Im Jahr 2000 feiert der in Karlsruhe geborene Sänger Laith Al-Deen mit seiner Debut-Single "Bilder von Dir" seinen Durchbruch. Seitdem ist er aus der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken. Zehn Alben hat Laith Al-Deen, der sich auch für die SWR Herzenssache engagiert, bis jetzt veröffentlicht. Jetzt kommt sein Elftes auf den Markt und SWR1 Musikredakteurin Nina Waßmundt hat sich mit ihm über das Album, den Titelsong und seine Intentionen unterhalten.
SWR1: Das neue Album "Dein Begleiter" ist Ihr elftes Album. Wie fühlt sich das an?
Laith Al-Deen: Ich bin auch nach mittlerweile 24 Jahren offiziell im Geschäft immer noch nervös, weil so viele Dinge mit dem Album-Prozess verbunden sind, wie zum Beispiel auch die die anstehende Tour. Ich kann das alles noch gar nicht so ganz fassen. Dieses Flair, das bewahre ich mir tatsächlich seit 24 Jahren.
SWR1: Den Song "Dein Begleiter" kann man auf ganz vielen verschiedenen Ebenen verstehen. Wie ist er ursprünglich gemeint?
Al-Deen: "Dein Begleiter" ist von meiner Seite aus nicht partnerschaftlich gemeint, weil es wirklich an der Stelle eher darum geht, jemanden aus der Krise zu tragen. Das Thema des Begleitens zieht sich durch das ganze Album. Ich habe festgestellt, dass es für mich zumindest, eines der wichtigsten menschlichen Aktionen ist, die mir überhaupt einfallen: Sowohl das Begleiten von anderen und das sich begleiten lassen von Menschen und von Dingen.
Und natürlich ist es an der Stelle ein partnerschaftliches oder auch ein freundschaftliches Ding, wenn man jemandem durch eine schlechte Zeit hilft. Ich glaube anhand des Feedbacks, dass ich zu dem Song bekommen habe, war relativ klar zu erkennen, dass es großen Bedarf gibt.
SWR1: Für wen schreiben Sie? Haben Sie beim Schreiben dann andere Menschen im Kopf, für die Sie schreiben?
Al-Deen: Wenn ich anfange zu schreiben, habe ich in der Regel niemand bestimmten im Kopf. Auf dem Album gibt es Ausnahmen. Der Song "Familie" zum Beispiel. "Familie" betrifft mich. Das Thema ist zwar jetzt schon über fünf Jahre her, aber manchmal dauert es seine Zeit, bis sich der richtige Rahmen findet, um einen Song zu platzieren.
Meine aktuelle Familie kam ja quasi "quer" in mein Leben. Und der Entschluss zu versuchen in eine Familie mit drei Kindern einzusteigen, war kein leichter. Der Song gehört sicherlich zu den persönlichsten Sachen, die ich in den letzten 20 Jahren veröffentlicht habe. Weil das auch etwas ist, was mir nie passiert ist. Etwas, was ich in dieser Form gar nicht für möglich gehalten habe. Ich kann ganz klar sagen, dass ich menschlich daran gewachsen bin.
[...] Entweder habe ich Songs, die für meinen engsten Kreis geschrieben sind. Aber in der Regel sind es eher fiktive Ansprechpartner, die an zum Beispiel autobiografische Erlebnisse gerichtet sind.
Das neue Album "Dein Begleiter"
SWR1: Das neue Album wirkt wieder sehr optimistisch. Das war ein Stück weit immer Ihr Tema, wenn man zum Beispiel zurückdenkt an "Was wenn alles gut geht". Sind Sie inzwischen optimistischer geworden?
Al-Deen: Ich glaub nicht, dass ich optimistischer geworden bin, sondern mein Werkzeugkasten beinhaltet das richtige Material. […] Für mich ist seit der Platte ("Was wenn alles gut geht") 2014 im Prinzip klar: Ich muss mich immer wieder neu erfinden, was den Gedanken angeht. Ich muss mich immer wieder neu aufstellen.
Ich habe so viele Leute um mich herum getroffen, die das Gefühl haben, in der Patsche zu sein. Letzten Endes, glaube ich, kann man nicht oft genug dran erinnern, wie wichtig es ist, sich um sich selbst zu kümmern.
Laith Al-Deen zu Gast in SWR1 Leute (2020)
SWR1: Sie sind seit 24 Jahren im Geschäft und auch Ihre Fans sind mit-gealtert. Wie fühlt es sich an, wenn Sie heute jemand anspricht: Du, ich habe damals zu "Bilder von Dir" geheiratet?
Al-Deen: Das ist großartig für mich, wenn Fans mich auf die alten Zeiten ansprechen, weil ich dann merke, wie wir uns gemeinsam begleitet haben. Es bringt mich ja wieder zum Album-Urgedanken zurück.
Ich habe letztes Jahr relativ viele Paare getroffen, teilweise mit deren Kindern, die auch schon einen Ehepartner haben. Da fühlt man sich auch ein bisschen alt. Gleichzeitig war es aber schön. Wenn die dann noch zusammen sind und zu irgendeinem Song geheiratet haben und ganz spezielle Geschichten mit einem verbinden - obwohl man sich gar nicht kennt.
Das ist ein sehr erhebendes Gefühl, es macht mich auch wahnsinnig stolz.
Das Gespräch führte Nina Waßmundt.