In Rheinstetten (Kreis Karlsruhe) hat der Dachstuhl eines Neubaus ein Feuer ausgebrochen. Bereits in den vergangenen Tagen hatte es in Rheinstetten zweimal gebrannt.

Interview

Brände in Rheinstetten: Einsatzleiter spricht über die Belastungen der letzten Wochen

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Fabiola Germer
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Mehrere Brände hielten die Freiwillige Feuerwehr in Rheinstetten in den vergangenen Wochen in Atem. Einsatzleiter Thomas Bogenschütz spricht im Interview über die Belastungen der letzten Wochen.

Die Freiwillige Feuerwehr in Rheinstetten bei Karlsruhe wurde in den vergangenen Wochen ganz schön gefordert. Sieben Brände in vier Wochen mussten die Einsatzkräfte bekämpfen. Die Polizei sprach gegenüber dem SWR für eine Stadt dieser Größe von einer eher ungewöhnlichen Häufung. Hinzu kam nun ein Brand zweier Wohnhäuser in der Silvesternacht. Noch laufen die Ermittlungen der Polizei zur Ursache.

Brandserie bei Karlsruhe: "Brände sind kein Dauerzustand"

Der stellvertretende Kommandant Thomas Bogenschütz ist seit 40 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr in Rheinstetten und war als Einsatzleiter bei dem Brand in der Silvesternacht vor Ort. Er sieht die mehreren Brände nicht als Dauerzustand und warnt davor, die Brände als "Brandstiftung" vorzuverurteilen und damit Ängste zu schüren.

SWR Aktuell: Herr Bogenschütz, es gab in den vergangenen vier Wochen sieben Brände. In der Silvesternacht kam ein weiterer Großbrand hinzu. Wie schätzen Sie diese Häufung ein?

Thomas Bogenschütz: Die ersten Einsätze waren meistens Fahrzeugbrände, hier liegt der Verdacht nahe, dass das Feuer nicht unbedingt von alleine angeht. Wenn mehrerer solcher Fahrzeugbrände in Folge sind, weiß man nicht, ist der eine zufällig durch einen technischen Defekt entstanden? Und der andere war dann vielleicht wirklich Brandstiftung. Aber das ermittelt aktuell noch die Polizei.

Bei den nachfolgenden Bränden fragt sich natürlich der Bürger: "Ist das Brandstiftung?" Aber in der Silvesternacht ist es denkbar, dass es ein Irrläufer von einer Rakete war. Aber auch das ist Gegenstand der Ermittlungen der Polizei. Aktuell ist es so: Es gibt mal wieder eine Serie und dann kann es sein, dass es wieder jahrelang ruhiger wird. Ich glaube nicht, dass diese Häufung nun die Regel ist.

Der stellvertretende Feuerwehrkommandant und Einsatzleiter Thomas Bogenschütz über die Brandserie in Rheinstetten:

SWR Aktuell: Wie ist die Stimmung gerade in der Freiwilligen Feuerwehr in Rheinstetten?

Thomas Bogenschütz: Es ist natürlich anstrengend. Die letzten Einsätze über Silvester und Neujahr waren in Folge ziemlich große Einsätze und dann kommt man auch nicht zum Schlafen. Ich selbst hatte von der Silvesternacht aus die ersten zwei Tage etwa drei oder vier Stunden Schlaf. Nach dem Einsatz ist das Ganze auch noch nicht beendet. Die Geräte müssen wieder instand gesetzt werden, die Fahrzeuge müssen wieder klar gemacht werden.

Das beansprucht auch sehr, ja. Wir haben aber auch die kommunale Zusammenarbeit mit den anderen Feuerwehren. Zum Beispiel in Ettlingen. Die können wir jederzeit hinzuziehen.

SWR Aktuell: Was muss nach einem Einsatz gemacht werden, damit Sie wieder einsatzfähig sind?

Thomas Bogenschütz: Das Banalste: Die Autos müssen getankt werden. Mit Treibstoff und Löschmittel. Die ganzen Schläuche müssen geprüft und gereinigt werden. Das wichtigste Gerät, das wir in einem Brandeinsatz haben, ist das Atemschutzgerät. Das ist technisch sehr aufwendig. Es muss zerlegt, gereinigt, geprüft und desinfiziert werden. Und auch die persönliche Schutzausrüstung muss nach einem Brand gewaschen werden. Das alles machen unsere hauptamtlichen Gerätewarte.

Rheinstetten, Kreis Karlsruhe

Wohl kein Zusammenhang mit Brandserie Erneut Feuer in Rheinstetten: Brand im Dachstuhl von Neubau

In Rheinstetten hat es in einem Dachstuhl gebrannt, die Polizei geht von Fahrlässigkeit aus. Dennoch ermittelt die Polizei wegen einer Brandserie - in letzter Zeit hatte es dort mehrere Feuer gegeben.

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SWR Aktuell: Wie nehmen Sie die Stimmung in Rheinstetten wahr? Gibt es Sorgen in der Bevölkerung wegen der Brände?

Thomas Bogenschütz: Ja, Sorgen sind natürlich da. Man muss nur aufpassen mit voreiligen Schlüssen wie "Es ist immer Brandstiftung, wenn es irgendwo brennt". Bloß, weil nur der Verdacht da ist. Solange es nicht erwiesen ist, ist es ein normales Feuer, dass durch irgendwelche Ursachen, die ermittelt werden müssen, entstanden ist. Da muss man einfach aufpassen, damit man keine Ängste schürt.

SWR Aktuell: Sie haben gesagt: Am Limit sind Sie in der Mannschaft noch nicht. Trotz der in der Vergangenheit gehäuften Einsätze schlägt Ihr Herz für die Feuerwehr.

Thomas Bogenschütz: Ja. Man denkt, wenn so viele Einsätze kommen, dass die Einsatzbereitschaft der Kameradinnen und Kameraden nachlässt. Aber das ist eben nicht so. Wir leben für die Feuerwehr und für die Bürger, um ihnen zu helfen. Die Freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen kommen immer wieder zu den Einsätzen, auch wenn sie mal müde sind.

Natürlich sehen wir dann nicht unbedingt so frisch aus. Aber nichtsdestotrotz sind alle da, um zu helfen. Wir bekommen auch viel Unterstützung von den Bürgern. Zum Beispiel warmer Tee an den Einsatzstellen. Das motiviert uns auch.

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