Musikstück der Woche vom 30.07. bis 05.08.2012

Scharfumrissene Zeichnungen

Stand
Autor/in
Kerstin Unseld

Lieder der Karlsruher Komponistin Margarete Schweikert

Als 25-Jährige schrieb die 1887 in Karlsruhe geborene Komponistin Margarete Schweikert faszinierende Lieder. Doch die Vorurteile ihrer Zeit gegenüber komponierenden Frauen bremsten ihren Erfolg aus. Jetzt wurde Margarete Schweikerts Gesamtwerk neu entdeckt.

"...gewiß bei Damen eine Ausnahmeerscheinung"

Die Karlsruher Komponistin Margarete Schweikert wurde 1887 geboren. Zu früh, um als komponierende Frau erfolgreich Spuren zu hinterlassen. Einer Gruppe von Musikern ist es zu verdanken, dass ihr Nachlass, der sich in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe befindet, derzeit veröffentlicht wird. Das umfangreiche Lied- und Kammermusikschaffen von Margarete Schweikert gibt wahre Entdeckungen preis, Lieder, die auch die künstlerische Entwicklung der Komponistin zeigen und über eine absolut eigenständige Klangsprache verfügen.

Margarete Schweikert erhielt den ersten Violin- und Klavierunterricht von ihren Eltern. Kurz vor der Jahrhundertwende wurde sie Schülerin am neu gegründeten Munz'schen Konservatorium in Karlsruhe. Mit 17 Jahren trat sie erstmals als Komponistin in die Öffentlichkeit, als ab 1904 neben einigen Liedern der symphonisch angelegte 57. Psalm für Solosopran, Chor und Orchester uraufgeführt wurde. Kurz danach wechselte Margarete Schweikert ins Badische Konservatorium über, wo sie Unterricht in den Fächern Violine, Musiktheorie und Komposition nahm und später einmal selbst unterrichten sollte. Und als sie volljährig wurde, lies sie sich nicht wie üblich mit einer Aussteuer beschenken – sondern mit einer wertvollen Geige.  

Aus der Frühzeit ihres Schaffens stammen die Lieder op. 3, für die Margarete Schweikert folgende Textvorlagen wählte:Nr. 1: Es war ein junger Königssohn (Erich Enke),Nr. 2: Rosen (Gustav Falke),Nr. 3: Elfenliedchen (Johann Wolfgang von Goethe), Nr. 4:Am Steuer (Margarete Sachse),Nr. 5: Regen (Johannes Schlaf),Nr. 6: Pendel (Gustav Falke). Die Lieder op. 3, erschienen 1912 im Münchner Wunderhorn Verlag, sind das erste Werk, das von Margarete Schweikert gedruckt wurde.

Als 1912 die Lieder op. 3 an die Öffentlichkeit kamen, schrieb ein zeitgenössischer Rezensent: "Musikalisch am intensivsten empfindet wohl Fräulein Schweikert. Sie weiß - gewiß bei Damen eine Ausnahmeerscheinung - als Tonsetzerin zu fesseln. Die Lieder, die man von ihr zu hören bekam, verraten Begabung für scharfumrissene musikalische Zeichnung."

Vor allem Lieder finden sich in Margarete Schweikerts musikalischem Nachlass, und mit über 100 machen sie den Großteil ihres Schaffens aus. Aber sie schrieb auch Klavier- und Orgelstücke, außerdem kammermusikalische Werke in oft ungewöhnlichen Besetzungen. Für das Großherzogliche Theater schrieb sie 1914 auch ein Singspiel "Der Froschkönig", das mit Erfolg mehrfach aufgeführt wurde, von dem heute aber leider nicht mehr alle Stimmen erhalten sind.

Berit Barfred Jensen - Sopranistin

Die dänische Sopranistin Berit Barfred Jensen erhielt ihren ersten Unterricht in Kopenhagen und studierte an der Universität für Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. 2005 debütierte sie beim "Carinthischen Sommer" mit "L'abbé Agathon" von Arvo Pärt in seiner Kirchenoper "Der Weg". 2006 war sie in Wien im Musikverein mit Bachs Matthäus-Passion zu erleben und im Konzerthaus mit einem Mozart-Konzert. Daneben sang sie an der Wiener Kammeroper mehrere Opernrollen. 2006-2011 war sie Mitglied des Ensembles des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe, wo sie u.a Pamina (Die Zauberflöte), Susanna (Le nozze di Figaro), Zerlina (Don Giovanni), Despina (Coi fan tutte), Marzelline (Fidelio), Frasquita (Carmen) und Gretel (Hänsel und Gretel) sang. 2009 war sie Stipendiumsträgerin der Förderungspreise von Leonie Sonning und der "Kammersangerinde Inga Nielsen's Mindelegat".

Bernhard Berchthold - Tenor

Bernhard Berchthold studierte am Mozarteum Salzburg. Ausgezeichnet mit mehreren Preisen bei internationalen Gesangswettbewerben erhielt er eines seiner ersten Engagements am Badischen Staatstheater Karlsruhe, von 2003 bis 2011 Bernhard Berchtolds Stammbühne. Dort konnte er ein umfassendes Repertoire vor allem an Mozart- und Händel-Partien sowie Partien des romantischen Repertoires, wie Lenski in Eugen Onegin, Alfredo in La Traviata, Werther in der gleichnamigen Oper von Massenet, Aschenbach in Brittens Death in Venice, Boris in Janáceks Kátja Kabanová und den Sänger in Strauss' Rosenkavalier, aufbauen und pflegen. Gastengagements führten ihn u.a. an das Teatro Comunale Bologna, die Semperoper Dresden, die Opéra Lyon, die Mailänder Scala, die Bayerische Staatsoper München, das Teatro de la Maestranza Sevilla, das Theater an der Wien und zu den Salzburger Festspielen. Noch während seines Studiums in Salzburg konnte sich Bernhard Berchtold einen Namen als Lied- und Oratoriensänger machen. Mittlerweile arbeitete er mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Ton Koopman, Simon Rattle, Helmuth Rilling und Sebastian Weigle zusammen. 2002 war er "Liedkünstler der Saison" der Stuttgarter Hugo-Wolf-Akademie, trat bei der Schubertiade in Schwarzenberg auf.

Jeanette La-Deur - Pianistin und Herausgeberin

Jeanette La-Deur studierte an den Musikhochschulen Hamburg und Würzburg bei Ewald Kehlenbach und Arne Torger mit dem Schwerpunkt Kammermusik und Liedgestaltung, intensiviert durch Meisterkurse u.a. bei Irwin Gage und Vitaly Margulis. Als gefragte Kammermusikpartnerin konzertiert sie mit Solisten zahlreicher großer Orchester, darunter Badisches Staatstheater Karlsruhe, SWR-Sinfonieorchester, Frankfurter Opernorchester, Staatsoper Darmstadt und Beethovenorchester Bonn. Seit 2007 ist Jeannette La-Deur regelmäßiger Gast in den Kammerkonzerten des Badischen Staatstheaters Karlsruhe. Darüber hinaus ist Jeannette La-Deur eine gefragte Pianistin für Liedinterpretation. Ihr weitgefächertes Repertoire umfasst neben klassischen und romantischen Liedern auch die Werke unbekannter Komponisten und der Moderne. Als Herausgeberin arbeitet sie zur Zeit an der Notenedition des Gesamtwerkes der Karlsruher Komponistin Margarete Schweikert.

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Kerstin Unseld