Ist das eine gute Idee, weil man mit Wein eigentlich nichts falsch machen kann? Oder fällt die Flasche Wein, gemeinsam mit Socken und Krawatten, eher in die Kategorie "Verlegenheitslösung"? Das sagen unsere Wein-Podcast-Macher Werner Eckert und Dominik Bartoschek dazu.
Die Grundsatzfrage: Wein verschenken – ja oder nein?
Klar, auch bei Weinpodcast-Machern wie Werner und Dominik liegt immer mal wieder eine Flasche unterm Weihnachtsbaum. Und beide haben überhaupt nichts dagegen, im Gegenteil! "Ich freue mich, wenn das Weine sind, die ich nicht kenne. Oder von denen ich weiß, dass irgendjemand sie besonders schätzt, und ich mich damit auseinandersetzen kann, ob mir das genauso geht." sagt Werner Eckert. Und Dominik Bartoschek sagt: "Ich neige dazu, immer wieder zu mir bekannten Rebsorten und Weingütern zu greifen. Ein Wein-Geschenk kann einem die Augen öffnen, was es sonst noch an spannenden Weinen gibt."
Natürlich kann das auch mal furchtbar daneben gehen. Wenn ein Fan knochentrockener Weißweine einen halbtrockenen Roten geschenkt bekommt, zum Beispiel. Das spricht aber nicht grundsätzlich gegen Wein als Geschenk. Es kommt eben drauf an, die Flasche richtig auszuwählen.
Gewusst wie – die richtige Auswahl
Wer die Beschenkten und ihre favorisierte Rebsorte oder Anbauregion kennt, hat es einfach: Werner Eckert versucht in diesem Fall, mit einem Geschenke-Wein genau diese Vorlieben zu treffen. Der persönliche Geschmack tritt dann in den Hintergrund. Schwierig ist es, wenn man so gar nichts über die Favoriten der Beschenkten weiß. Dann muss man zwangsläufig seinen eigenen Geschmack sprechen lassen und hoffen, damit ins Schwarze zu treffen.
Dominik Bartoschek findet es in diesem Fall wichtig, nur solche Weine auszuwählen, bei denen er eine Antwort parat hat auf die Frage "Warum hast Du mir ausgerechnet diesen Wein geschenkt?". Eine kleine Geschichte, bei welcher besonderen Gelegenheit der Wein gekauft wurde, welches Erlebnis man damit verbindet oder welche Beziehung man zum Weingut hat, macht aus dem Verlegenheitsgeschenk dann ganz automatisch ein individuelles Geschenk. Und selbst, wenn der Beschenkte mit der Rebsorte gar nichts anfangen kann: Er merkt dann zumindest, dass die Flasche bewusst ausgewählt worden ist.
Und wenn es doch mal die Verlegenheitslösung ist?
Natürlich gibt es dann doch auch mal Situationen, in denen die Flasche Wein zur Notlösung wird. Zum Beispiel, weil es gesellschaftlich adäquat erscheint, nicht mit leeren Händen dazustehen. Aber auch dann, sagt Werner Eckert, kann man vieles richtig machen. Zum Beispiel nur einen Wein von guter Qualität auswählen. Und immer sollte es einer sein, den man auch selbst mit Genuss trinken würde. Die Rebsorte sollte dann "sozialverträglich", also nicht zu speziell sein, sagt der Weinmann.
Besonderer Tropen oder Alltagswein?
Angenommen, das Budget für das Geschenk liegt bei 30 Euro – sollte es besser in eine Flasche Spitzenwein, oder in eine Auswahl mehrerer Alltagsweine gesteckt werden? Das hängt stark vom Beschenkten ab, findet Werner Eckert: "Wenn es für Jemanden ist, der Wert auf etwas Besonders legt, dann wird es die eine Flasche für 30 Euro. Wenn es für Jemanden ist, der einfach gerne einen netten Wein trinkt, dann sind die drei Flaschen für 10 Euro auch völlig ok!"
Weinzubehör – sinnvolle Geschenkzugaben?
Stylishe Korkenzieher, Vakuumpumpen, Weinkühler. Es gibt zahlreiche, mehr oder weniger nützliche Wein-Accessoires. Ein Weingeschenk damit zu ergänzen, ist aber nicht unbedingt eine gute Idee, findet Werner Eckert. Vor allem bei Weinkennern, "weil die meistens schon alles haben." Nur gezielt verschenkt er solche Dinge. Wenn er nämlich feststellt, dass es bei Freunden zu Hause kein ordentliches Handwerkszeug gibt, wie zum Beispiel einen guten Korkenzieher.
Fazit:
Eine Flasche Wein unterm Weihnachtsbaum kann viel mehr sein als ein Verlegenheitsgeschenk. Vorausgesetzt, es handelt sich dabei nicht um die nächstbeste Flasche aus dem Supermarkt-Regal, sondern um einen Wein, der bewusst und mit ein paar Gedanken ausgesucht wurde.