Anton Schweitzer

Rosamunde

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Nicht nur die Liebe macht blind. Wollte man in einem Allegorienspiel die Eifersucht auftreten lassen, sollte man sie mit einer Binde vor den Augen ausstaffieren. Sie ist blind, weil sie selbst die Welt verdunkelt, alles eintaucht in die schwarze Obsession des Hasses. C.M. Wielands und Anton Schweitzers Singspiel von 1779 misst ihr derart Gewicht zu, dass der im 12. Jahrhundert angesiedelte historische Hintergrund, die Geschichte Heinrich Plantagenets (späteren Heinrich II von England) und seiner Ehe mit der ehemaligen französischen Königin Eleonore von Aquitanien, als bloßes Dekor dient für eine Liebesleidtragödie, ausgelöst durch den Giftmordversuch Eleonores an der Geliebten ihres Mannes. Regisseur Jens Daniel Herzog zielt auf die zentrale Anatomie jenes Affektes. Schweitzer, als traditionsfixierter Tonsetzer den Gluck´schen Reformen kritisch gegenüberstehend, kam gleichwohl Wielands Ästhetik der Ornamentlosigkeit ebenso entgegen wie dessen Technik, das Gewicht auf die innere und nicht die äußere Handlung zu verlegen. Ungewöhnlich für ein deutsches Singspiel ist der an das alte Formgesetz der Tragödie anknüpfende Schluss, die Ermordung der Titelheldin durch den Dolch der Königin. Solch ein tragico fine, auf den venezianischen Bühnen längst eingeführt, war hierzulande noch ein wirkliches Wagnis.

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Autor/in
SWR