Ukrainehilfe aus Weikersheim

Nach Ukraine-Konferenzen in Luzern und Berlin

Diskussion um Hilfe im Kriegsgebiet beschäftigt Region Heilbronn-Franken

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AUTOR/IN
Luisa Funk

Wie ein Wiederaufbau aussehen könnte, überlegen nicht nur Politiker, sondern auch viele Menschen aus der Region Heilbronn-Franken, die sich in der Ukraine engagieren.

Ob bei der Ukraine-Friedenskonferenz jetzt am Wochenende in Luzern (Schweiz) oder zuletzt bei der Wiederaufbaukonferenz in Berlin - über die Unterstützung für die Ukraine wird auf hoher Ebene diskutiert. Auch in der Region Heilbronn-Franken überlegen engagierte Menschen, was sie tun können. Einer, der bereits vor Ort hilft, ist der Heilbronner DHBW-Professor Thorsten Krings. Er besuchte Anfang Mai zum zweiten Mal die Universität in der ukrainischen Stadt Dnipro, wo er fünf Tage lang Vorlesungen hielt. Aber auch die Ukrainehilfe Weikersheim (Main-Tauber-Kreis) oder der Ilsfelder (Kreis Heilbronn) Sascha Groß und sein Team sind regelmäßig im Kriegsgebiet. Sie sind sich einig: Ein teilweiser Wiederaufbau der Ukraine ist bereits möglich.

Wiederaufbaukonferenz sinnvoll

Hans-Joachim Haas von der Ukrainehilfe Weikersheim hält die Wiederaufbaukonferenz für sinnvoll. Es sei sehr wichtig, frühzeitig zu planen und zu überlegen, wie genau der Wiederaufbau funktionieren soll. So könne man schneller handeln. "Erst große Planungen anzustellen, wenn der Krieg vorbei ist, wäre sicherlich kontraproduktiv", so Haas. Dass man das ganze Land jetzt schon wiederaufbauen könne, glaubt er allerdings nicht. Vor allem in den umkämpften Gebieten sei noch nicht an Wiederaufbau zu denken. Infrastruktur, Krankenhäuser oder Schulen in der Zentral- und Westukraine hingegen könne man durchaus wieder aufbauen. Das sei enorm wichtig für die Menschen vor Ort.

Teilweiser Wiederaufbau schon jetzt nötig

Auch Sascha Groß ist der Meinung, dass man wichtige Infrastruktur wie Stromversorgung schon jetzt wiederaufbauen müsse. Denn das ganze Land sei vom Krieg betroffen, obwohl der nur in einem kleinen Teil stattfindet. Durch Bombenangriffe gebe es öfters Stromausfälle. "Da muss man wieder aufbauen oder Ersatz schaffen", sagt er. Sascha Groß fährt ebenfalls regelmäßig in die Ukraine, das nächste Mal in zwei Wochen. Dann will er unter anderem einen gespendeten Kleinbus und Krankenbetten liefern. Zurzeit sucht sein Team noch einen kleinen Lkw, mit dem die Betten transportiert werden können. Die Ukrainehilfe Weikersheim plant ihre nächste Fahrt Anfang September.

Ermüdungserscheinungen bei der älteren Bevölkerung

Die Stimmung in der Ukraine hat sich zum ersten Besuch des DHBW- Professors Thorsten Krings verändert: "Bei den Kollegen sieht man Ermüdungserscheinungen nach zwei Jahren Krieg, ohne dass ein Ende abzusehen ist", so Krings. Die Studierenden hingegen wären bei seinem Besuch sehr positiv und zuversichtlich gewesen. "Wir haben in meiner Vorlesung auch darüber gesprochen, wie sie sich eine Ukraine nach dem Krieg vorstellen. Da kamen sehr engagierte Aussagen, zum Beispiel, dass sie sich für eine demokratische Ukraine mit sozialer Gerechtigkeit einsetzen wollen", erzählt Krings.

Ein Professor sitzt mit den Studierenden im ukrainischen Luftschutzbunker, macht dort eine Vorlesung und erklärt ihnen etwas
Eine besondere Art der Vorlesung: Thorsten Krings lehrt im Luftschutzbunker während eines Luftalarms.

Thorsten Krings möchte nochmal in die Ukraine für Vorlesungen reisen, geplant ist ein Besuch im September oder Anfang Oktober. Dann möchte er die jungen Menschen in Demokratieentwicklung lehren und ihren Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren. Was er aus seinem Besuch in Dnipro mitnimmt: "Es gibt dort eine junge Generation, die viel gesellschaftlich und politisch gestalten will. Dabei möchte ich sie unterstützen."

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Luisa Funk