In der Goethe-Apotheke in Ettlingen herrscht ordentlich Betrieb. Im gleichen Haus sind zwei Kinderärzte, erklärt Inhaberin Silke Groth. Etwa 20 bis 30 Mal am Tag kommen Eltern mit einem Rezept für ibuprofen- oder paracetamolhaltigen, fiebersenkenden Saft. Aber der ist ausverkauft. Schon seit drei Wochen hat Silke Groth keinen mehr von ihrem Großhändler bekommen. Das liegt unter anderem daran, dass ein großer Hersteller aus der Produktion ausgestiegen ist, aber auch an einer aktuell überdurchschnittlichen Nachfrage.
Beratung gestresster Eltern kostet Zeit und Nerven
Weil die Diskussionen mit gestressten Eltern viel Zeit und Nerven kosten und weil Silke Groth natürlich lieber helfen will, hat die Apothekerin letzte Woche beschlossen, den Saft selbst herzustellen. 50 leere Fläschchen hat Groth erstmal bestellt.
Behörden prüfen Produktion von Fiebersaft auf Vorrat
Normalerweise dürfen Apotheken Medikamente nur einzeln auf Rezept, nicht auf Vorrat produzieren. Weil die Lage aber aktuell so angespannt ist, erwägen die zuständigen Behörden entsprechende Ausnahmeregelungen. Die Zubereitung erfolgt streng nach Rezept. Die eigentliche Herstellung übernimmt Michaela Ripp, pharmazeutisch-technische Assistentin in der Goethe-Apotheke. Alles anmischen, die Fläschchen beschriften, die Lagerung im Kühlschrank - alles in allem ein ziemlicher Aufwand, betont Silke Groth.
Die schlechte Nachricht für alle Eltern: Erdbeer- oder Orangengeschmack - wie bei den industriell gefertigten Säften - wird es beim Fiebersaft, Marke Eigenbau, nicht geben. Der Saft ist außerdem im Kühlschrank nur wenige Wochen haltbar. Was Silke Groth aber mehr Sorgen macht als Geschmacksrichtung und Haltbarkeit, ist der Preis: Normalerweise kostet der Saft nur ein paar Euro. Silke Groth hat aber ausgerechnet, dass ihrer, damit sich ihr Aufwand rechnet, eigentlich eher 17 Euro kosten müsste.
Wer übernimmt die Mehrkosten für Fiebersaft aus Apotheke?
Ob die Ärzte den selbst gemischten Fiebersaft verschreiben können und wollen und ob die Krankenkassen diese Kosten übernehmen, ist ungewiss. Silke Groth will Ihren Saft deshalb jetzt erstmal zu einem moderaten Preis anbieten. Wie lange sie das durchhalten kann, ist ebenfalls unsicher. Genauso wie die Frage, wie lange es dauern wird, bis die großen Pharmakonzerne wieder Fiebersaft liefern.