Baden-Württemberg setzt bei der Energieversorgung der Zukunft auch auf Biogas. Wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Vorstellung der Biogas-Strategie des Landes am Dienstag sagte, werde Biogas vor allem als stabilisierendes Element gebraucht. "Jede zehnte Biogasanlage in Deutschland steht in Baden-Württemberg. Deshalb ist es wichtig, diese Anlagen so weiterzuentwickeln, dass sie auch in Zukunft zur Energieversorgung beitragen", so Kretschmann.
Landwirtschaftsminister sieht verschiedene Vorteile von Biogasanlagen
Biogas könne gerade dann Strom und Wärme liefern, wenn Wind- und Sonnenenergie ausblieben, ergänzte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). Außerdem sei es langfristig speicherbar: "Biogas gewinnt als speicherbarer, erneuerbarer Energieträger eine große Bedeutung. Im Unterschied zu grünem Wasserstoff ist Biogas bereits heute sofort verfügbar und eine verlässliche Säule im erneuerbaren Energiemix." Schon heute mache Biogas einen Anteil von 16 Prozent beim erneuerbar produzierten Strom und acht Prozent bei der nachhaltigen Wärme in Baden-Württemberg aus.
Im Fokus der Biogas-Strategie steht unter anderem, dass zunehmend Reststoffe wie Gülle und Mist zur Gasherstellung genutzt werden sollen. Außerdem soll die Abwärme der Biogasanlagen vermehrt in lokalen Wärmenetzen verwendet werden. Mit dem "Strategiepapier" sollen Optionen aufgezeigt werden, wie Hunderte der bestehenden Anlagen nach dem Auslaufen der Förderung weiterbetrieben und wie Geschäftsmodelle für weitere Anlagen geschaffen werden können.
Mehr Flexibilität bei Erzeugung und Einspeisung von Biogas
Aus Sicht des Landes müssen Erzeugung und Einspeisung von Biogas flexibler werden, zum Beispiel durch das Zusammenlegen oder Koppeln von kleineren und noch nicht rentablen Anlagen. Biogas müsse optimal in das auf erneuerbaren Energien basierende Energiesystem integriert werden, sagte Hauk.
In den kommenden Monaten soll ein genaues Konzept erstellt werden. Baden-Württemberg hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. Einen Teil dazu soll nun die Biogas-Strategie beitragen.
Scharfe Kritik von Naturschutzverbänden aus BW
Kritik an dem Vorhaben der Landesregierung kommt von verschiedenen großen Naturschutzverbänden. So kritisieren NABU, BUND und der Landesnaturschutzverband (LNV), dass aktuell eingesetzte Biogasanlagen ineffizient, schlecht für kleine Landwirtschaftsbetriebe und in der Regel ein Treiber der Artenkrise seien.
"Im Vergleich zu anderen regenerativen Energien ist die Gewinnung von Biogas extrem ineffizient und im Vergleich mit Strom aus Wind und Solartechnik sehr viel teurer. Biogasanlagen brauchen 40-mal so viel Fläche wie Photovoltaikanlagen, um die gleiche Menge an Strom zu erzeugen", sagt NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle. Daher müsste die Photovoltaik perspektivisch Biogasanlagen ersetzen.
Verbände glauben, dass Biogas-Strategie keine Wirkung haben wird
Zwar müssten Biogasanlagen mittelfristig auch einen Anteil am Mix der Erneuerbaren Energien ausmachen. Allerdings dürften dafür nicht extra Pflanzen angebaut werden, so die Verbände. Vielmehr fordern sie die verstärkte Nutzung von ohnehin vorhandenen Reststoffen, wie Bioabfälle und Gülle. Die Verbände könnten der Strategie nur eine positive Sache abgewinnen, heißt es: Nämlich, dass sie nicht mit Geld hinterlegt sei und daher wirkungslos bleiben werde.