Am Sonntag stimmen die Bürger in Durmersheim darüber ab, ob die Gemeinde sich für eine Verlängerung der Karlsruher Stadtbahnlinie S2 von Rheinstetten nach Durmersheim einsetzen soll. Eine Bürgerinitiative wünscht sich die Anbindung, der Bürgermeister und große Teile des Gemeinderats sehen sie aus Kostengründen kritisch.
Die Argumente der Initiatoren für die S2-Verlängerung sind zahlreich. Vor allem die Geschäftswelt könne davon profitieren, heißt es in einer Informationsbroschüre zum Bürgerentscheid. "Wichtige Teile von Karlsruhe" seien bislang per ÖPNV nur unzureichend erreichbar. Zudem eröffneten sich durch die Verlängerung "neue Verkehrsbeziehungen zwischen Durmersheim und Rheinstetten". Busse seien keine Alternative, da Bahnen eine höhere Transportkapazität aufwiesen, mehr Barrierefreiheit böten und eine höhere Pünktlichkeit gewährleisteten.
Wirtschaftlichkeitsgutachten für S2-Verlängerung fehlt noch
Aus Sicht der Befürworter liege der Kostenaufwand für die rund dreieinhalb Kilometer lange Bahnstrecke bei rund 54 Millionen Euro. Pro-S2 Sprecher Dieter Balle hält eine Förderquote von 85 Prozent für möglich, wodurch auf kommunaler Ebene eine Summe von sieben Millionen Euro gestemmt werden müssten. Ob sich die Summe als realistisch erweist und ob das Projekt überhaupt wirtschaftlich ist, soll eine Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) belegen. Voraussetzung dafür ist, dass die Bürger am Sonntag mehrheitlich für die Verlängerung stimmen.
Durmersheimer Gemeinderat klar gegen Verlängerung
Die CDU als größte Fraktion im Durmersheimer Gemeinderat spricht von einem "Millionengrab S2". Sie argumentiert, dass die Gemeinde auch bei einer Teilförderung einen zweistelligen Millionenbetrag selbst tragen müsse. Hinzu kämen jährliche Betriebskosten von 500.000 Euro. Darüber hinaus sieht die CDU Lärm- und Verkehrsbelastung als Problem. Die Argumente teilen große Teile des Gemeinderats: So stimmten bei einer Gemeinderatssitzung 16 Räte einem Antrag der Wählervereinigung "Bürgerliste und Grüne" (BuG) und der Freien Wähler Gemeinschaft (FWG) gegen die Verlängerung zu. Nur ein Gemeinderat stimmte gegen den Antrag, ein weiterer enthielt sich. Die Bürgerinitiative "Pro S2-Verlängerung" sieht das völlig anders.
Bürgermeister ebenfalls gegen S2-Verlängerung
Dem Bürgerentscheid war ein Bürgerbegehren vorausgegangen, bei dem die Initiatoren von "Pro S2" insgesamt 1.136 Unterschriften an Durmersheims Bürgermeister Klaus Eckert (SPD) übergeben hatten. Eckert selbst ist gegen die Verlängerung und richtet sich in der Informationsbroschüre an die Bevölkerung, ebenfalls mit "Nein" zu stimmen. Neben den hohen Kosten sieht er eine zehn- bis 15-jährige Planungs- und Bauzeit. Auch darum zieht er den Busverkehr vor.
S2-Verlängerung hat keine Priorität
Katharina Dieterle verantwortet als Leiterin die Projektplanung bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) und der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). Grundsätzlich hält sie eine Planungs- und Bauzeit zwischen sieben und zehn Jahren für möglich. Jedoch, betont sie, hätten andere Maßnahmen deutlich höhere Priorität. Herausforderungen sieht sie in der Wohnbebauung und den engen Radien, die die gewünschte Streckenführung der Initiative notwendig machen würde. Dieterle betont jedoch auch, dass fundierte Aussagen erst nach weiteren Planungsschritten getroffen werden könnten.
Beide Seiten geben sich siegesgewiß
Dieter Balle ist optimistisch, dass sich eine breite Unterstützung seiner Initiative, die er im Vorfeld des Entscheides erfahren habe, auch an der Wahlurne zeige: "In der Bevölkerung lebt der Traum der S2-Verlängerung seit mehr oder weniger 30 Jahren." Darum glaubt Balle an einen Erfolg. Bürgermeister Eckert zeichnet ein anderes Bild: "Von den Leuten, mit denen ich mit unterhalten habe, sind 75 Prozent dagegen."