Der Klinikverbund hatte seine Medizinkonzeption 2030 im November vorgestellt. Danach bleibt Calw mit seinem neu entstehenden Gesundheitscampus Grundversorger mit 166 Betten. Als Behandlungsschwerpunkte sind Unfallchirurgie, Orthopädie, Innere und Altersmedizin vorgesehen. Die Neurologie hingegen wird nach Nagold verlegt, sobald die baulichen Voraussetzungen dafür geschaffen wurden. Anders, als von vielen in der Region befürchtet, sollen Herzinfarkte und Schlaganfälle auch weiter in Calw behandelt werden – solange die Krankenkassen die Kosten übernehmen.
Geburtshilfe nach Nagold verlagert
Der Standort Nagold mit fast 300 Betten soll in den kommenden Jahren zum Schwerpunktversorger mit einer 24-Stunden-Notfallversorgung ausgebaut werden. So ist geplant, die Geburtshilfeabteilungen von Calw und Herrenberg in Nagold zusammenzuführen. Dies soll bereits im kommenden Jahr geschehen. Weitere Schwerpunkte sind Kardiologie, Chirurgie, Onkologie und Urologie.
Weiterhin 24-Stunden-Notfallversorgung in beiden Kliniken
Landrat Helmut Riegger spricht von einem sehr guten Ergebnis für den Kreis Calw. Es sichere die klinische Versorgung in der Region für die nächsten Jahre. Auch eine Notfallversorgung rund um die Uhr an beiden Klinikstandorten sei gewährleistet. Laut Trägern ist Ziel des Konzepts, die Kreiskliniken in einem immer schwieriger werdenden Umfeld fit für die Zukunft zu machen und vor der Privatisierung zu schützen. Die Pläne sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre umgesetzt werden.
Kritik aus Calw: "Hals-über-Kopf-Politik"
Kritik am Medizinkonzept kam aus der Stadt Calw von der Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung und Oberbürgermeister Florian Kling. Beide bemängelten, das gesamte Verfahren sei nicht transparent genug, die Öffentlichkeit zu wenig eingebunden gewesen. So seien Unterlagen zu spät veröffentlicht worden und Fragen von Gemeinderat und Bürgerinitiative unbeantwortet geblieben. Auch seien die Pläne offenbar unter enormem Zeitdruck entstanden und beinhalteten noch viele ungeklärte Fragen. OB Kling spricht von einer "Hals-Über-Kopf-Politik".
Klinikverbund und Landrat weisen Kritik zurück
Klinikverbund und Landratsamt haben die Vorwürfe als unbegründet zurückgewiesen. Landrat Riegger verwies auf zahlreiche Sitzungen von Kreistag, Ausschüssen und anderen Gremien sowie unzählige Treffen mit Krankenhauspersonal, Bürgerinitiative und weiteren Betroffenen. Zudem habe es zwei öffentliche Informationsveranstaltungen gegeben.