Nach der zerstörerischen Fahrt eines Baggers in Grünsfeld und Tauberbischofsheim (beides Main-Tauber-Kreis) sind die Hintergründe weiter unklar. Ein Mann hatte am Silvesternachmittag einen Bagger in Grünsfeld in seine Gewalt gebracht, Fahrzeuge und Gebäude gerammt und drei Polizeibeamte bei einer rund einstündigen Verfolgungsjagd verletzt. Die Beamten konnten den 38-Jährigen schließlich mit Schüssen stoppen. Er starb vor Ort trotz Reanimierungsversuchen, so die Polizei.
Bürgermeister von Grünsfeld ist "entsetzt"
Bereits kurz nach der Tat äußerte sich der Bürgermeister von Grünsfeld, Joachim Markert (CDU), im SWR: "Ich bin total entsetzt." Das sei eine ganz schwierige Situation zum Ende des Jahres, so Markert.
Am Neujahrstag war auch Tauberbischofsheims Bürgermeisterin Anette Schmidt (parteilos) noch fassungslos. "Man findet gar nicht die richtigen Worte, um auszudrücken, was da passiert ist. Und vor allem ist es so unbegreiflich, was einen Menschen antreiben kann zu so einer schrecklichen Tat." Schmidt lobte das schnelle Handeln der Einsatzkräfte. Sie hätten Schlimmeres verhindert.
Schock bei Menschen in Tauberbischofsheim und Grünsfeld
Viele Menschen in Grünsfeld und Tauberbischofsheim waren nach der Tat geschockt. Es sei surreal, dass so etwas in Grünsfeld passiere, sagte ein Passant. Eine Anwohnerin fand den Vorfall "gruselig". "Man kann nicht mehr rausgehen, ohne Angst zu haben", sagte sie. "Das ist schon sehr erschreckend", meinte ein weiterer Passant. Am Neujahrsmorgen fuhren immer wieder Menschen am Tatort vorbei, um sich den Ort des Geschehens anzuschauen.
Polizei schaltet Hinweisportal nach Tat
Der Hintergrund der Tat ist unklar. Die Polizei schrieb auf X zunächst von einer "mutmaßlichen Amokfahrt", spricht von einem "Amokfahrer". In der Pressemitteilung, die etwas später veröffentlicht wurde, war davon nicht mehr die Rede. Auch am Tag nach der Bagger-Zerstörungsfahrt war das Motiv des Mannes weiterhin unklar. Die Ermittler schlossen aber eine politisch motivierte Tat aus. Geschädigte und Zeugen können sich über ein Hinweisportal bei der Polizei melden. Laut Polizei war der Mann ein 38-jähriger Deutscher. In den kommenden Tagen sollen weitere Details auch zum Motiv bekannt gegeben werden.
Nach SWR-Informationen arbeitete der Mann in der Vergangenheit bei der Baufirma, von der er den Bagger entwendet hatte. Außerdem wohnte er wohl nicht mehr im Main-Tauber-Kreis, ist womöglich eigens für die Tat dorthin gefahren. Wie der SWR erfuhr, war ihm vor rund einem Jahr gekündigt worden. Das Autohaus, der Tatort in Tauberbischofsheim, und die Baufirma gehören demselben Unternehmer. Die Gründe für die Tat könnten also laut SWR-Informationen im privat-beruflichen Bereich liegen.
Auf einem Handyvideo im Internet ist ein gelber Bagger zu sehen, der in Tauberbischofsheim an einer Tankstelle vorbeifährt. "Während der Verfolgung gaben mehrere Polizeibeamte Schüsse auf das Fahrzeug ab, um dieses zu stoppen, nachdem Lautsprecherdurchsagen erfolglos geblieben waren", heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Auf einem anderen Video sieht man, wie der Bagger vor einem Autohaus in Tauberbischofsheim Autos zerstört. "Als der Mann seine Fahrt vom Autohaus erneut fortsetzen wollte, gaben die Beamten letztendlich auch Schüsse auf ihn ab", so die Polizei.
An den Tatorten in Grünsfeld und Tauberbischofsheim hat die Polizei inzwischen einen Sichtschutz errichtet. Die Ermittler waren auch am Neujahrstag vor Ort, um Spuren zu sichern. Außerdem hat sich das Landeskriminalamt in die Ermittlungen eingeschaltet, weil der Mann durch Schüsse von Polizisten tödlich verletzt wurde. Dabei geht es um die Frage der Verhältnismäßigkeit.