Experte des DRK Ravensburg warnt

Bevölkerungsschutz in Oberschwaben wird "totgespart"

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Autor/in
Wolfgang Wanner
SWR-Redakteur und Redaktionsleiter Wolfgang Wanner Autorin Bild
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Stefanie Baumann
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Dem Zivil- und Katastrophenschutz fehlt Geld. Alfred Bosch vom DRK Kreisverband Ravensburg sagt, der Bevölkerungsschutz werde von Bund und Land "totgespart".

Dem Zivil- und Katastrophenschutz in Oberschwaben fehlt es an finanzieller Unterstützung. Experten wie Alfred Bosch vom DRK Kreisverband Ravensburg sehen deswegen die Einsatzfähigkeit der Retter in Gefahr. Man verfüge nur noch über alte Rettungsfahrzeuge, es gebe keine Feldküche, es fehlten Feldbetten und Wolldecken, Notfallrucksäcke müssten die Ehrenamtlichen selber zusammenstellen, so die Vorwürfe. Der Bevölkerungsschutz werde "totgespart", sagt Bosch. Seine Kritik richtet sich an Bund und Land. Sie seien dafür zuständig, die finanziellen Mittel bereit zu stellen.

SWR-Reporter Wolfgang Wanner über die Situation im Zivil- und Katastrophenschutz am Beispiel Ravensburg.

Experte sieht Bevölkerungsschutz schlecht aufgestellt

Alfred Bosch ist beim Deutschen Roten Kreuz in Ravensburg seit vielen Jahren für den Katastrophenschutz zuständig. Er ist ein erfahrener und gefragter Ansprechpartner, war beispielsweise auch Berater in Sicherheitsfragen bei Großveranstaltungen wie der Fußball-WM 2006 in Stuttgart. Den Bevölkerungsschutz sieht er nicht nur in Oberschwaben schlecht aufgestellt.

Ehrenamtliche stopfen Rostlöcher

Die DRK-Helferinnen und Helfer müssen laut Bosch marode Einsatzfahrzeuge wieder auf Vordermann bringen und Rostlöcher reparieren. Derzeit rüsten sie ein ehemaliges Behindertenfahrzeug zu einem Einsatzleitwagen um. Das DRK investiert dafür rund 40.000 Euro. Das Geld setze sich aus Spenden und Eigenmitteln des DRK zusammen. "Geld das zum großen Teil Land und Bund bereitstellen müssten", sagt Bosch .

Im Innern eines Rettungsfahrzeugs steht eine Liege für Verletzte.
In solch alten Rettungsfahrzeugen müssen im Ernstfall Verletzte transportiert werden.

Vorwurf: Politik bleibt untätig

Der DRK-Experte lobt seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihren Einsatz. Doch er sieht mittlerweile eine Grenze erreicht. Die ausgebildeten Ehrenamtlichen würden ihm gegenüber erklären, guten Gewissens seien die Einsätze nicht mehr zu leisten.

"Bei der Politik: meistens angenehmes Zuhören, ein großer Dank immer. Aber die Unterstützung lässt auf sich warten."

Dabei sei von Seiten der Politik vor allem nach der Hochwasserkatastrophe 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen immer wieder betont worden, wie wichtig ein funktionierender Bevölkerungsschutz sei.

Einsatzfähigkeit im Zivilschutz gefährdet

Dem für den Zivilschutz zuständigen Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, kurz BBK, stehen dafür in diesem Jahr nach eigenen Angaben rund 211 Millionen Euro zur Verfügung. Rund 70 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor. Alfred Bosch sagt, die Gelder für den Bevölkerungsschutz würden seit 20 Jahren geplant herunter gespart.

Und er fügt hinzu: "Wir haben eigentlich im medizinischen, im Unterkunfts- und Betreuungsdienst gar keinen Zivilschutz mehr. Von der Quantität und von der Qualität her nicht." Ihm graue vor dem Tag, an dem man nicht mehr helfen könne - aber die Wahrscheinlichkeit steige, das genau das passiere.

"Das heißt: Der Tag, an dem keine Hilfe mehr kommen kann, der rückt definitiv immer näher."

Unerwartete Hilfe vom Kreis Ravensburg

Während der Katastrophenschutz-Experte Bund und Land vorwirft, ihrer Verantwortung nicht gerecht zu werden, lobt Bosch den Landkreis Ravensburg. Dieser habe im vergangenen Jahr Hilfsdienste wie DRK, Johanniter, Malteser oder DLRG mit insgesamt 165.000 Euro unterstützt, obwohl er dafür gar nicht zuständig sei. Von einer Notzahlung war die Rede.

Forderung: Bund und Land müssen schnell reagieren

Die Bevölkerung wisse gar nicht, wie schlecht es um den Bevölkerungsschutz bestellt sei, sagt Bosch. Er warnt: Die Folgen seien dramatisch Der Katastrophenschutz im DRK Kreisverband Ravensburg sei derzeit beispielsweise fast nicht in der Lage, ein Pflegeheim im Brandfall zu evakuieren. Deswegen müssten Bund und Land schnell reagieren und endlich mehr Geld bereit stellen, so seine Forderung.

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