Italien dürstete nach einem Rock'n'Roller
Als Adriano Celentano anfing Musik zu machen, fiel der damals neunzehnjährige Ragazzo aus Mailand völlig aus dem Rahmen. In Italien wurde der Belcanto gepflegt und im krassen Gegensatz hierzu stand die raue, unverfälschte und herbe Stimme des jungen Adriano. Sein Glück war, dass das Land in Sachen "Rock'n'Roll" nichts zu bieten hatte. Als er am Abend des 18. Mai 1957 im Mailänder Eisstadion im Rahmen eines Rock’n’Roll-Festivals auftrat, geriet das Publikum dermaßen außer Rand und Band, dass die Carabinieri einschreiten mussten und sich viele Verletzte im Krankenhaus wiederfanden.
Adriano Celentano: "Azzurro" war ein Hit
Der internationale Durchbruch gelang Adriano Celentano mit dem Lied "Azzurro". Der Liedtext handelt von der Einsamkeit in der Stadt und der Sehnsucht nach dem früheren Leben, während er davon singt, dass seine Liebste irgendwo am Strand den Sommer verbringt. Paolo Conte, der damals noch ganz am Anfang seiner Karriere stand, hatte den Song geschrieben.
Adriano Celentano war mit Dreharbeiten zu seinem ersten abendfüllenden Spielfilm "Serafino, der Schürzenjäger" beschäftigt und dadurch mehr oder weniger vor der Öffentlichkeit abgetaucht, als "Azzurro" in die Geschäfte kam. Trotz fehlender Werbung stieg die Single am 15. Juni 1968 in die Charts ein, blieb den ganzen Sommer über auf den vordersten Plätzen und stand im Herbst auf Platz 1.
Adriano Celentano sang als einer der ersten über Umweltverschmutzung
Aus der Geschichte des renommierten Sanremo-Festivals ist der Sänger nicht wegzudenken. Dort stellte der Italiener beispielsweise 1966 sein autobiographisches Lied "Il ragazzo della via Gluck" vor. Hier sah man ihn als schwermütigen, vom Heimweh geplagten jungen Mann, der in seinem Lied Themen wie Umweltverschmutzung oder Bausünden aufgriff. Er war der Erste, der solch kritische Töne anschlug.
"Prisencolinensinainciusol": Ein Zungenbrecher
Das Lied "Prisencolinensinainciusol" (1972) war ein europaweiter Hit. In Wörterbüchern sucht man den Begriff vergeblich, er ist der Phantasie von Adriano Celentano entsprungen.
Filme mit Adriano Celentano
Schon früh hatte sich Adriano Celentano ein zweites Standbein als Schauspieler geschaffen. Der Regisseur Frederico Fellini wollte ihn unbedingt für seinen Film "La dolce vita" engagieren. Hier absolvierte der Rockmusiker 1960 einen seiner ersten Filmauftritte und rockte in einer Szene die Caracalla-Therme. Es folgten Filme wie "Ein seltsamer Typ" oder "Der Superraub von Mailand", wo er zudem erstmals Regie führte.
In den 1970ern und frühen 1980ern legte er sich immer mehr auf Slapstick-Komödien fest. Meist trat er als Raubein mit weichem Kern auf, spielte einen trottelhaften Helden, der Grimassen schnitt, am Ende immer siegte und das Mädchen seiner Träume bekam. Rund 40 Spielfilme kamen zusammen. Er drehte mit Ornella Muti und seiner Frau Claudia Mori, Anthony Quinn oder Sophia Loren. Diese rümpfte anfangs die Nase, als sie erfuhr, mit dem "Clown" Celentano drehen zu müssen. Nach den Dreharbeiten revidierte sie ihr Urteil.
Adriano Celentano - der Federnde
"Il Molleggiato", der Federnde, wie der Mailänder wegen der zu seinem Markenzeichen gewordenen, eigenartigen Bewegungen genannt wird, zählt zu den vielseitigsten Charakteren in der italienischen Unterhaltungsbranche. Celentano ist seit 1964 mit seiner Frau Claudia Mori verheiratet. Die beiden haben zusammen drei Kinder. Seine früheren Erfolge brachten dem Sänger die Idee, sein eigenes Label zu gründen, den "Clan Celentano".
Zwar ist es auf internationalem Parkett um den Alleskönner mit dem markanten Gebiss und den strähnigen Haaren etwas ruhiger geworden, doch in seiner Heimat ist der Italiener nach wie vor ein großer Star - eine wahre Institution.
Adriano Celentano - Steckbrief
Geboren | 6. Januar 1938 in Mailand, seine Eltern waren aus Apulien in den Norden gezogen. |
Familie | Seine Ehefrau Claudia Mori hat er 1963 bei Dreharbeiten kennengelernt. 1964 Heirat, zwei Töchter - Rosita und Rosalinda - und Sohn Giacomo. |
Kultfilme | Yuppi-Du (1975), Bluff (1975, mit Anthony Quinn), Gib dem Affen Zucker (1981). In "La Dolce Vita" von F. Fellini spielt Celentano sich selbst. |
Hits | "Una festa sui prati" (1967), "Azzurro" (1968), "Svalutation" (1976), "Soli" (1979), "Il tempo se ne va" (1980) |
Erster Auftritt | Am 18. Mai 1957 zusammen mit der Gruppe "Rocky Boys" und dem Lied "Ciao ti dirò". |