Die Werbung für das Deutschlandticket ist am Hauptbahnhof vor einer Bahn des ÖPNV zu sehen. Seit Montag gilt bundesweit das 49 Euro teure Deutschlandticket im öffentlichen Personennahverkehr.

Schwierigkeiten beim 49-Euro-Ticket

"Wir werden den Ticket-Preis erhöhen müssen"

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Michael Lueg
SWR1 Moderator Michael Lueg

Seit dem 1. Mai kann in ganz Deutschland der öffentliche Nahverkehr für 49 Euro genutzt werden. Viele Kunden klagen über Probleme beim Kauf des Tickets.

Im SWR1 Interview erklärt Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), was aus seiner Sicht zu tun ist.

SWR1: Wie lief der Start des 49-Euro-Tickets?

Ingo Wortmann: Der Start lief – was ich beobachten konnte – recht gut. Es gab am 1. Mai noch längere Schlangen, teilweise noch vor den Service-Zentren. Aber mir sind jetzt keine großen Probleme bekannt.

SWR1: Was muss denn noch besser laufen?

Wortmann: Unsere Branche muss jetzt noch schneller digitalisieren. Wir müssen schneller Chipkarten auf den Markt bringen, das ist aufgrund der Material-Problematik im Moment recht schwierig. Aber wir sind da größtenteils sehr flexibel, und sind auch flexibel bei der Kontrolle, wenn die Karte vielleicht noch nicht so ist, wie sie mal irgendwann sein muss.

SWR1: Alle Verkehrsunternehmen mussten das Deutschland-Ticket in ihre Apps integrieren. Dann gibt es noch eine Extra-App dafür. Wie gigantisch war denn der Aufwand?

Wortmann: Der Aufwand war durchaus gigantisch. Bei einigen nicht so sehr, weil wir ja auch schon viele Unternehmen haben, die die Apps und Chipkarten haben. Aber bei den Unternehmen, die das noch nicht hatten, da war der Aufwand durchaus gigantisch. Unter dem Strich wird sich das auszahlen. Wir haben einen sehr kräftigen Schritt in Richtung Digitalisierung gemacht.

SWR1: Drei bis vier Milliarden Euro wird dieses Ticket Bund und Länder kosten, die sich das teilen. Sie haben schon im Vorfeld gesagt, dass es bei den 49 Euro nicht bleiben kann. Ist das wegen dieser extrem hohen Kosten?

Wortmann: Wir haben zum einen Mindereinnahmen und wir haben auch ganz unabhängig von dem Deutschland-Ticket Mehraufwendungen, Materialkosten, Personalkosten. Da muss man sich nur jetzt die Streiks und Tarif-Forderungen der letzten Wochen anschauen. Insoweit werden wir das Ticket erhöhen müssen vom Preis her. Ich setze aber auch darauf, dass die öffentliche Förderung entsprechend steigt. Denn wir wollen ja nicht alle Kunden wieder vergraulen, die wir jetzt gewonnen haben.

SWR1: Wie teuer müsste das Ticket in Zukunft werden?

Wortmann: Das ist schwer zu sagen. Das hängt von der Inflation ab und wir haben jetzt gerade in in den letzten Jahren eine sehr hohe Inflation gehabt. Und es hängt davon ab, wie viel Geld dann Bund und Länder noch ausgeben möchten, um diese Inflation zu dämpfen.

SWR1: Mehr als drei Millionen Menschen haben das Ticket für Mai gekauft, die meisten davon Bestandskunden. 750.000 Menschen sind neue Kunden. Sind Sie damit zufrieden oder hätten Sie sich mehr erhofft?

Wortmann: Das liegt in unserem Erwartungshorizont. Wir haben in München rund 200.000 Tickets verkauft und davon sind etwa 20 Prozent Neukundinnen und Kunden. Wir haben uns da nicht mehr erwartet, aber wir rechnen schon damit, dass sich das jetzt entwickelt und dass wir dann über die Zeit auch weiterhin neue Kundinnen und Kunden für den ÖPNV begeistern können.

SWR1: SWR1 Hörerin Gabriele aus Trier hat sich bei uns heute morgen schon im Studio gemeldet. Sie schreibt, dass sie schon vor Wochen das Abo bestellt habe, aber bis heute überhaupt gar nichts dazu gehört hat. Was kann man ihr sagen?

Wortmann: Beim Verkehrsverbund oder beim Verkehrsunternehmen nachhaken. Ich hab das auch bei meiner Mutter erlebt. Auch da haben wir nachgehakt, und da ist in der Tat die Karte dann noch am Samstag gekommen. Bei uns ist auch schon mal das eine oder andere schief gegangen. Teilweise haben die Kundinnen oder Kunden E-Mails an mich geschrieben, und dann ging es auch sehr schnell. Also nachhaken, dranbleiben, das ist meine Empfehlung.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

Mehr Informationen über den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen finden Sie auf der Webseite.

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