hätten stattfinden sollen, abgesagt. Wir haben versucht, der Pietät so weit es geht, nachzukommen.
SWR Aktuell: Welche Konsequenzen ziehen Sie aus diesem Unfall - zum Beispiel für die Sicherheit auf dem Hockenheimring?
Jochen Nerpel: Tatsächlich ist es so, dass der Unfallhergang auf keinen Fall irgendetwas mit der Sicherheit der Strecke zu tun hatte. Es war einfach mehr als tragisch, wie das passiert ist. Es ist alles auf der Strecke passiert. Es hatte nichts mit Streckenbegrenzung oder Sicherheitseinrichtungen zu tun. Von daher noch tragischer. Natürlich stellt man sich die Frage, was kann man mit Blick auf die ganze Geschichte ändern, was kann man anpassen? Aber die Motorradprofis wissen alle ganz genau, auf was sie sich einlassen, wenn es um Ergebnisse und Höchstgeschwindigkeiten auf der Rennstrecke geht. Wie gesagt: Der Hockenheimring trägt hier keinerlei Schuld. Es war einfach ein tragischer Ablauf.
24-Jähriger stirbt Tödlicher Sturz bei Motorradmeisterschaft in Hockenheim
Beim Trainingslauf der Internationalen Motorradmeisterschaft auf dem Hockenheimring ist am Freitag der 24-jährige Superbike-Fahrer Leon Langstädtler nach einem Sturz gestorben.
SWR Aktuell: Wie oft kommt so was vor bei Ihnen?
Jochen Nerpel: Tatsächlich in dem Zusammenhang weniger oft. Hin und wieder gibt es schon Unfälle, speziell im Motorradbereich, ab und zu mal Knochenbrüche und so weiter. Aber Todesfälle haben wir tatsächlich wenige. Deshalb ist es umso schrecklicher, was da jetzt vorgefallen ist.
SWR Aktuell: Wie gehen Sie persönlich mit dem Unglück am Freitag um?
Jochen Nerpel: Tatsächlich ist mir der Unfall sehr nahe gegangen: Das Alter des Fahrers, der Unfallhergang und die Hilflosigkeit, die man auch hier als Geschäftsführer hat. Am Wochenende und auch heute (Montag) fiel und fällt es mir schwer, hier meiner Tätigkeit nachzukommen, weil es einfach zehrt und man sich immer wieder Fragen stellt. Aber das Leben geht weiter, wie man so dann sagt. Ja, das waren keine tollen Tage.