Erstwähler Anton Stefe vor dem Wahllokal im Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg

Zukunftsthemen im Fokus

So war das erste Mal: 16- und 17-Jährige wählen in Freiburg

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Jessica Hans
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Kreuzchen setzen und das gleich bei zwei Wahlen: 16- und 17-Jährige konnten bei den Europawahlen 2024 zum ersten Mal wählen und kommunal gewählt werden. Viele von ihnen möchten die Zukunft aktiv mitgestalten.

Im Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg herrscht geschäftiges Treiben. In den Schlangen vor den verschiedenen Wahlkabinen reihen sich neben Alleinstehenden, Pärchen und Familien mit kleinen Kindern zum ersten Mal auch Jugendliche ein. Unter ihnen: die 16-Jährige Lea-Janne Gehring. Dass sie heute wählt, ist für die Schülerin selbstverständlich. Sie findet, dass jeder der wählen kann, auch wählen gehen sollte. Sie sei auch gut vorbereitet gekommen: Um sich für eine Partei zu entscheiden, habe sie im Vorwahl den Kommunal-O-Mat und den Wahl-O-Mat gemacht. Außerdem seien an ihrer der Schule sogenannte Junior-Wahlen durchgeführt worden. Wen sie gewählt hat, verrät sie nicht - dennoch seien ihr bei der Auswahl vor allem Themen wie Klima- und Tierschutz wichtig gewesen.

Wenn jemand nur so aus Spaß wählt, ist das kontraproduktiv. Aber wenn man von der Mehrheit der 16-Jährigen ausgeht, die das auch ernst nimmt, finde ich das gut.

Ihre Eltern vertrauen darauf, dass sie verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen kann. Sie erwarten von den jugendlichen Wählern einen Blick in die Zukunft. Junge Wähler können auch informierte Entscheidungen treffen, zum Beispiel zu Themen wie Digitalisierung.

Auch sie hat von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht: die 16-jährige Lea-Janne Gehring mit ihren Eltern vor einem Wahllokal in Freiburg.
Auch sie hat von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht: die 16-jährige Lea-Janne Gehring mit ihren Eltern vor einem Wahllokal in Freiburg.

17-jähriger Erstwähler hofft auf mehr Stimmen gegen Rechts

Wenig später kommt auch der 17-jährige Anton Stefer am Wahllokal an - ebenfalls in Begleitung seiner Eltern. Ähnlich wie Lea-Janne habe auch er den Wahl-O-Mat genutzt und sich vorher die verschiedenen Parteiprogramme angeschaut. Am Anfang habe er etwas Respekt vor der Masse an Informationen gehabt. Jetzt habe er aber einen ganz guten Überblick. Dass die Jugend sich jetzt auch für den Gemeinderat wählen lassen kann, findet er super - auch wenn das für ihn selbst noch nichts sei. Bei den Kommunalwahlen war es ihm besonders wichtig, Parteien zu wählen, die sich für Klimaschutz und bezahlbaren Wohnraum einsetzen, Themen, die ihn in Zukunft betreffen werden. Zudem hofft er, dass durch die Beteiligung junger Wähler der "rechte Trend" abnimmt.

Als Anton aus dem Wahllokal kommt, wirkt er erleichtert und hat ein entspanntes Lächeln auf den Lippen. Er habe sein Kreuz gesetzt und sei jetzt gespannt auf das Ergebnis.

Hat sich gut angefühlt, ging relativ schnell. Jetzt bin ich gespannt auf das Ergebnis.

Erfahrene Wähler unterstützen Jugendliche

Mit 16 Jahren wählen und gewählt werden zu können, ist neu bei den Kommunalwahlen. Das Wahlrecht ab 18 Jahren wurde erst 1972 eingeführt. Vorher musste man in Deutschland bis zum 21. Lebensjahr warten, um wählen zu dürfen. Ulrike Vallaud-Mersch, Mitglied der Bürgerinitiative "Omas gegen Rechts", steht ebenfalls in der Schlange vor dem Wahllokal. Sie ist der Meinung, dass heutige 16-Jährige definitiv die nötige Wahlkompetenz besitzen. Diese Ansicht teilt auch Rentner Heribert Weiland. Allerdings befürchtet er, dass Jugendliche in politischen Ämtern mit Aufgaben betraut werden könnten, für die ihnen die Erfahrung fehlt.

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