Wieso sucht man sich als Jurist ausgerechnet das Thema Erbrecht aus?
"Es ist ein Rechtsgebiet, in dem es um viel Geld geht und es geht um Emotionen. Dazu kommt noch, dass das deutsche Erbrecht sehr anspruchsvoll ist. Es hat viele juristische Winkelzüge und man trainiert damit immer seinen Geist."
Was sind die dringendsten Fragen, die die Menschen an Sie haben?
"Die Leute wollen wissen, was mit dem Geld passiert, wenn sie sterben und an wen es übergeht. Die dringendsten Fälle sind natürlich die, wenn die Leute sich das quasi bis zum Lebensende aufheben und nicht entscheiden können, was mit dem Vermögen passiert. Dann sind sie meist schwer krank und ich werde ins Krankenhaus gerufen. Da ist es mir auch schon ein paar Mal passiert, dass ich der letzte war, den sie vor ihrem Tod gesehen haben. Dann wird nochmal mit größten Kraftanstrengungen für den Betroffenen ein Testament gemacht."
Was ist denn ein typischer Fall, der Ihnen immer wieder unterkommt?
"Die Leute vergessen immer wieder gerne den Pflichtteil. Ich kann meine nahen Angehörigen, also meine Kinder oder meine Ehefrau, nicht komplett auf Null setzen, sondern die bekommen immer einen Mindestanteil. Der wird immer gerne übersehen und den kann man auch nicht so leicht austricksen."
Was raten Sie in diesen Fällen?
"Die Frage, die mir dann immer entgegen kommt, ist: 'Kann man das umgehen?' Tja, wenn man alles Recht umgehen könnte, dann bräuchte man kein Recht mehr. Allerdings kann man natürlich mit geschickten Gestaltungen die Dinge erträglicher machen oder auch minimieren."
Führt das dann nicht oft zu Familienzwist?
"Absolut! Der Zwist zwischen Kindern und Eltern ist ein Klassiker. Noch ein Klassiker ist der Zwist zwischen Stiefeltern und Kindern, sowie zwischen dem zweiten Ehegatten gegen Kinder aus erster Ehe. Das ist fast schon normal, dass es da nicht zu harmonischen Lösungen kommt."
Was haben Sie denn da schon erlebt?
"Einmal wurden mir Prügel angedroht. Aber meistens kann ich die Wogen glätten. Ich habe meistens die ältere Generation bei mir. Dann wird oft über die Schwiegertochter erzählt. Sie wird dann so zwischen Monster und Frankenstein beschrieben. Wenn ich sie dann sehe, ist es aber meistens gar nicht so schlimm."
Noch was Persönliches: Was machen Sie denn um abzuschalten?
"An der Uni, wenn ich den Studenten etwas beibringe - das ist ein schönes Hobby. Und zu Hause bei bei meiner Frau und bei meinen zwei Töchtern zu sein. Denen erzähle ich mal ausnahmsweise nichts vom Erbrecht. Abends gehe ich gerne mal spazieren. Und anschließend trinke ich ein schönes Glas Rotwein."