Mondpreise und Auftragseinbruch

Trotz Umsatzplus: Bauwirtschaft Baden-Württemberg in Alarmstimmung

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Autor/in
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Bauen ist wegen gestiegener Preise so teuer geworden, dass selbst Topverdiener nicht mehr wollen. Das bekommt auch die Bauwirtschaft in BW zu spüren und sorgt sich um die Zukunft.

Die goldenen Jahre scheinen vorbei. Die Stornierungswelle im Wohnungsbau erreicht einen Höchststand, meldet das Münchener ifo-Institut. Die Nachfrage an Neubauten war allerdings auch in den vergangenen Jahren so extrem hoch, dass Bauunternehmen fast Mondpreise verlangen konnten.

SWR-Wirtschaftsredakteur Alexander Winkler glaubt aber nicht, dass die Preise aktuell sinken werden. Einzelne Baustoffe seien inzwischen schon wieder etwas günstiger geworden - wie beispielsweise Stahl, Holz und Glas. Dagegen seien aber besonders energieintensive Baustoffe wie etwa Beton im Gegenzug noch teurer geworden. Außerdem könnten die Bauzinsen immer noch weiter steigen.

Umsatzplus von rund 8 Prozent im ersten Halbjahr

Die Bilanz des ersten Halbjahres 2023 der Bauwirtschaft Baden-Württemberg liefert auf den ersten Blick unglaublich gute Zahlen: Über alle Bausparten hinweg erwirtschaftete das Bauhauptgewerbe zwischen Januar und Juni knapp 7,2 Milliarden Euro - ein Plus von 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2022 lag der Umsatz bei rund 6,7 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr 2018 bei 5,2 Milliarden Euro.

Die Zahl der Beschäftigten ist im Jahr 2023 auf 70.865 gestiegen. Das sind 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Hochbau gab es zwischen Januar und Juni sogar einen Umsatzzuwachs von 43 Prozent.

Trotzdem herrscht in der Branche Alarmstimmung: Durch die gestiegenen Preise sei der Umsatz preisbereinigt um 3,2 Prozent gesunken. Die Aufträge seien real im ersten Halbjahr um 9,4 Prozent zurückgegangen, rechnet der Verband vor.

Wir haben in den letzten Monaten schwierige Zeiten erlebt und die werden vermutlich noch etwas dramatischer werden.

Bauwirtschaft hofft auf den Wohnungsgipfel

Die Branche setze große Hoffnungen auf den Wohnungsgipfel Ende September im Bundeskanzleramt und fordert: Zehn Milliarden Euro für die Wohnraumförderung im Neubaubereich. Zudem richteten die Verantwortlichen den Appell an die Landesregierung Baden-Württemberg, die Grunderwerbssteuer zu senken oder auszusetzen.

Preisanstieg beim Bauen mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt

Schon vor der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine war Bauen stetig teurer geworden. Die Preissteigerung war dabei in diesem Wirtschaftsbereich mehr als doppelt so hoch als die allgemeine Inflationsquote.

Zwischen 2010 und 2021 stieg der Baupreisindex des Statistischen Bundesamts, der die reinen Kosten für den Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern darstellt, um 41 Prozent. Die Inflation stieg im selben Zeitraum dagegen um 17 Prozent.

Baugenehmigungen bundesweit um ein Viertel eingebrochen

Bundesweit ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im ersten Halbjahr 2023 um rund ein Viertel eingebrochen. Bei den Zweifamilienhäusern beträgt das Minus sogar 53 Prozent. 

Laut dem Ifo-Institut klagen 40 Prozent der Wohnungsbauunternehmen über Auftragsmangel. Viele melden Finanzierungsschwierigkeiten. Projekte werden storniert. Projektentwickler rutschen immer häufiger in die Insolvenz.

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