"Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben"
CSU-Übervater Franz Josef Strauß wäre enttäuscht, dass es entgegen seinem Mantra nun demokratisch legimierte Parteien rechts von der Union gibt.
Der vielzitierte Strauß-Satz stammt aus der Zeit, als mit den sogenannten Republikanern in den 1980er-Jahren eine rechtsnationale Partei im Aufwind war. Hier hören wir den Satz im Original-Kontext vom 9. August 1987.
2.7.1979 Franz Josef Strauß wird Kanzlerkandidat der Union
2.7.1979 | 1979 war es die Bundestagsfraktion, die entschied, dass der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß Kanzlerkandidat werden solle. Dem gingen wochenlange Querelen voraus. Der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl stand damit selbst gar nicht zur Debatte. Da er seine schlechten Umfragewerte kannte, hatte er den niedersächsischen Ministerpräsidenten vorgeschlagen. Aber der passte der CSU genauso wenig wie Kohl. Gleichzeitig stand eine Spaltung der Union im Raum, wegen der Differenzen zwischen CDU und CSU, zwischen Strauß und Kohl drohte die CSU immer wieder mit einer Trennung und damit, als eigene Partei bundesweit anzutreten. Am 2. Juli 1979 entschieden die Vorstände der beiden Parteien, dass die Bundestagsfraktion geheim über den Kanzlerkandidaten abstimmen solle. Und das hat sie in der folgenden Nacht dann auch getan, nach einer sechsstündigen heftigen Debatte.
11.1.2002 Angela Merkel lässt Edmund Stoiber Kanzlerkandidat werden
11.1.2002 | 2002 ist Angela Merkel zwar Vorsitzende der CDU, aber ihre Position in der Partei ist noch längst nicht gefestigt, während der bayerische CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber nicht nur in der West-CDU viel Rückhalt hat, sondern auch schon gezeigt hat, dass er Wahlen gewinnen kann. Am 11. Januar 2002 besucht Merkel Stoiber in seiner Privatwohnung in Wolfratshausen. Am Nachmittag verkündet sie das Ergebnis. Was Angela Merkel hier noch nicht verrät: Sie hat Edmund Stoiber für ihren Verzicht eine Bedingung gestellt, nämlich dass sie nach der Wahl Fraktionsvorsitzende wird – anstelle des damals amtierenden Fraktionschefs Friederich Merz. So kam es dann auch. Das Wolfratshauser Frühstück hat auf Wikipedia heute einen eigenen Eintrag – und Edmund Stoiber hat 2021 im Podcast von SWR2 Wissen noch eine persönliche Anekdote dazu erzählt. | http://swr.li/kanzlerkandidat
30.5.2005 "Ich will Deutschland dienen": Angela Merkel wird Kanzlerkandidatin
30.5.2005 | Am 22. Mai 2005, nach der verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, hat Bundeskanzler Gerhard Schröder vorgezogene Neuwahlen angekündigt. 2002 war er noch gegen Edmund Stoiber angetreten. Jetzt wird CDU-Chefin Angela Merkel neue Kanzlerkandidatin der Union.
14.4.2013 Gründungsparteitag der AfD
14.4.2013 | 2013 gründet sich die Partei "Alternative für Deutschland", kurz AfD. Was die Gründer verbindet, ist ihre Ablehnung des Euro. Hintergrund ist die vorangegangene Finanzkrise und die europäische Unterstützung für Krisenländer wie Griechenland. Die gemeinsame Währung, so die Überzeugung der Parteigründer, habe die Krise nur noch verschärft.
Erster Vorsitzender wird der Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke. Weitere prominente Unterstützer findet die Partei im ehemaligen BDI-Präsidenten Hans-Olaf Henkel, im ehemaligen FAZ-Herausgeber Konrad Adam oder im aus der hessischen CDU ausgetretenen Politiker Alexander Gauland.
Der Gründungsparteitag am 14. April in Berlin ist geprägt von Aufbruchstimmung und dem Bemühen, keinen rechts-nationalistischen Eindruck zu hinterlassen. Man sei weder links noch rechts, man sei vielmehr anders, so die Devise – und man zeigt sich enttäuscht von den etablierten, wie man sie auf dem Parteitag schon nennt: "Altparteien".
Parteichef Bernd Lucke bleibt zwei Jahre an der Spitze, 2015 muss dann den Posten für Frauke Petry räumen, die ebenfalls bald gestürzt wird. 2017 zieht die AfD in den Bundestag ein. Ihre haben sich seitdem immer weiter ins rechtsnationalistische Spektrum verschoben. 2021 stuft sie das Bundesamt für Verfassungsschutz als extremistischen Verdachtsfall ein. Vom einstigen Spitzenpersonal haben viele die AfD inzwischen verlassen.