Nach Informationen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" wird gegen das Unternehmen Riol Chemie mit Sitz im niedersächsischen Lilienthal in der Nähe von Bremen ermittelt. Untersucht wird, ob Firmenverantwortliche über Jahre hinweg giftige Chemikalien und Laborbedarf nach Russland exportiert haben, ohne über die entsprechenden Genehmigungen zu verfügen.
Unter den ausgeführten Stoffen sollen sich Substanzen befinden, die für die Herstellung von Kampfstoffen genutzt werden können. Es handelt sich dabei um sogenannte "Dual-Use-Güter". Die Stoffe können also auch für legale Zwecke exportiert worden sein.
SWR4-Moderator Dirk Polzin im Gespräch mit Benedikt Strunz vom Rechercheverbund von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung":
Firma handeln mit Chemie-Waren
Die Staatsanwaltschaft Stade bestätigte gegenüber dem Rechercheverbund NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" die Durchsuchungen in insgesamt sieben Firmen und Privaträumen. Auf der Liste der Fahnderinnen und Fahnder hätten auch zwei Firmen und Privaträume in Konstanz gestanden. Um welche Firmen in Konstanz es sich handelt, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit.
Durchsucht wurden laut Rechercheverbund die Geschäftsräume der R.R. Rhein Reserve GmbH in Konstanz. Laut Firmeneintrag handelt sie mit Waren und Geräten für die chemische Industrie. Die Firma soll sich im Konstanzer Industriegebiet befinden. An der im Handelsregister angegeben Adresse findet sich aber kein Hinweis auf das Unternehmen.
30 Fälle werden untersucht
Die Konstanzer Rhein Reserve GmbH wollte sich nach Angaben des Rechercheverbunds nicht zu dem Vorgang äußern. Gleiches gilt für die Verantwortlichen der Riol Chemie GmbH mit Sitz in Niedersachsen. Insgesamt untersuchen die Ermittlerinnen und Ermittler mehr als 30 Fälle, bei denen es um die Frage illegaler Exporte nach Russland geht.
Die Staatsanwaltschaft Stade gehe dem Verdacht nach, ob die Rhein Reserve GmbH gegründet wurde, um weitere illegale Exporte von Chemikalien nach Russland zu verschleiern - nachdem die Firma Riol Chemie und andere Firmen auf der US-Sanktionsliste gelandet waren. Insgesamt waren bei den Durchsuchungen am Dienstag bundesweit 50 Mitarbeitende des Zolls im Einsatz.