Beim Auto-Zulieferkonzern ZF Friedrichshafen AG muss gespart werden. Dabei wolle man in allen Bereichen auch beim Vorstand sparen, so der ZF-Chef Holger Klein vor dem Stuttgarter Wirtschafts-Presseclub. Das Ziel sei es, in zwei Jahren sechs Milliarden Euro einzusparen. So wolle man wettbewerbsfähiger werden und auf schwache Märkte reagieren. Dafür schaut das Unternehmen auf verschiedene Bereiche: Vorstandsmitglieder fliegen nicht mehr in der Business-Class, sondern Economy, Messeteilnahmen wurden zurückgefahren und alle Arbeitsläufe auf mehr Effizienz abgeklopft. Die Verschuldung des Konzerns bezifferte ZF-Vorstandsvorsitzender Holger Klein vor dem Stuttgarter Wirtschafts-Presseclub auf 10,5 Milliarden Euro.
Ein Großteil dieser Schulden habe sich durch die Übernahme des Bremsenherstellers Wabco vor vier Jahren ergeben, sagte Klein. Die Übernahme, die seinerzeit 6,2 Milliarden Euro gekostet hat, sei dennoch richtig gewesen. "Dadurch sind wir heute der größte Zulieferer für Nutzfahrzeuge", sagt Klein. Das biete langfristig große Chancen.
Abschied von der Shuttle-Produktion bei ZF
Im Zuge des Sparkurses habe man sich auch von Technologieprojekten trennen müssen. Der ZF-Vorstandschef erwähnte dabei das lasergesteuerte Instrument Lidar, mit dem sich die Entfernung zwischen zwei Fahrzeugen messen lässt. Auch von der Produktion und vom Betrieb autonom fahrender Shuttles habe man im Dezember Abschied genommen. "Wir haben mehr gute Ideen als Geld", sagte Klein.
Kosten für Projekt zu hoch ZF Friedrichshafen stellt Produktion autonomer Shuttles ein
Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen will künftig keine eigenen autonomen Shuttles mehr entwickeln. Die Kosten dafür seien derzeit zu hoch, heißt es vom Unternehmen.
"Die Zahnradfabrik baut jetzt Computer!"
In andere innovative und, nach Aussagen Kleins, zukunftsträchtige Technologien werde dagegen investiert: Dazu zählte der Vorstandsvorsitzende speziell für Fahrzeuge konzipierte Rechner. "Die einstige Zahnradfabrik Friedrichshafen baut jetzt Computer", so Klein. Außerdem baue man wichtige Komponenten für die Elektromobilität. Erst im vergangenen Jahr habe man einen neuen E-Motor vorgestellt, der ohne die "seltenen Erden" gebaut werden könne. Hierzu gebe es gute Gespräche mit E-Fahrzeug-Herstellern und damit gute Chancen auf eine baldige Markteinführung.
In Zukunft weniger Jobs
Zum Sparkurs zählte Klein auch das Personalmanagement. Einerseits gelte: "Wir versuchen, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten." Andererseits werde die Beschäftigung in den kommenden Jahren zwangsläufig zurückgehen. "Für die Herstellung eines E-Motors brauchen wir in etwa halb so viele Mitarbeiter wie zum Bau eines Getriebes." Die vom Betriebsrat genannte Zahl von 12.000 Jobs, die wegfallen könnte, ordnete Klein so ein: Es handele sich bei dieser Zahl um die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in absehbarer Zeit beispielsweise aus Altersgründen ausscheiden. Dann müsse man überprüfen, ob solche Stellen wieder besetzt werden.
Die Zahlen für das zurückliegende Jahr sehen laut Klein nicht schlecht aus: Der Verkaufserlös sei um neun Prozent auf 46 Milliarden Euro gestiegen. Und der "Cash-Flow", also die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, liege derzeit bei 1,5 Milliarden Euro. Genauere Zahlen stellt ZF auf der Bilanz-Pressekonferenz am 21. März vor.