Mitgefühl mit den Menschen in Israel, die um ihre Angehörigen trauern und bangen, mischt sich mit der Sorge, die Angriffe der israelischen Armee gegen terroristische Strukturen der Hamas könnten auch immer mehr zivile Opfer kosten. Dennoch ist für die Menschen bei uns die Trauer um ihre eigenen Angehörigen, die sie im Zweiten Weltkrieg verloren haben, besonders nahe - gerade am Volkstrauertag.
Kriegsgräberfürsorge ist auch in Russland weiter aktiv
Nach wie vor wichtig ist die Arbeit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Dieser vor mehr als 100 Jahren gegründete Volksbund sorgt dafür, dass neu identifizierte Kriegstote im Ausland würdevoll bestattet werden. Die Kriegsgräberfürsorge kümmert sich um die Pflege vieler tausend Kriegsgräber im Ausland. Diane Tempel, die Pressesprecherin des Volksbunds der Deutschen Kriegsgräberfürsorge beschreibt im SWR-Gespräch die Arbeit ihrer Organisation in Russland und in der Ukraine.
Ihre Arbeit in Russland und in der Ukraine sei zwar etwas zurückgenommen worden, aber sie könne immer noch nahezu unbehelligt durchgeführt werden. Allein in diesen beiden Ländern werden nach Auskunft des Volksbundes weitere 12.000 bis 15.000 Tote jährlich neu aufgefunden.
Urenkel und Enkel, die weiterhin auf der Suche nach seit dem zweiten Weltkrieg vermissten Angehörigen sind, können auf die Weiterentwicklung moderner Technik hoffen. Georadar und Sondiernadeln sind zusammen mit Drohnenaufnahmen und alten Wehrmachtskarten wichtige Mittel bei der Suche nach Kriegsopfern.
Freiwilligen-Camps fördern Völkerverständigung
Lenya Misselwitz, eine 18jährige Schülerin aus Speyer, hat sich in den letzten Jahren viermal auf sogenannten Workcamps der Deutschen Kriegsgräberfürsorge ehrenamtlich engagiert. In Gedenken an ihren Urgroßvater, der im Ersten Weltkrieg in Verdun gefallen war, pflegt sie mit anderen jungen Menschen während ihrer Freiwilligen-Einsätze nicht nur Kriegsgräber, sondern tauscht sich auch mit Menschen ganz unterschiedlicher Nationalitäten über die Folgen der Kriege und die Bedeutung von Frieden für die Menschheit aus.
Besonders beeindruckt hat die 18jährige aus der Südpfalz ein Arbeitseinsatz dieses Jahr in der Nähe von Warschau. Dort hat sie zusammen mit anderen Jugendlichen einen Soldatenfriedhof gepflegt, auf dem auch die Opfer einer Giftgasattacke begraben liegen. „Als wir uns eine Dokumentation über diese Attacke angeschaut haben, war es total still im Raum. Und wir sind uns dann in die Arme gefallen, weil wir darüber nachgedacht haben. Früher waren das Polen und Deutsche, die sich gegenüber standen und sich gegenseitig töten wollten. Und heute stehen wir hier, 100 Jahre danach und haben die Möglichkeit uns gemeinsam zu trösten."