Wenn es nach den Wettquoten geht, droht Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) wieder eine schlechte Platzierung. Allein in den letzten drei Jahren kamen wir nicht über Platz 25 hinaus. Lichtblicke in den Top 5 der letzten Jahre waren nur Michael Schulte mit Platz 4 (2018) und der Sieg von Lena im Jahr 2010.
Aber ist das überhaupt wichtig? Es ist völlig egal, sagt SWR1 Musikredakteur Dave Jörg. Und dafür hat er gute Gründe.
Beim Eurovision Song Contest verloren? Egal!
Beim ESC keine gute Platzierung zu erreichen, ist überhaupt nicht schlimm. Ich finde es echt nicht wichtig. Den ESC habe ich zweimal live vor Ort erlebt und von dort berichtet – letztes Jahr in Liverpool und 2018 in Lissabon.
Was ich da jeweils mitgekriegt habe, war eine gigantische Musik-Party mit Gleichgesinnten aus ganz Europa. Die Leute waren glücklich, sie haben gefeiert und sich in den Armen gelegen. Auf der Bühne wird jeder Beitrag euphorisch gefeiert von den Fans.
ESC soll Menschen in Europa verbinden
Eigentlich ist die Idee des ESC, Menschen über alle Grenzen in Europa mit Musik zusammenzubringen – und das friedlich! Ich hoffe, dass das auch dieses Jahr so ist, auch im Hinblick auf die Diskussion um den israelischen Beitrag.
Diese Idee, "United by Music" – durch Musik verbunden zu sein, habe ich in den vergangenen Jahren auch vor Ort in den Städten und in den Hallen immer gespürt. In Deutschland führen wir immer nur diese schlechtgelaunte Debatte um die miesen Platzierungen. Dabei sollte es eigentlich keine Rolle spielen, wie viel Geld Deutschland für den ESC beiträgt.
Deutschland – einer der ESC-Hauptzahler
Wir sind einer der großen Fünf, aber zahlen keine Millionen, sondern im Schnitt um die 450.000 Euro für das jährliche Event. Das ist im Vergleich mit einer Samstagabend-Show im deutschen Fernsehen verhältnismäßig wenig. Den Rest von 10 bis 20 Millionen Euro zahlen die Länder, die den Wettbewerb austragen, selbst.
Lieber die Stimmung als Platzierung feiern
Bei der Diskussion hier in Deutschland, gucke ich persönlich gerne mal auf die ESC-verrückten Australier. Sie dürfen seit 2015 mitmachen, weil sie so große Fans sind. Sie schauen "Down Under" den ESC zum Frühstück und feiern ohne Ende – allein, weil sie dabei sind.
Blick hinter die ESC-Kulissen mit Isaak
Ich kann ja total verstehen, wenn jemand keine Lust auf den ESC hat. Den braucht niemand zu schauen. Aber wenn man Spaß daran hat, dann lasst uns Party machen, lasst uns Musik und Songs feiern. Der Eurovision ist wie eine kollektive Umarmung der Nationen – und darauf kommt es an. Heute mehr denn je.