SWR1 Moderator Hanns Lohmann hat sich darüber mit der Paartherapeutin Vera Matt unterhalten.
Hanns Lohmann: Was macht eine glückliche Beziehung für Sie aus?
Vera Matt: Wie viele Stunden Zeit haben wir?
Ist es so kompliziert?
Nein, ist es nicht. Eine gemeinsame Basis, also dass man Dinge zusammen tut, ist genauso wichtig, wie dass man Unterschiede respektiert und toleriert. Damit sind wir dann schon bei den Themen Toleranz und Akzeptanz und einer guten Kommunikation. Ganz wichtig ist auch, nicht in der Vergangenheit kleben zu bleiben und zu sagen: "Das kann ja nicht klappen, weil Du früher das ja auch nicht hin gekriegt hast!"
Ebenfalls ganz wichtig ist, wenn man schon nach hinten schaut, dann dankbar auf die Vergangenheit zu blicken und sich nicht über jeden kleinen Fehler aufzuregen. Bleiben Sie authentisch und ehrlich und regen Sie sich nicht über jedes kleine "Läuschen" auf, das Ihnen über die Leber läuft und plagen Sie Ihren Partner nicht damit.
Sie haben schon angedeutet Kommunikation ist wichtig. Gibt es Kommunikationsregeln, an die man sich auf jeden Fall halten sollte?
Ja, die gibt es. Denn man kann ja auch "vergiftet" kommunizieren. Es ist ein Unterschied, ob ich sage: "Danke, dass Du heute mal den Müll runtergebracht hast!" Oder ob ich sage: "Wow, Du bist mein Held. Ich weiß, Du bist erkältet und trotzdem hast Du den Müll weggebracht." Lassen Sie Ihren Partner ausreden, versuchen Sie nicht zu unterbrechen, sich zu rechtfertigen und erforschen Sie die Hintergründe, warum Ihr Partner etwas genauso gesagt hat.
Wie wichtig ist Sex für eine glückliche Beziehung?
Es gibt Paare, die sagen: "Dreimal am Tag ist uns zu wenig!" Die kommen dann zu uns, weil sie tatsächlich zu wenig Sex haben.
Und dann gibt es Paare, die sagen: "Er will immer, oder sie will immer." Im Gespräch stellt sich dann heraus, dass das Paar den letzten Sex vor drei Monaten hatte. Nicht jede Beziehung definiert sich über Sex. Es gibt neben Sex noch andere Punkte, die jetzt genauso wichtig sind.
Wie gehen Sie als Beraterin damit um, wenn ein Paar sehr unterschiedliche Vorstellungen über Häufigkeit oder auch über die Qualität des Sex hat?
Ich versuche herauszufinden, was dahinter steckt. Woran erkennt der eine Partner, dass er geliebt wird? Auch da gibt es Unterschiede. Der eine muss es sehen, der andere muss es fühlen, der Dritte muss es hören. Es ist eben ein Unterschied, ob sich jemand durch Lob und Anerkennung geliebt fühlt, durch Sex oder durch gemeinsam verbrachte Zeit. Dabei gibt es oft Missverständnisse. Wenn die erkannt werden, kann man Brücken bauen. Und dann ist Sex vielleicht nach wie vor wichtig, aber nicht mehr der Maßstab dafür, ob man sich geliebt fühlt oder nicht.