Schriftstellerin Susanne Fröhlich: "Ich bin gerne mal wütend"

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Jörg Assenheimer
Jörg Assenheimer
Viviane Chartier

Susanne Fröhlich ist Schriftstellerin und hat schon einige Bücher veröffentlicht. Besonders ihr Buch "Moppel-Ich" ging vor 20 Jahren durch die Decke. Das Buch ist nach wie vor aktuell und soll Frauen den Druck vor dem Schlankheitswahn nehmen. Dabei schwört die Frankfurterin aufs Fasten, wodurch sie ihr Rheuma besiegte und zudem ein paar Kilos verloren hat.

Im Interview mit Jörg Assenheimer spricht die 61-Jährige über die Arbeitsteilung von Mann und Frau im Haushalt und dass sich Frauen mehr zutrauen und öfter mal wütend sein sollten. Außerdem verrät sie, warum es bei der Erziehung ihrer Kinder harte, aber klare Regeln gab.

Frauen dürfen auch mal wütend sein

Susanne Fröhlich rät Frauen dazu, ab und an mal wütend zu sein. Wut sei ein Gefühl, das traditionell eher Männer zugebilligt werde. Es sei aber ein Gefühl, das beide Geschlechter haben dürfen.

Und manchmal ist es sehr gut sich dazu zu äußern und diese Wut nicht immer runter zu schlucken und irgendwann kollabiert man an dieser Wut. Oder dann muss alles raus und dann bekommt das jemand ab, der gar nicht viel gemacht hat.

Ihr Appell an alle Frauen: In kleinen Dosen ab und zu mal wütend sein

Zudem kritisiert Susanne Fröhlich, dass Frauen und Männer unterschiedlich bewertet werden. Wenn ein Mann sagt: "Ich bin ehrgeizig", dann sagen die Leute: "Toll der weiß wo er hin will, der ist zielstrebig, der kennt seinen Weg". Wenn ein Frau sagt, dass sie ehrgeizig sei, dann werde sie skeptisch angeschaut und als verkniffen bezeichnet. Nach dem traditionellen Rollenverständnis sollen Frauen nett und gefällig sein. Ehrgeiz, Wut oder Tatkraft seien was für Männer.

Susanne Fröhlich zu Gast bei Promitalk mit Jörg Assenheimer.

Susanne Fröhlich wettert in ihrem Buch "Halte den Kopf hoch und den Mittelfinger höher" nicht gegen Männer, sondern will Frauen ermutigen für sich selbst einzustehen.

Wir sind die, die sich einfach mal trauen müssen, die sich was zutrauen müssen. Die sagen müssen: So das hätte ich jetzt gerne. Das steht mir zu. Das möchte ich. Das kann man ja auch alles freundlich machen. Aber nur nett, das haben wir auch versucht. Nur nett funktioniert leider auch nicht.

Frauen sind noch lange nicht gleichberechtigt

Man muss nur auf die Gehaltszettel gucken, dann weiß man, dass Frauen kämpfen müssen. Alle Studien sagen, es wird noch etwa 300 Jahre dauern, bis Männer und Frauen in allen Bereichen gleichberechtigt sind.

Es werde Frauen überall suggeriert, dass sie schon viel erreicht hätten. Aber das stimme nicht. Wir haben unser Ziel nicht erreicht.

Kindererziehung oft nicht zielführend

Was viele Eltern heute mit ihren Kindern machen ist nicht zielführend, weder für die Kinder, noch für die Eltern. Es geht bei Erziehung im besten Fall darum, dass man ein Kind liebt, ihm Dinge zutraut und dass man nach 18, 19, 20 Jahren sagt: "Auf Wiedersehen". Und die gehen raus ins Leben, sind lebenstüchtig gemacht und haben ein frohes Leben. Das ist, finde ich, das Klassenziel.

Was viele Eltern aus Liebe machen, sei, die Kinder total zu verpimpeln. Man nehme ihnen einfach alles ab. Man wolle ihnen gar nichts zumuten. Sie müssten nicht scheitern. Sie seien nie schuld. Kinder müssten nie selbst für irgendwas einstehen. Das Problem sei, damit haben sie überhaupt keine Frustrationstoleranz.

Wo weitere Probleme bei der Kindererziehung liegen und warum zum Beispiel Frauen ein Problem damit haben, nein zu sagen, das hören Sie im Podcast.

Das Interview mit Susanne Fröhlich wurde erstmals am 31.1.2024 veröffentlicht.

Im SWR4 Promitalk führt Moderator Jörg Assenheimer sehr persönliche Interviews mit Stars und Prominenten - unterhaltsam, emotional und jede Woche neu.