Der Standpunkt in unserer Sendung

CONTRA - Die Nationalität von Tatverdächtigen nennen? Von Cüneyt Özadali

Stand
Autor/in
Özadali, Cüneyt

Umstrittene Regelung: Die Polizei in NRW soll künftig in ihren Pressemitteilungen in der Regel die Nationalität von Tatverdächtigen nennen.

Ich bin dagegen, dass jedes Mal bei einer Festnahme gleich die Nationalität eines Tatverdächtigen genannt wird.

Kriminalität wird nicht durch die Nationalität begünstigt. Das belegen auch Studien. Jemand wird also nicht kriminell, weil er die deutsche oder arabische, türkische oder spanische Staatsbürgerschaft hat.

Wichtiger für mich ist, die Symptome anzugehen, die die Kriminalität begünstigen: wie zum Beispiel die prekären Lebensumstände, die ungleichen Bildungschancen, oder die Gewalterfahrungen in der Kindheit. Diese betreffen Deutsche wie Nicht-deutsche gleichermaßen.

Dass Politiker mit der pauschalen Nennung der Nationalität für Transparenz sorgen wollen – klingt für mich nach Symbolpolitik. Denn: Die regelmäßig veröffentlichte Kriminalstatistik, sorgt für eine sachliche Transparenz über die Taten und den Anteil von Deutschen und Nicht- Deutschen Tatverdächtigen.

Wenn wir die Nationalität eines Tatverdächtigen nennen wollen, dann braucht es dafür gute Gründe. Neugier reicht als Grund zum Beispiel nicht aus. Warum? Weil sonst durch ein individuelles Fehlverhalten, eine ganze Personengruppe stigmatisiert werden kann. Davor warnt auch der Deutsche Presserat.

Wenn bei allen Delikten die Nationalität genannt werden soll, wie es manche Politiker fordern, dann frage ich mich, welchen guten Grund es geben könnte, die Nationalität einer Person zu nennen, die ohne Ticket in der Bahn erwischt wurde.

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Autor/in
Özadali, Cüneyt