Hörbuch als Erinnerung für Angehörige

Sterbenden eine Stimme geben

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Moderator/in
Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk
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SWR1

Beim Projekt "Familienhörbuch" haben schwer kranke Menschen Gelegenheit, ihre Lebensgeschichte für ihre Angehörigen – vor allem für ihre Kinder – aufzunehmen. Daraus entsteht ein professionell produziertes Hörbuch.

Es ist ein ungewöhnliches Projekt, das gerade an der Uni Heidelberg erforscht wird. Auf die Idee kam die ehemalige Hörfunk-Journalistin Sabine Fiedler. Schwer kranke Menschen können ein professionelles Hörbuch produzieren, damit ihre Geschichte den Angehörigen für immer in Erinnerung bleibt.

Finanziert wird das gemeinnützige Projekt "Familienhörbuch" durch Spenden. Bis Oktober können sich Interessierte noch bewerben, die dann kostenlos dieses besondere Andenken erschaffen dürfen. Im SWR1 Interview erzählt Geschäftsführerin Sabine Fiedler, wie es abläuft und was erforscht werden soll.

Projekt für Palliativpatienten

SWR1: Wer kann sich bei Ihnen melden? An welche Menschen denken Sie bei Ihrem Projekt? 

Sabine Fiedler: Der Aufruf geht an Palliativpatienten, also Eltern, die minderjährige Kinder haben. Gefühlt ist das sicherlich eine sehr kleine Zielgruppe. Für uns ist sie aber sehr groß. 

SWR1: Wie läuft das ab, wenn sich bei Ihnen jemand bewirbt und angenommen wird? 

Fiedler: Sie bewerben sich bei uns und dann wird geschaut: Ist das eine palliative Erkrankung und sind minderjährige Kinder in der Familie vorhanden? Dann wird man ins Projekt aufgenommen. Wichtig dabei ist natürlich immer, dass wir gerade genügend Geld haben, damit wir auch diese Projekte umsetzen können. Denn wir können tatsächlich nur Projekte annehmen, wenn wir auch ausreichend Spenden erhalten, um diese zu finanzieren.

Biografen nehmen Lebensgeschichte auf 

SWR1: Das heißt, da ist jemand ausgewählt worden und dann kommt ein Mitarbeiter von Ihnen und lässt sich die Lebensgeschichte erzählen. Wie müssen wir uns das vorstellen? 

Fiedler: Die Interviews mit den Projekt-Teilnehmenden führen ausgebildete Audio-Biografen – das sind alles Journalisten. Man verabredet einen gemeinsamen Termin zum Interview und dann wird an drei Tagen interviewt, in denen man seine Lebensgeschichte erzählt. Man kann sich darauf vorbereiten, man hat schon mal ein Telefongespräch geführt und dann fängt man an zu erzählen.

Mutter mit Kind
Mit dem "Familienhörbuch" können Palliativ-Patienten Erinnerungen für ihre Kinder aufnehmen und zu einem Hörbuch entwickeln lassen.

Positive Erfahrungen mit dem Hörbuch

SWR1: Ihr Projekt läuft seit einigen Jahren. Welche Rückmeldungen gab es da bisher? 

Fiedler: Gerade was man jetzt von den Projekt-Teilnehmern aus dem Umfeld hört: Das ist ein so tolles Zukunftsgeschenk für die Angehörigen, aber auch für die Kinder. Denn die Kinder haben irgendwann im Laufe ihres Lebens ganz viele Fragen: "Mama oder Papa, wer warst du eigentlich?" Und diese Fragen kann vielleicht niemand richtig beantworten. Aber mit dem Hörbuch kann ich dann zumindest ein Stück weit in das Leben der Mama oder des Papas eintauchen.

Mit dem Hörbuch kann ich zumindest ein Stück weit in das Leben der Mama oder des Papas eintauchen.

SWR1: Das Projekt "Familienhörbuch" wird gerade an der Uni Heidelberg erforscht. Was genau will man da erforschen?

Fiedler: Man möchte gerne mit den Projekt-Teilnehmenden erforschen, wie das auf diese Menschen wirkt und was das Projekt mit ihnen macht. Wenn man mal selbst darüber nachdenkt, man soll jemand Fremden seine Lebensgeschichte erzählen, ist das sehr skurril. Viele Menschen, die bei uns ins Projekt kommen, sagen dann: "Ich hab doch gar nicht so viel erlebt, und ich bin erst 35 Jahre alt." Aber tatsächlich gibt es ganz viele tolle Geschichten, die man dort einbringen kann. In der Uni Heidelberg wird es jetzt nochmal tiefgreifender erforscht, was das tatsächlich mit diesen Teilnehmenden macht. 

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.

Mehr Informationen

Projekt Familienhörbuch - "Die Stimme Ihres Lebens" 

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