Studieren kostet junge Menschen in diesem Winter mehr

Einkaufen, heizen, wohnen: Heidelberger Studierende spüren die Krise

Stand
Autor/in
Susanne Beßler
Personenakte

Heidelberg gehört zu den teuersten Universitätsstädten Deutschlands. Angesichts von Inflation, Energiekrise und Ukrainekrieg ist das Leben für Studierende noch teurer geworden.

Die Mietpreise für Studentenbuden sind in Heidelberg besonders hoch. Auf dem freien Wohnungsmarkt zahlt man locker 500 Euro für ein kleines WG-Zimmer. Die Preise für ein Zimmer in einem Wohnheim des Heidelberger Studierendenwerkes sind da wesentlich günstiger. Meist kosten die Unterkünfte in einer Wohngemeinschaft dort zwischen 150 und 350 Euro warm. Trotzdem merken diese Studierenden die Teuerung am eigenen Geldbeutel.

Essen und leben - preiswert und nachhaltig

Mal schön essen gehen, das ist selten als Studierender. Manche nutzen deshalb die App "2 good 2 go", eine App für Essensreste. Mit ihr kann man sich vor allem in Restaurants und Bäckereien Reste des Tages abholen. Und das für rund 4,50 Euro pro Portion. Das lohnt sich. Deshalb machen Celine Noack und Leon Greiling das regelmässig. Die beiden Studenten kaufen oft für die ganze WG ein und haben mehrere Tage davon.

Wie kann man sich auch mit kleinem Budget klimafreundlich verhalten?

Das Heidelberger Studierendenwerk will trotz Warmmieten die Studenten zum Energiesparen aufrufen und hat deshalb zusammen mit dem BUND Heidelberg einen Energiespar-Wettbewerb aufgelegt. Wer bis Ende Januar am meisten spart, bekommt eine Wohnheimparty finanziert. Jede Woche wird in den Wohnheimen der Zählerstand gemessen und gezählt, wie viele Fenster auf Kipp stehen. Das Studierendenwerk macht das auch aus Eigeninteresse.

"Wir vermieten warm, was natürlich super ist für die Studierenden. Es bedeutet aber eben auch, dass in Zeiten steigender Energiekosten wir dann eventuell mehr Kosten haben. Und dass da die Studierenden mithelfen, das ist einfach fantastisch."

In ihrer kleinen WG versuchen Ella und Rio so viel Energie wie möglich zu sparen.
Ella Gugel und Henrike Wasmuth versuchen in ihrer kleinen WG so viel Energie wie möglich zu sparen.

"Ich glaub nicht, dass wir als Wohnheim so viel bewirken können, vielleicht dass wir die Miete unten halten können, wenn wir Glück haben. Aber wir können für andere Unistädte eine Inspiration sein.

Satt werden, wenn das Geld knapp ist

Bei den Lebensmittelpreisen merken die Studenten die Inflation besonders stark. In der Unimensa gibt es zwar günstigeres Essen. Am preiswertesten sind die Tagesgerichte für 2,50 Euro pro Portion. Doch wer sich am Buffet bedienen will, muss schon tiefer in die Tasche greifen. Weil da geht der Preis nach Gewicht.

"Der Bulgur Salat, den nehme ich mir wirklich jeden Tag, weil der nicht viel wiegt, lecker ist und satt macht. Aber keine Tomaten! Die sind zwar sehr lecker, aber haben sehr viel Wasser und sind sehr schwer. Und deshalb teuer."

Auch im Supermarkt müssen die Studenten jetzt genau hinschauen. Viele kaufen nur noch die Hausmarken der Discounter. Ein besonders preiswertes Gericht, das alle Studenten regelmässig essen: Spaghetti mit Pesto aus dem Glas. Das macht satt, ist vegetarisch und kostet nicht viel. Manche verzichten aber auch ganz auf bestimmte Lebensmittel, weil die einfach zu teuer sind.

"Ich bin immer sehr gern zur Bäckerei gegangen, um mir dort frisches Brot zu holen. Und das mach ich mittlerweile nicht mehr und ich schau auch immer nur nach den Angeboten.“

Als Frühbucher billiger Bahn fahren

Auch Mobilität kostet. Die meisten Studenten fahren deshalb Fahrrad oder benutzen den ÖPNV. Das 9-Euro-Ticket im Sommer fanden alle super. Auch wenn man damit nur Regionalbahnen nutzen konnte und deshalb nur mit viel Zeit über Baden-Württemberg hinaus unterwegs sein konnte. Nun warten alle sehnsüchtig auf das 49-Euro-Ticket. Wer weiter weg will, zum Beispiel um die Eltern zu besuchen, muss bei Zugtickets oft tief in die Tasche greifen. Etwas günstiger ist es mit Bahncard und Frühbucherrabatten.

"Wenn ich an Weihnachten nachhause fahre, dann hab ich auch schon im Oktober gekuckt, was gibt es da für Sparangebote und konnte dann auch entsprechend günstig im Dezember nachhause fahren. Da muss man natürlich auch frühzeitig planen, wie lange möchte man nachhause, wie lange bleibt man dort, wann fährt man?"

Ukrainische Studenten machen sich Sorgen wegen der Kälte

Die drei ukrainischen Brüder Artem, Yuri und Vlad Kyriienko sind vor einem dreiviertel Jahr vor dem Krieg in der Ukraine geflohen, studieren jetzt in Heidelberg und wohnen dort zusammen in einem Wohnheim des Studierendenwerks. Ein Weihnachten ohne ihre Familie, das war traurig für die drei. Aber immerhin, konnten sie per Videochat Kontakt halten. Doch das hängt auch vom Wetter ab.

"Letzte Woche war wärmer in der Ukraine. Aber heute in unserer Stadt ist minus 14 Grad. Der Stromverbrauch ist größer. Und deshalb ist der Funk nicht gut."

Die Stromausfälle und die Bomben machen ihnen Sorgen. Die drei kommen aus Tschernihiw, einer mittelgroßen Stadt unweit von Kiew. Bei der Offensive der russischen Truppen im Frühjahr erlebten die Brüder hautnah, was es heißt im Kriegsgebiet zu leben. Deshalb war Silvester für sie auch nicht nur fröhlich. Das viele Feuerwerk in Heidelberg erinnerte zu sehr an die Bomben.

"Wir waren an Silvester in Heidelberg unterwegs. Das war sehr schön, doch als das Feuerwerk losging, hatten wir Angst. Die Böller klangen, wie der Krieg zuhause. Da kommen Erinnerungen und Ängste hoch."

Heidelberg

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