Polizei richtet Hinweisportal ein

Nach zerstörerischer Baggerfahrt: Entsetzen im Main-Tauber-Kreis

Stand
Autor/in
Luisa Funk
Rosi Düll

Nach der zerstörerischen Fahrt mit einem Bagger im Main-Tauber-Kreis ist die Betroffenheit vor Ort groß. Die Polizei sucht nach dem Motiv und hat ein Hinweisportal freigeschaltet.

Nach der zerstörerischen Fahrt eines Baggers in Grünsfeld und Tauberbischofsheim (beides Main-Tauber-Kreis) sind die Hintergründe weiter unklar. Ein Mann hatte am Silvesternachmittag einen Bagger in Grünsfeld in seine Gewalt gebracht, Fahrzeuge und Gebäude gerammt und drei Polizeibeamte bei einer rund einstündigen Verfolgungsjagd verletzt. Die Beamten konnten den 38-Jährigen schließlich mit Schüssen stoppen. Er starb vor Ort trotz Reanimierungsversuchen, so die Polizei.

Bürgermeister von Grünsfeld ist "entsetzt"

Bereits kurz nach der Tat äußerte sich der Bürgermeister von Grünsfeld, Joachim Markert (CDU), im SWR: "Ich bin total entsetzt." Das sei eine ganz schwierige Situation zum Ende des Jahres, so Markert.

Am Neujahrstag war auch Tauberbischofsheims Bürgermeisterin Anette Schmidt (parteilos) noch fassungslos. "Man findet gar nicht die richtigen Worte, um auszudrücken, was da passiert ist. Und vor allem ist es so unbegreiflich, was einen Menschen antreiben kann zu so einer schrecklichen Tat." Schmidt lobte das schnelle Handeln der Einsatzkräfte. Sie hätten Schlimmeres verhindert.

Schock bei Menschen in Tauberbischofsheim und Grünsfeld

Viele Menschen in Grünsfeld und Tauberbischofsheim waren nach der Tat geschockt. Es sei surreal, dass so etwas in Grünsfeld passiere, sagte ein Passant. Eine Anwohnerin fand den Vorfall "gruselig". "Man kann nicht mehr rausgehen, ohne Angst zu haben", sagte sie. "Das ist schon sehr erschreckend", meinte ein weiterer Passant. Am Neujahrsmorgen fuhren immer wieder Menschen am Tatort vorbei, um sich den Ort des Geschehens anzuschauen.

Polizei schaltet Hinweisportal nach Tat

Der Hintergrund der Tat ist unklar. Die Polizei schrieb auf X zunächst von einer "mutmaßlichen Amokfahrt", spricht von einem "Amokfahrer". In der Pressemitteilung, die etwas später veröffentlicht wurde, war davon nicht mehr die Rede. Auch am Tag nach der Bagger-Zerstörungsfahrt war das Motiv des Mannes weiterhin unklar. Die Ermittler schlossen aber eine politisch motivierte Tat aus. Geschädigte und Zeugen können sich über ein Hinweisportal bei der Polizei melden. Laut Polizei war der Mann ein 38-jähriger Deutscher. In den kommenden Tagen sollen weitere Details auch zum Motiv bekannt gegeben werden.

Nach SWR-Informationen arbeitete der Mann in der Vergangenheit bei der Baufirma, von der er den Bagger entwendet hatte. Außerdem wohnte er wohl nicht mehr im Main-Tauber-Kreis, ist womöglich eigens für die Tat dorthin gefahren. Wie der SWR erfuhr, war ihm vor rund einem Jahr gekündigt worden. Das Autohaus, der Tatort in Tauberbischofsheim, und die Baufirma gehören demselben Unternehmer. Die Gründe für die Tat könnten also laut SWR-Informationen im privat-beruflichen Bereich liegen.

Der Tatort in Grünsfeld am Tag nach der zerstörerischen Baggerfahrt. Die Polizei hat Sichtschutz errichtet. Handelte der Baggerfahrer aus Hass gegen seinen alten Arbeitgeber?
Auch am Tag danach lässt sich erahnen, was der Mann verursacht hat. Die Polizei hat am Tatort in Grünsfeld einen Sichtschutz errichtet.

Auf einem Handyvideo im Internet ist ein gelber Bagger zu sehen, der in Tauberbischofsheim an einer Tankstelle vorbeifährt. "Während der Verfolgung gaben mehrere Polizeibeamte Schüsse auf das Fahrzeug ab, um dieses zu stoppen, nachdem Lautsprecherdurchsagen erfolglos geblieben waren", heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Auf einem anderen Video sieht man, wie der Bagger vor einem Autohaus in Tauberbischofsheim Autos zerstört. "Als der Mann seine Fahrt vom Autohaus erneut fortsetzen wollte, gaben die Beamten letztendlich auch Schüsse auf ihn ab", so die Polizei.

An den Tatorten in Grünsfeld und Tauberbischofsheim hat die Polizei inzwischen einen Sichtschutz errichtet. Die Ermittler waren auch am Neujahrstag vor Ort, um Spuren zu sichern. Außerdem hat sich das Landeskriminalamt in die Ermittlungen eingeschaltet, weil der Mann durch Schüsse von Polizisten tödlich verletzt wurde. Dabei geht es um die Frage der Verhältnismäßigkeit.

Mehr zur Zerstörungsfahrt im Main-Tauber-Kreis

Grünsfeld

Von Grünsfeld nach Tauberbischofsheim Mann nach Zerstörungsfahrt mit Bagger im Main-Tauber-Kreis von Polizei erschossen

In Grünsfeld kam es zu einer "mutmaßlichen Amokfahrt", so die Polizei. Ein Mann hat mit einem Bagger Menschen verletzt und Fahrzeuge beschädigt.

SWR4 am Neujahrsmorgen SWR4

Stand
Autor/in
Luisa Funk
Rosi Düll

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.