Fast zehnmal so viele Besucher wie Einwohner und Motivwagen so groß wie sonst nur im rheinischen Karneval. Dazu aufwändig genähte Kostüme bei den Fußgruppen. Der Fastnachtsumzug in der kleinen Gemeinde Malsch (Rhein-Neckar-Kreis) ist so außergewöhnlich, dass seit Jahren Narren aus der ganzen Region in den Ort strömen. Die Landesschau-Serie "Eine Woche in" hat die Vorbereitungen auf das große Ereignis in Malsch begleitet.
Malscher Fastnachtsgruppen im Wettstreit
Das Erfolgsrezept sind Humor, Zusammenhalt und eine Prise Konkurrenzkampf. Zum Beispiel, wenn beim Motivwagenbau jedes Jahr der Dorfwirt mit seiner Truppe gegen den benachbarten Winzer und dessen Mannschaft antritt. Oder wenn die "jungen Wilden" der Gruppe "Hodenkobolde", die alten Hasen der "Grauen Zone" herausfordern.
Umzug in Malsch: Fast 40 Fußgruppen
Was 1955 begann, um der Nachkriegszeit zu entfliehen, wurde schnell zu einem großen Spaß für die Vereine. Aus denen entwickelten sich im Lauf der Jahre dann auch viele private Gruppen. Viele von ihnen nehmen seit mehr als 50 oder 60 Jahren am außergewöhnlichen Umzug teil. Fast 40 verschiedene werden es auch 2024 wieder sein. Denn in Malsch ist Fastnacht gelebte Tradition und Lebenseinstellung.
Malsch oder Malsch? Welcher Ort ist gemeint?
Die Umzüge in Malsch sind einzigartig - und dazu gehören auch der Martinsumzug, Sommertagsumzug und die große Pferde-Wallfahrt zur Letzenberg-Kapelle. Dennoch kommt es manchmal zu Verwechslungen mit dem "anderen" Malsch. Das liegt bei Karlsruhe. Anrufer, die dort nach dem Fastnachtsumzug oder der Pferdewallfahrt fragen, werden freundlich weiter verwiesen. Denn zur Faschingszeit gibt es eigentlich nur ein "wahres" Malsch, nämlich das im Rhein-Neckar-Kreis - unweit von Heidelberg und Wiesloch.
Der Zugmarschall, die Aufstellung und die Sicherheit
Werner Keßler ist pensionierter Bankdirektor und seit 39 Jahren der "Zugmarschall" und Haupt-Organisator des legendären Faschingsumzugs.
Während immer mehr Umzüge in der Region wegen fehlenden Personals und versicherungsrechtlicher Fragen abgesagt werden müssen, scheint das in Malsch kein Problem zu sein. Der Verkehrs- und Heimatvereins Malsch mit Werner Keßler an der Spitze steht für die Organisation gerade und versichert alle Fahrzeuge und Teilnehmer.
Kosten werden durch Fastnachtsplaketten finanziert
Ein Großteil der Kosten wird aus dem Verkauf von Plaketten beim Umzug finanziert. Drei Euro kostet das Zuschauen in diesem Jahr. Grund sind vor allem die gestiegenen Preise für Security, aber auch Rettungskräfte. Denn Sicherheit wird in Malsch groß geschrieben, darauf achtet Keßler schon in der Vorbereitungszeit. Ab November ist er eigentlich ständig unterwegs und besucht die einzelnen Gruppen um frühzeitig auf die Einhaltung der Vorschriften zu achten.