Auch im Südwesten sind rund 19 Prozent der älteren Menschen ab 65 Jahren armutsgefährdet. Besonders betroffen sind Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund.
Die gesetzliche Rente ist für die meisten älteren Menschen die zentrale Einkommensquelle. Neue Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in Deutschland zeigen, dass knapp die Hälfte der deutschen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland ein Nettoeinkommen von weniger als 1250 Euro im Monat hat. Auf weniger als 1000 Euro kommt demnach etwa jeder vierte Rentenempfänger. Der weitaus größere Teil sind Frauen. Auch in Baden-Württemberg lagen 2021 die durchschnittlichen Zahlbeträge für Rente wegen Alters für Männer bei 1 327 Euro und für Frauen bei 861 Euro. Auch deshalb, weil sie häufig weniger verdienen als Männer, sich länger und öfter der Familie widmen und nicht selten in schlecht bezahlten Jobs arbeiten.
Besonders betroffen sind alleinstehende Frauen
Ganz besonders betroffen sind alleinstehende Frauen. Und das sogar trotz jahrzehntelanger Erwerbstätigkeit. Alleinerziehende Mütter haben meist ein geringeres Einkommen gepaart mit längeren Phasen der Kindererziehung, da sie allein verantwortlich sind. Auch für Witwen steigt das Risiko der Altersarmut. Sorgte das gemeinsame Einkommen noch für ein gutes Auskommen, sieht es nach dem Tod des Ehegatten meist anders aus. Die Witwe erhält dann nur noch 55 Prozent der Rente des Ehepartners. Aber auch Langzeitarbeitslose, Geringverdiener, Menschen ohne Berufsausbildung oder mit Migrationshintergrund sind stark gefährdet, im Alter zu verarmen.
Viele Seniorinnen und Senioren sind auf Grundsicherung angewiesen
Reicht die Rente nicht aus, um den Lebensunterhalt zu gewährleisten, stockt das Sozialamt die Rente bedarfsorientiert auf. „Das größte finanzielle Problem für Rentnerinnen und Rentner ist meist das Dach über dem Kopf“, sagt Sozialarbeiterin Olga Weingart-Merk, die im Seniorenwohnpark Mönchsfeld Rentnerinnen und Rentner berät.
Viele Mieterinnen und Mieter haben im Alter Angst davor, sich in Zukunft die Wohnung nicht mehr leisten zu können. Leben sie in Eigentum, drohen Erhaltungskosten oder altersgerechte Umbaukosten, die sich Seniorinnen und Senioren im Alter häufig nicht leisten können.
Altersarmut ist ein Tabuthema
Viele Rentnerinnen und Rentner trauen sich nicht über ihre finanziellen Nöte zu sprechen. Sie stecken den Kopf in den Sand, verdrängen ihre Schulden und reagieren erst dann, wenn es schon sehr spät ist. „Das habe viel mit Angst und Scham zu tun“, sagt Sozialarbeiterin Olga Weingart-Merk. Doch auch in ihrer Caritas-Beratungsstelle steige die Zahl der hilfesuchenden Seniorinnen und Senioren. Doch manche kämen erst, wenn der Gerichtsvollzieher sich gemeldet habe.
Altersarmut bedeutet sehr viel mehr als „nur“ Geldsorgen
Wem das Geld fehlt, dem mangelt es oft auch an Sicherheit und gesellschaftlicher Teilhabe. Im schlimmsten Fall existieren keine Rücklagen für unerwartete Ausgaben wie zum Beispiel Reparaturen im Haushalt. Auch eine ausgewogene Ernährung und eine vollumfassende medizische Versorgung, die im Alter besonders wichtig sind, ist schwierig. Damit steigt auch das Risiko, zu erkranken. Darüber hinaus bleibt von Altersarmut Betroffenen oft kein Geld, um technische Geräte, Geschenke oder vielleicht auch einen Ausflug zu finanzieren. Viele fühlen sich sozial ausgegrenzt und einsam.
Beratungsstellen für Seniorinnen und Senioren sind enorm wichtig
Deshalb sei es wichtig Beratungsstellen für Seniorinnen und Senioren aufzusuchen, sich beim Ausfüllen von Anträgen helfen zu lassen und über die Sorgen zu sprechen.