Das alte Dorfhaus gegenüber der Feuerwehr in Walzbachtal-Jöhlingen ist über 300 Jahre alt. Eine Architektin und ihr Ehemann sanieren das Gebäude mit Unterstützung der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. Die Baustelle ist zu einer Attraktion im Dorf geworden.
Tapeten in sieben Schichten an den Wänden
Das Haus ist ein bisschen schief. Der Untergrund habe über die Jahre nachgegeben, sagt Aleksandra Schemmick, Architektin und Bauherrin. Aber es bestehe kein Grund zur Sorge, der Statiker war schon da.
Immer wieder, erzählt sie, kommen Dorfbewohner vorbei. Sie freuen sich über die Arbeiten, manche erinnern sich an die Geschichte des Hauses. Eine Blechnerei sei vor vielen Jahren im Erdgeschoss gewesen.
Im vergangenen Herbst hat sie das kleine alte Haus gekauft, das nach einem früheren Bewohner Grünwedelhaus genannt wird. Gemeinsam mit ihrem Mann saniert sie das Gebäude. Bei der Arbeit begibt sie sich immer wieder auf Spurensuche.
An den Wänden im Obergeschoss zum Beispiel kleben sieben Schichten Tapete übereinander. Schicht für Schicht ist es eine Zeitreise durch die Jahrhunderte.
Sanierung mit viel Fingerspitzengefühl
Rund 40 Quadratmeter Fläche hat das Gebäude im Erdgeschoss. Die alten Wände aus Stein sind zum größten Teil unverputzt. Etliche tragende Holzbalken sind schon seit dem Bau des Hauses an Ort und Stelle. Müssen einzelne Balken ausgewechselt werden, kümmert sich Aleksandras Mann, Hans-Gerd Schemmick, darum. Er ist Zimmerer.
Müssen Balken getauscht werden, wird kein neues Holz eingebaut. Der Charme des alten Hauses soll auf jeden Fall erhalten werden. Für diesen Fall sammelt die Bauherrin gebrauchte "Ersatzteile" aller Art.
Moderne Heizung im alten Häuschen
Das kleine schiefe Haus im Jöhlinger Ortskern wird Schritt für Schritt auf den neuesten technischen Stand gebracht. In dieser Woche wird eine Holzpelletheizung eingebaut. Es werden Stromleitungen gelegt und Fenster erneuert. Um Handwerker zu finden, die die Aufgabe in einem so alten Haus auf sich nehmen, müsse man viel telefonieren, sagt die Bauherrin. Es mache nicht jeder mit.
Im kommenden Frühjahr will Aleksandra Schemmick im Erdgeschoss in ihr neues Büro einziehen. Im Obergeschoss soll später ein Wohnbereich entstehen. Ihr Sohn spekuliere schon darauf, erzählt sie lachend.
Architektin arbeitet eng und erfolgreich mit dem Denkmalschutz
Alexandra Schemmick hat sich als Architektin auf die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude in Baden-Württemberg spezialisiert. Sie plant für Privatpersonen Sanierungsprojekte und weiß auch, wie man an Fördergelder kommt. Das seien oft nicht unerhebliche Summen, sagt sie. Bei der Planung eines Projekts gehe sie immer zunächst von den Kosten für einen vergleichbaren Neubau aus.
Große Unterstützung von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hebt die Bedeutung des Grünwedelhauses in Walzbachtal Jöhlingen hervor und lobt das Engagement der Denkmal-Retterin. Im Ortsbild von Jöhlingen stelle das Haus einen Fixpunkt dar, so Stefan Köhler, Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg,
Unter dem Motto "Bürger retten Denkmale" fördert die Denkmalstiftung in diesem Jahr 35 Projekte in Baden-Württemberg. Das Grünwedelhaus in Walzbachtal-Jöhlingen ist eines davon. Der Erhalt des Gebäudes sei von öffentlichem Interesse und ein Beispiel für neues Wohnen und Arbeiten, betont die Stiftung.