Gilt für Wein und Fertighaus

Darum kann Wein auch ohne Korkverschluss danach riechen

Stand
Moderator/in
Hanns Lohmann
Hanns Lohmann
Autor/in
Werner Eckert
Werner Eckert
Onlinefassung
SWR1

Kork-Aroma entsteht manchmal schon bevor der Wein in die Flasche kommt. Wie das zustande kommt und wo dieser Duft noch auftreten kann, erzählt Werner Eckert, unser Weinexperte aus der Umwelt- und Ernährungsredaktion.

Audio herunterladen (2,6 MB | MP3)

SWR1: Wir müssen also alle dazulernen, was den Kork-Duft im Wein betrifft…

Werner Eckert: Ja, das ist absolut richtig. Die chemische Ursache ist bekannt, das ist Trichloranisol (TCA). Das ist das, was wir riechen. Der Stoff ist so immens geruchsstark, dass er voll durchschlägt, egal, was du machst. Aber den gibt es nicht nur in Korken, sondern auch in älteren Fertighäusern. Das ist auch Trichloranisol. Wenn bestimmte Dämmstoffe schimmeln, dann entsteht auch TCA. Winzer haben irgendwann nach der Umstellung von Kork auf Drehverschluss festgestellt, dass Wein weiterhin nach Kork riechen kann. Die Ursache ist, dass Pappkartons oder Holzpaletten unter Umständen TCA enthalten können. Und das führt dann zu Kork-Geruch im Wein.

SWR1: Das führt dann zu der kuriosen Situation, dass sich ein Restaurant-Gast beschwert, dass der Wein Kork hat, trotz eines Glasverschlusses...

Eckert: Ja, das kann der Wein, trotz Glasverschluss, haben. Es ist sehr viel seltener geworden, das muss man auch mal sagen.

Generell ist Kork seltener geworden. Man hat weltweit so viel Kork in den Nuller- und Zehnerjahren gebraucht, dass die Korkeichen mit dem Wachsen nicht nachgekommen sind, und man hat alles Mögliche zu Korken verarbeitet. Dann war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie TCA belastet waren und damit auch der Wein korkt. Seit man sehr viele Drehverschlüsse nutzt, ist der Druck auf die Korkeichen weltweit sehr viel geringer geworden. Das heißt, wir haben qualitativ wieder bessere Korken da, wo noch Korken verwandt werden. Und damit ist auch glücklicherweise die Korkbelastung insgesamt zurückgegangen.

Video herunterladen (84,1 MB | MP4)

SWR1: Aus welchen Gründen auch immer der Wein nach Kork schmeckt. Kann man ihn bedenkenlos trotzdem trinken, wenn er noch einigermaßen schmeckt und zu schade ist zum Wegkippen?

Eckert: Wenn er einem schmeckt, darf man ihn gerne trinken. Das macht überhaupt nicht krank. Es ist vor allen Dingen unangenehm im Geruch. Man kann das auch nicht wirklich wegkochen, wie manchmal behauptet wird. Ich würde einen stark korkenden Wein jetzt auch nicht zur Soße verarbeiten. Wenn der Geruch moderat ist, dass es mich eigentlich nicht besonders stört, muss man selbst entscheiden, was man damit macht. Übrigens: Nicht alles, was von einer Runde von Weinenthusiasten für Kork gehalten wird, ist auch Kork. Manchmal ist der Wein einfach auch muffig.

Das Interview führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.