Lastwagen stehen an der Autobahn 5 bei Karlsruhe auf einem Rastplatz auf Parklätzen.

Überfüllte Rastplätze

Nach ADAC-Kritik: Autobahn GmbH will neue Lkw-Parkplätze in BW schaffen

Stand

Laut einer bundesweiten Untersuchung des ADAC gibt es zu wenig Stellplätze für Lkw in BW. Nun will die Autobahn GmbH mehr Parkplätze schaffen und alte optimieren.

Auf den Rastanlagen an Autobahnen in Deutschland fehlen nach einer Untersuchung des ADAC tausende Lkw-Stellplätze. Das Resultat sind Parkverstöße der Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer. Diese sind an feste Ruhezeiten gebunden und somit oft gezwungen, ihren Lastwagen an nicht dafür vorgesehenen Stellen zu parken. Solche oftmals gefährlichen Parkpositionen kommen bundesweit an jeder zweiten Raststätte vor, heißt es in der Untersuchung des ADAC. Die Niederlassung Südwest der vielerorts zuständigen Autobahn GmbH kündigte am Dienstagabend auf SWR-Anfrage Verbesserungen an.

Auch in Baden-Württemberg sei die Anzahl der Stellplätze zu knapp, kritisierte der ADAC. Hier wurden meistens doppelt so viele Lkw an den Park- und Rastplätzen gezählt, wie eigentlich erlaubt, berichtet Melanie Mikulla, eine Sprecherin des ADAC, gegenüber SWR1 Baden-Württemberg. Insgesamt fehlen im Land dem ADAC zufolge 3.000 Stellplätze für Lkw.

Autobahn GmbH will Lkw-Parkplätze optimieren

Die in Deutschland für Autobahnen zuständige Autobahn GmbH teilte dem SWR mit, die Verbesserung der Lkw-Stellplatzkapazitäten an den Bundesautobahnen sei "eine vordringliche Aufgabe". Man setze einen Plan des Bundesverkehrsministeriums um, wonach neue Parkmöglichkeiten für Lkw geschaffen werden sollen. Zudem sollen verstärkt sogenannte telematische Parkverfahren zum Einsatz kommen. Das bedeutet beispielsweise, dass Lkw mithilfe von Anzeigen abhängig von ihrer Abfahrtszeit angeordnet werden. So sollen auf bereits vorhandenen Flächen bis zu 50 Prozent mehr Lkw parken können.

"Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Verdichtung von Parkräumen auf bestehenden Anlagen", so Petra Hentschel, Südwest-Pressesprecherin bei der Autobahn GmbH. In Baden-Württemberg gebe es besonders auf der A5 zwischen Basel in der Schweiz und Offenburg (Ortenaukreis) einen hohen Bedarf an Lkw-Stellplätzen. Bis zum kommenden Jahr sollen deshalb an der A5 zwischen Bad Krozingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) und Efringen-Kirchen (Kreis Lörrach) an den Parkplätzen Weidengrien, Blauenblick, Hardt und Galgenloch mehr Lkw-Stellplätze zur Verfügung stehen. Hentschel verwies auf die bereits erhöhte Zahl der Stellplätze am Parkplatz Köpfle sowie darauf, dass auch der Parkplatz Streitkopf noch im November mit Verbesserungen fertiggestellt werden soll.

Auch nahe Karlsruhe sollen Hentschel zufolge innerhalb der nächsten drei Jahre mehr Parkmöglichkeiten für Lkw an der A5 entstehen: an den Park- und WC-Anlagen Kreuzlach, Lußhardt und Mönchberg. Auch an anderen Autobahnstrecken im Land seien Maßnahmen geplant. An der A8 beispielsweise sollen die Kapazitäten am Rastplatz Pforzheim-Süd sowie der Park- und WC-Anlage Kämpfelbach (Enzkreis) erhöht werden.

Parksituation in Nordbaden "katastrophal"

Für die Untersuchung des ADAC wurde die Parksituation an insgesamt 96 Parkplätzen und Raststätten von Autobahnen geprüft. Im Gebiet des ADAC Nordbaden besuchten zwei Tester vier solcher Anlagen an den Autobahnen A5, A6 und A8. In den Ergebnissen spricht der ADAC von "katastrophalen Zuständen" und "teils hochriskanten" Parkpositionen der Lkw.

Allein in Nordbaden standen beim Check der ADAC-Prüfer vier Lkw in den Ein- und Ausfahrtsbereichen der Anlagen oder auf dem Seitenstreifen der Fahrbahnen. Das Parken in diesen Bereichen, die schon gar nicht mehr zum Gelände des eigentlichen Rastplatzes gehören, bezeichnet der ADAC als "hochriskant".

Außerdem parkten an den vier Anlagen insgesamt 47 Lkw außerhalb der markierten Parkflächen und 73 Lkw auf nicht zugelassenen Parkflächen, die eigentlich für Pkw, Busse und Wohnmobile vorgesehen sind.

ADAC fordert Ausbau der Stellplätze

Für Thomas Hätty, den Leiter Verkehr und Technik beim ADAC Nordbaden, ist diese Situation das Ergebnis von Versäumnissen der vergangenen Jahre: "Es wurde zu wenig gebaut, es gibt zu wenig intelligente Lkw-Parkleitsysteme und zu wenig Personal für konsequentere Polizeikontrollen", bemängelt Hätty in einer Pressemitteilung. Der ADAC fordert, die Lkw-Stellplätze auf Rastanlagen dringend auszubauen.

Besonderes Sorgenkind ist die Rastanlage Bruchsal West

Auf der Rastanlage Bruchsal West (Landkreis Karlsruhe) an der A5 zeige sich besonders stark, wie wenig der Bedarf an Lkw-Stellplätzen gedeckt sei, heißt es vom ADAC. 53 offizielle Stellplätze stehen hier zu Verfügung. "45 Lkw standen hier zusätzlich falsch geparkt", so ADAC-Sprecherin Mikulla. Zwei davon seien sogar in der Hochrisiko-Zone im Ein- oder Ausfahrtsbereich gestanden. Bei Dunkelheit oder schlechten Lichtverhältnissen könnten Autofahrer die Lkw leicht übersehen, was zu schweren Auffahrunfällen führen könne, sagt Mikulla.

Laut Petra Hentschel von der zuständigen Autobahn GmbH wurden bei der Bruchsaler Anlage "Potentiale für die Optimierung vorhandener Flächen und für Telematische Parkverfahren erkannt". Konkretere Informationen nannte Henschel auf SWR-Anfrage am Dienstag nicht.

Mikulla sieht die Fahrerinnen und Fahrer der Lkw unter einem extremen Druck. "Sie sind ja auf gesetzliche Pausen angewiesen", so die ADAC-Sprecherin. Wenn dann Stellplätze fehlen, seien falsch parkende Lkw unvermeidlich. Den Forderungen nach einem Ausbau der Stellplätze sowie einer Installation von Lkw-Parkleitsystemen stimmt auch sie zu.

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