Ein Regenbogen am Himmel über Stuttgart Ost.

Lebensqualität oft höher als die Zufriedenheit

SKL Glücksatlas: So (un)zufrieden sind Menschen in vier BW-Großstädten

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Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR

"Wie zufrieden sind Sie zurzeit alles in allem mit Ihrem Leben?" Das fragten Fachleute in 40 deutschen Großstädten, darunter auch in Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Mannheim.

In manchen baden-württembergischen Großstädten besteht offenbar ein deutlicher Unterschied zwischen der Zufriedenheit der Einwohnerinnen und Einwohner und der dortigen Lebensqualität. Das legt das Städteranking nahe. Fachleute haben es im Auftrag der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) für deren sogenannten Glücksatlas erstellt. Demnach ist die Lebensqualität beispielsweise in Karlsruhe so hoch wie in fast keiner anderen deutschen Großstadt. Doch zugleich, so das Städteranking, sind nur die Menschen in Rostock im Schnitt noch unzufriedener als die Einwohnerinnen und Einwohner von Karlsruhe.

So steht es um die Zufriedenheit der Menschen in folgenden Großstädten:

So ist das Forscherteam vorgegangen

Für das Ranking hat das Institut für Demoskopie Allensbach insgesamt mehr als 25.000 Menschen zwischen Januar 2021 und April 2024 befragt. So erstellten sie eine Rangliste von 40 Städten bundesweit, angeführt von der mit der höchsten Zufriedenheit: Kassel.

Doch die Forschenden fragten nicht nur, wie zufrieden die Menschen in den 40 Großstädten sind. Sie untersuchten auch, wo die Lebensqualität der Menschen objektiv betrachtet am höchsten ist. Dafür betrachteten sie 45 Kriterien wie etwas das Einkommen, die Ärztedichte oder die Höhe der Mieten.

Bei der Lebensqualität landet Zufriedenheits-Spitzenreiter Kassel auf Platz 16 von 40 Städten. Weil die Zufriedenheit dort aber trotzdem höher ist, sprechen die Forscher bei solchen Städten von "Overperformern". Fällt sie hingegen niedriger aus, gilt die Stadt als "Underperformer".

Karlsruhe: Laut Studie unzufriedenste BW-Großstadt

Besonders Karlsruhe und Freiburg schneiden bei der Zufriedenheit der Menschen dort schlechter ab, als man es angesichts der Lebensqualität vielleicht erwarten würde. Denn hier landet beispielsweise Karlsruhe auf Platz 2.  Doch die Einwohnerinnen und Einwohner zeigten sich bei der Befragung offenbar so unzufrieden, dass Karlsruhe auf Platz 39 von 40 landet. Karlsruhe ist daher nach den Kriterien der Studie ein extremer "Underperformer".

Kraftwerk gibt ein Konzert am Karlsruher Schloss.
Auch wenn schon die Elektro-Pioniere von Kraftwerk für ein Konzert zu Gast in Karlsruhe waren: Insgesamt schwächelt der Kultur- und Freizeitbereich dort laut Studie etwas.

Karlsruhe habe eine besonders hohe Lebensqualität: Infrastruktur, Familienförderung und Bildung seien top, nur die Umweltqualität sowie der Kultur- und Freizeitbereich schwächelten etwas. Außerdem sei die Bevölkerung etwas älter und kinderärmer als in anderen Städten. "Die sehr geringe Lebenszufriedenheit der Karlsruher kann das aber nicht erklären", so die Macherinnen und Macher der Studie.

Freiburg: Weder besonders zufrieden noch unzufrieden

Auch in Freiburg besteht ein deutlicher Unterschied zwischen dem subjektivem Empfinden, also der Zufriedenheit, und den objektiven Rahmenbedingungen, also der Lebensqualität. Denn in Sachen Lebensqualität landet Freiburg auf Platz 3 - bei der Zufriedenheit erreichen die Freiburgerinnen und Freiburger hingegen lediglich Platz 22 von 40. Damit liegt die Stadt relativ genau im Mittelfeld. Freiburg gilt damit als "Underperformer".

Passanten gehen durch die Freiburger Innenstadt.
Die Lebensqualität in Freiburg ist hoch - die Zufriedenheit dagegen eher nicht.

Mannheim: Einwohner zufriedener als in Freiburg und Karlsruhe

Mannheim ist die einzige untersuchte BW-Großstadt, in der die Zufriedenheit bei der Umfrage so ausgefallen ist, wie es der dortigen Lebensqualität ungefähr entspricht: Bei der Zufriedenheit belegt Mannheim Platz 15, in Sachen Lebensqualität Platz 14.

Stuttgart: Hohe Lebensqualität, mittelmäßige Zufriedenheit

Von den 40 untersuchten Großstädten bietet Stuttgart nach Einschätzung der Fachleute die vierthöchste Lebensqualität. Doch bei der Zufriedenheit landen die Stuttgarterinnen und Stuttgarter auf Platz 14 und damit nur einen Platz vor Mannheim.

Fernsehturm Stuttgart mit Blick auf den Kessel Stuttgarts
Stuttgart ist aus Sicht der Statistiker ein "Underperformer": Die Rahmenbedingungen seien gut, aber die Zufriedenheit vergleichsweise niedrig.

Noch deutlicher als bei Stuttgart ist der Unterschied übrigens im Fall von München: In keiner deutschen Großstadt ist die Lebensqualität nach Angaben der Studie so hoch wie dort. Doch in Sachen Zufriedenheit landet die bayerische Landeshaupstadt auf Platz 24 von 40 und damit im unteren Mittelfeld.

Das macht Menschen in Städten besonders glücklich

"Die Spitze des Glücksrankings bilden überwiegend kleinere, beschauliche Städte", sagt Umfrageleiter Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg - das sind neben Kassel auch unter anderem Erfurt, Aachen, Kiel und Krefeld. "Keine dieser Städte ist besonders wohlhabend, bei den Wohlfahrtsindikatoren liegen sie nur leicht über dem Durchschnitt", sagt Raffelhüschen.

Was die Städte an der Spitze des "Glücksatlas" vereine, seien eine eher kleinstädtische und familiäre Atmosphäre und oft ein studentisches Umfeld, erklärt der Leiter der Umfrage. Außerdem seien sie eher ruhig, hätten viele Grünflächen und eine gute Luftqualität. Was sich am stärksten auf die Zufriedenheit auswirkt, ist den Angaben zufolge eine gute städtische Familien- und Bildungspolitik. Dahinter folgen die Gesundheitsversorgung, die Kaufkraft und die Umweltqualität. Einen weniger starken Einfluss haben dagegen ein höheres Bruttoinlandsprodukt, mehr Kultur und Freizeit oder eine bessere Verkehrsinfrastruktur.

Insgesamt betrachtet bieten also drei der vier untersuchten Städte in Baden-Württemberg nach Einschätzung der Studie eine sehr hohe Lebensqualität - Karlsruhe (Platz 2), Freiburg (Platz 3) und Stuttgart (Platz 4) werden in diesem Punkt nur noch von München (Platz 1) übertroffen. Doch der Glücksatlas legt den Eindruck nahe, dass das nicht automatisch auch zu höchster Zufriedenheit führt.   

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