Die Philosophiestudentin Anna-Nicole Heinrich von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist bei der 13. Generalsynode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf einem Bildschirm zu sehen. Das Kirchenparlament EKD hat die 25 Jahre alte Heinrich zur neuen Präses gewählt.

SWR1 Sonntagmorgen

Unter neuen Voraussetzungen: Start der EKD-Synode in Ulm

Stand
Autor/in
Nela Fichtner
Nela Fichtner am Mikrofon
Claudia Bathe

Ab Sonntag tagt in Ulm die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, kurz EKD. Das Kirchenparlament beschäftigt sich unter anderem mit der Zukunft der Kirche.

Der evangelischen Kirche laufen die Mitglieder davon. Warum das so ist, das ist eines der zentralen Themen auf der 13. Synode der EKD in Ulm. Genauere Erkenntnisse dazu soll die neue Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) liefern, die am Dienstag den 128 Kirchenparlamentarier:innen vorgestellt wird. Die religionssoziologische Studie wird etwa alle zehn Jahre von der EKD in Auftrag gegeben, um frühzeitig Entwicklungen und Trends zu erkennen und mehr über das Verhältnis der Deutschen zu Religion und Kirche zu erfahren. Erstmals hat sich an der KMU auch die katholische Kirche beteiligt. Neu ist auch, dass diesmal nicht nur Kirchenmitglieder befragt wurden, sondern auch andersgläubige und konfessionslose Menschen.

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Für die Evangelische Kirche in Deutschland stellt sich die Situation deutlich anders dar als noch vor zehn Jahren: Die Bindung an die Kirche und auch an andere Institutionen habe rasant nachgelassen, erklärt Oberkirchenrätin Friederike Erichsen-Wendt im SWR-Gespräch. Trotzdem zeige die Studie, dass Kirche immer noch ein wichtiger Player in der Gesellschaft sei.  

Es ist nicht mehr alles möglich, was wünschenswert wäre

Es gebe hohe Erwartungen, was Kirche tun und sein soll, beton Erichsen-Wendt. Die Mehrheit der Befragten wolle, dass sich die Kirchen weiterhin in gesellschaftspolitische Debatten einbringen. Noch wichtiger sei ihnen, dass die Kirchen ihre sozialen Einrichtungen, Hilfs- und Beratungsangebote erhalten bleiben. Allerdings werden sie mit immer weniger zahlenden Mitgliedern die volle Angebotspalette nicht mehr lange leisten können. Die Synode in Ulm wird daher prüfen, an welchen Stellen sie sparen muss.

Kirchentagsbesucher singen zum Auftakt-Gottesdienst zum 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag ein Lied.
Jugendliche auf dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg

Ein zweiter Tagungsschwerpunkt dieser Synode stellt die Frage: Wie kann Kirche wieder mehr Menschen für Religion interessieren? Auch dazu liefere die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung eine wichtige Erkenntnis, sagt Erichsen-Wendt. Vor allem junge Leute seien immer weniger religös. "Dieses Bild: Menschen wandern aus der Kirche aus und sind irgendwo anders religiös oder esoterisch oder alternativ, das betrifft im Grunde die Generation, die so in den achtziger Jahren sozialisiert ist. Aber das kann man heute kaum noch zeigen – für die jüngeren Leute."

Wer aus der jungen Generation religiös ist, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem kirchlichen Kontext.

Religiöse Bildungsarbeit, um junge Menschen noch zu erreichen

Bei der Entwicklung des Glaubens sei die Rolle der Familie dabei schwächer als bislang angenommen. Deshalb müsse sich die Synode fragen, wo die Kirche überhaupt noch Berührungspunkte zu jungen Menschen hat, betont die Vorsitzende der Synode Anna-Nicole Heinrich. "Da wird vor allem Jugendarbeit, Bildungsarbeit, Konfirmand:innenarbeit in den Blick geraten, weil das die Punkte sind, wo wir junge Menschen auch unabhängig von familiärer Sozialisation noch erreichen."

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Erste große Missbrauchsstudie im Januar 

Die Synodalen werden sich auf der 13. EKD-Synode aber auch mit dem Thema Missbrauch und Aufarbeitung befassen. Vor knapp anderthalb Jahren haben sich Betroffene und Kirchenvertreter:innen im sogenannten "Beteiligungsforum sexualisierte Gewalt" zusammen geschlossen. Über die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Arbeit werden sie in Ulm ausführlich berichten. Ende Januar soll dann die erste große Missbrauchsstudie der evangelischen Kirche veröffentlicht werden.   

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