Alexander Böttner, Reporter bei "Zur Sache Baden-Württemberg", im Gespräch mit Soldaten des Hardheimer Panzerbataillons 363.

Panzer an der NATO-Ostflanke

Soldaten aus BW üben in Litauen für den Ernstfall

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Hannah Vogel
Autor/in
Alexander Böttner

Was passiert, wenn die NATO-Ostflanke angegriffen wird? Das haben Soldaten aus sechs Staaten in Litauen geübt. Mit dabei waren auch Teile des Hardheimer Panzerbataillons.

Die Erde bebt, wenn die Panzer vorbeifahren. In der Ferne sind immer wieder Schüsse zu hören. In Litauen wird Mitte Oktober für den Ernstfall geübt: einen Angriff auf die NATO-Ostflanke. An dem Manöver "Iron Wolf" nehmen auch rund 220 Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 363 aus Hardheim (Neckar-Odenwald-Kreis) teil. Für einige ist es der erste Auslandseinsatz.

Mutter von Soldat vor Einsatz in Litauen besorgt

Wirklich Angst vor einem Ernstfall hätten sie nicht, erzählen drei der Soldaten aus Hardheim vor Ort in Litauen. Das Training hier gehöre halt zum Job. Trainiert wird auf einer Militärbasis in Pabradė, nahe der Grenze zu Belarus. Dessen autoritärer Machthaber, Alexander Lukaschenko, ist enger Verbündeter von Russlands Präsident, Wladimir Putin. Außerdem grenzt Litauen an die russische Exklave Kaliningrad, wo auch russisches Militär stationiert ist. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine war die Lage hier immer wieder angespannt.

Einer der Soldaten des Panzerbataillons 363 erzählt, seine Mutter habe deshalb Bedenken gehabt. "Ich bin Einzelkind", sagt der Soldat. Seine Mutter habe ihn gefragt, ob das denn sein müsse. Er habe sie beruhigt, erzählt, dass die Lage derzeit "gar nicht so schlimm ist". Sie habe es dann akzeptiert.

Alexander Böttner, Reporter bei "Zur Sache Baden-Württemberg", im Gespräch mit Soldaten des Hardheimer Panzerbataillons 363.
Für die Soldaten des Hardheimer Panzerbataillons 363 gehört das Training in Litauen zum Job dazu.

Sechs Nationen nehmen an "Iron Wolf" teil

Am Manöver "Iron Wolf" nehmen neben deutschen Streitkräften auch Niederländer, Tschechen, Norweger, Belgier und Luxemburger teil. Sie stehen sich im Feld als Team Blau und Team Rot gegenüber. Das Szenario: Der Feind, Team Rot, hat Litauen angegriffen. Team Blau wiederum muss das Land verteidigen. Der Kampf dauert sechs Tage. Während dieser Zeit leben die Soldatinnen und Soldaten im Gelände, Feierabend gibt es für sie nicht.

Verantwortlich für die Truppen ist Oberstleutnant Andreas Kirchner. Er leitet den Gefechtsverband aus sechs Ländern. Angesprochen auf die aktuelle Gefährdungslage sagt er, ein Angriff auf Litauen gelte momentan als sehr unwahrscheinlich. "Dennoch muss man auf diesen Fall vorbereitet sein", so Kirchner. In den vergangenen Jahren habe man schließlich gesehen, dass die Bereitschaft auf der Gegenseite da sei, um tatsächlich mit gepanzerten Kräften eine international anerkannte Grenze zu überschreiten.

Alexander Böttner, Reporter bei "Zur Sache Baden-Württemberg", im Gespräch mit Oberstleutnant Andreas Kirchner.
Für Oberstleutnant Andreas Kirchner ist militärische Abschreckung "der Kern" der Übung.

Hardheimer Bürgermeister: Sind theoretisch verteidigungsfähig

Am Tag nach dem Manöver sind verschiedene Militärs und Politiker zu Gast in Pabradė. Auch der Bürgermeister von Hardheim Stefan Grimm (Freie Wähler) ist gekommen. "Wir in der westlichen Gesellschaft können uns das gar nicht mehr vorstellen, dass so was mal wirklich zum Einsatz kommen könnte", sagt er, während hinter ihm mehrere Panzer aufgereiht stehen. "Letztendlich zeigt es aber, dass wir auch theoretisch fähig wären, uns zu verteidigen."

Die Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 363 werden bis Ende Januar in Litauen bleiben. Dann werden sie nach und nach wieder zurück nach Baden-Württemberg verlegt und das nächste Bataillon reist an die NATO-Ostflanke, um für den Ernstfall zu üben.

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