Seit der Saison 2024 hat er die verantwortungsvolle Aufgabe, als Till in die Bütt zu steigen. Vor seinem Auftritt bei "Mainz bleibt Mainz" hat er uns von seiner neuen Rolle erzählt.
SWR1: Seit 2024 der Till – was ist das für eine Figur?
Florian Sitte: Das ist in Mainz im Grunde genommen eine Symbolfigur mit einem literarisch-politischen Vortrag. Der Till ist in meinem Heimatverein, dem MCC, auch das Logo. Und das gibt es seit den 1920er Jahren.
SWR1: Bei der Nominierung für Mainz bleibt Mainz wird man auch gleich mal 20 Zentimeter größer, oder?
Sitte: Oder manchmal auch kleiner – der Till kann natürlich auch zu einer Bürde werden. Aber klar, es ist immer eine große Ehre.
SWR1: Haben Sie für die Büttenrede 2025 schon irgendwo Zettel liegen und notieren sich das ganze Jahr über Ideen, beispielsweise auch, wenn gerade ein Patient bei Ihnen auf dem Zahnarztstuhl sitzt?
Sitte: Da bin ich meistens bei anderen Gedanken und konzentriere mich auf die Patienten. Aber man ertappt sich dabei, dass man das komplette Jahr unter dem Gesichtspunkt der Verwertbarkeit sieht. Wenn einem etwas einfällt, kann es an Ostern oder im Sommer sein. Je größer der Druck, desto häufiger die Einfälle, weil man sich dann auch mehr damit beschäftigt.
SWR1: In welcher Situation basteln Sie die ganzen Einfälle zusammen, dass daraus eine Rede entsteht?
Sitte: Das ist immer eine Typsache. Bei mir ist es wirklich mit viel Druck. Dann arbeite ich am besten, weil ich einfach muss. Wir sind ja alle Amateure und haben einen normalen Beruf. Dann ist es immer eine Arbeitsfrage und vielleicht auch eine Frage vom Fleiß. Deswegen schiebt man es auch gerne ein bisschen vor sich her. Aber zwischen den Jahren ist die heiße Phase, wo man von morgens bis abends schreibt.
SWR1: Ist es in diesen Zeiten mit vielen Krisen und Kriegen schwierig, so etwas zu machen?
Sitte: Viel schwieriger, weil das alles keine Wohlfühlthemen sind. Wir haben jetzt kein Sommermärchen, selbst die Eurokrise war im Vergleich zur jetzigen Zeit relativ harmlos, weil es sich "nur" um eine wirtschaftliche Krise gehandelt hat. Momentan ist es von den Themen natürlich so, dass wir keine großen Witze über die Ukraine oder das Elend im Nahen Osten machen.
SWR1: Sie waren oft Angela Merkel und haben ihre Mimik und Körperhaltung ganz genau drauf. Fehlt sie Ihnen ein bisschen?
Sitte: Nein, überhaupt nicht. Man hat letztes Jahr auch nochmal gesehen, was die Auswirkungen von 16 Jahren Merkel waren. Bei allem Guten, was sie auch gemacht hat, wurde auch viel ausgewichen und Probleme nicht angegangen.
Das Interview führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.