Nach einem Stadtbahnunfall auf der Strecke S4 zwischen Leingarten und Schwaigern (Kreis Heilbronn) musste der Streckenabschnitt für mehrere Stunden gesperrt werden. Seit etwa 15 Uhr ist die Sperrung aufgehoben, so die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). Es könne allerdings noch zu vereinzelten Verspätungen kommen, heißt es in der entsprechenden Mitteilung weiter.
Frontscheibe zersplittert, Fahrer leicht verletzt
Gegen 7 Uhr am Freitagmorgen fuhr der Lokführer einer Regionalbahn der Linie S4 in Richtung Heilbronn, als auf den Gleisen vor ihm ein Baumstamm auftauchte. Trotz eingeleiteter Schnellbremsung konnte der Fahrer einen Zusammenprall nicht mehr verhindern, wie die ermittelnde Bundespolizei mitteilte. Die Frontscheibe der Bahn wurde komplett zerstört, der Fahrer erlitt leichte Schnittverletzungen im Gesicht und musste ärztlich versorgt werden.
Passagiere erschrocken, aber unverletzt
Nach Angaben der Bundespolizei blieben die rund 60 Fahrgäste in der Bahn unverletzt und wurden aus dem Zug evakuiert. Die AVG hatte zunächst von 30 bis 40 Fahrgästen gesprochen. Einer der Fahrgäste, der mit einer Gruppe der Lebenshilfe nach Heilbronn unterwegs war, beschrieb den plötzlichen Aufprall gegenüber dem SWR als heftig.
Man habe sich sehr erschrocken, trotzdem sei glücklicherweise alles glimpflich verlaufen und auch das Krisenmanagement habe gut funktioniert, so der Fahrgast. Auch wenn die Passagiere lange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, bis es schließlich mit Ersatzbussen der AVG weiter ging.
Notfallmanager der AVG: "Fahrer haben keine Chance"
Der Notfallmanager der AVG, Andreas Sommer, sagte gegenüber dem SWR, der Fahrer habe keine Chance gehabt, rechtzeitig auszuweichen. Lokführer der Stadtbahnen fahren nach Signal, nicht auf Sicht, erklärt Sommer.
In der Dunkelheit am Morgen und bei Geschwindigkeiten von 80 bis 100 Kilometern pro Stunde sei ein Zusammenprall mit Hindernissen auf den Gleisen kaum vermeidbar. Die Strecken würden zwar regelmäßig inspiziert, jeden einzelnen Baum könne man aber kaum überprüfen, so Sommer weiter. Nach dem Sturm in der Nacht auf Freitag und durch den aufgeweichten Böden nach dem lang anhaltenden Regen sei einer der Bäume umgeknickt und habe einen weiteren auf die Gleise gerissen.
Sommer zeigte sich vor allem erleichtert, dass keiner der Insassen schwerer verletzt wurde, das sei das Wichtigste.
Bahn und Oberleitung beschädigt, Aufräumarbeiten dauern
Die Reparaturarbeiten hatten immer mehr Zeit in Anspruch genommen: Zunächst hieß es, ab 9 Uhr könnte die Strecke wieder frei sein, das wurde dann auf 14 Uhr korrigiert., Zuletzt hieß es, die Strecke bleibe "bis auf Weiteres aufgrund von Reparaturarbeiten" gesperrt. Seit etwa 15 Uhr am Freitagnachmittag ist sie wieder befahrbar.
Da beim Unfall sowohl die Bahn als auch die Oberleitung beschädigt wurden, dauerten die Aufräumarbeiten länger als ursprünglich gedacht. Aus Karlsruhe musste ein Spezialfahrzeug anfahren, um die Oberleitung zu reparieren, damit die beschädigte, aber noch fahrtüchtige Bahn zur Reparatur nach Karlsruhe fahren kann.