Es war ein weiter Weg, den die afghanische Familie Ahmadi 2015 hinter sich gebracht hat – aus ihrer Heimat nach Deutschland, mit vier Kindern im Schlepptau, eines davon schwer mehrfach behindert. Seit nun fünf Jahren lebt die Familie jetzt in Hirschberg-Leutershausen, in einer grau-weißen Container-Anlage am Feldrand.
Innen trennt ein langer Flur die rechts und links abzweigenden, je 45 Quadratmeter großen Wohneinheiten. In zweien davon lebt die Familie Ahmadi: Die Eltern Sima und Majid, die Kinder im Alter von zwei bis 20 Jahren. Der Flur zwischen den beiden Wohnungen dient ihnen als Schuh- und Wäschekammer.
Leben im Container belastet die ganze Familie
Inzwischen ist die Familie zu acht: Die Eltern mit dem schwer behinderten Farshid und den zwei kleinsten in einem Container, die drei größeren Geschwister im anderen. Privatsphäre gibt es mit all den anderen Bewohnern drumherum quasi keine, sagt Mutter Sima Ahmadi (41):
Und mitten drin: Der 16-jährige mehrfach behinderte Farshid. Er wird morgens abgeholt und in die Martinsschule nach Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis) gebracht. Doch wenn er daheim ist, brauche er Rundumbetreuung und viel Aufmerksamkeit, sagt Vater Majid Ahmadi (44). Seine Aufgabe ist es auch, Farshid hin und her zu tragen - in die Dusche oder ins Bett.
Heidelberger Arzt sieht Versorgung gefährdet
Für einen Patientenlifter und einen Therapiestuhl, den der Junge eigentlich bräuchte, ist die Wohnung viel zu klein. Der Arzt des schwer behinderten Farshid schlägt deshalb Alarm:
Renate Rothe vom Runden Tisch Asyl in Hirschberg kennt die Familie schon seit ihrer Ankunft in Hirschberg. Sie weiß, wie schwierig die Situation für die Familie ist, auch für die Schulkinder. Es sei den Eltern sehr wichtig, dass ihre Kinder in der Schule gut mitkommen und gute Noten schreiben. Doch weil keines der Kinder einen eigenen Schreibtisch, geschweige denn ein eigenes Zimmer hat, sei konzentriertes Lernen fast unmöglich.
Wohnungssuche extrem schwierig
Doch die Suche nach einer angemessen großen Wohnung sei wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, sagt Annette Göhrig, die in Hirschberg für die gemeindeeigenen Wohnungen zuständig ist und die Familie bei der Wohnungssuche unterstützt. Selbst wenn man eine Wohnung mit mehreren Zimmern finde, werde schnell abgewunken: Das gebe Ärger mit den Nachbarn. Mitunter würden sogar Unterschriften gesammelt, um den Einzug der Familie zu verhindern.
Politiker um Hilfe gebeten
1.300 Euro Miete würde das zuständige Job-Center zahlen, doch die Berührungsängste seien groß, so Göhrig weiter. Inzwischen hat der Runde Tisch Asyl auch die Landtagsabgeordneten der Region und den Landrat des Rhein-Neckar-Kreises angeschrieben – doch die winken ab.
"Situation schadet Integration"
Nicht deren Zuständigkeit, Wohnungsnot ein allgemeines Problem, Aufgabe der Gemeinden, heißt es in den meisten Antworten. Renate Rothe jedenfalls hofft weiter – vor allem für die Kinder der Familie Ahmadi – denn, sagt sie: die Situation schade der Integration und der Seele der Kinder.