Weihnachtsbeleuchtung: Strom sparen und trotzdem gemütlich Weihnachten feiern?

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Lichterketten an Balkonen, Lichterbögen in Fenstern: leuchtende Deko macht Weihnachten stimmungsvoll(er). Es blinkt und glitzert, privat und in Geschäften, der Stadt und Einkaufszentren.

Umwelthilfe: "Innehalten und Strom sparen"

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schlägt jetzt allerdings vor: die ganz große Weihnachtsbeleuchtung sollten wir 2022 weglassen - wegen der Energie- und Klimakrise. Wir fragen nach bei Stefanie Peyk aus der SWR Umweltredaktion: ein realistischer Vorschlag?

»Allein das, was die deutschen Haushalte in der Weihnachtszeit an Strom verbrauchen – von Lichterketten am Giebel über das blinkende Rentier im Vorgarten bis zum leuchtenden Plastik-Weihnachtsmann – entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch einer mittleren Großstadt mit 400.000 Einwohnern.«

Nur EIN beleuchteter Weihnachtsbaum pro Stadt & Gemeinde?

Dazu kämen die möglichen Einsparungen, wenn auch Städte und Gemeinde auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten würden. Größenordnung laut DUH: auch da noch einmal der Stromverbrauch einer mittleren Großstadt. Darum schlägt die Umwelthilfe vor, die Vorgärten dieses Jahr gar nicht zu beleuchten - und: In jeder Gemeinde könnte es einen großen beleuchteten Weihnachtsbaum geben.

»Weihnachtsbeleuchtung runterfahren bedeutet Depressionen hochfahren.«

Glühlämpchen, Halogenleuchten, LED: wie groß ist das Sparpotential?

Besonders bei den beliebten Lichterketten gibt es großes Einsparpotential. Die Verbraucherzentrale hat das am Beispiel einer Lichterkette mit 24 Lämpchen ausgerechnet:

»Eine LED-Lichterkette verursacht in vier Wochen Stromkosten von etwa 40 Cent. Für eine Lichterkette mit Glüh- oder Halogenlämpchen müssen Sie in der gleichen Zeitspanne schon mit dem Zehnfachen, also 4 Euro, rechnen.«

Weiterer Aspekt: kaufen Sie keine batteriebetriebenen LED-Kerzen für den Weihnachtsbaum - das schadet der Umwelt und Ihrem Geldbeutel. 300-mal teurer als Strom aus der Steckdose, rechnet SWR1 Moderator Matthias Sziedat vor:

Weihnachtsbeleuchtung: was machen Städte und Gemeinden?

Städte und Gemeinden wollen wegen der derzeitigen Energiekrise im kommenden Winter deutlich weniger Energie verbrauchen. Ein Ansatzpunkt auch hier: die weihnachtliche Beleuchtung. Das Stuttgarter Rathaus z.B. soll keine Weihnachtsbeleuchtung bekommen, auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt sollen an den Buden nicht mehr ganz soviele Lichter brennen wie sonst.

»Ein bisschen Weihnachtsbeleuchtung ist absolut ok, aber bei vielen wird es zunehmend kitschig typisch amerikanisch.«

Im übrigen sind die Innenstädte in Baden-Württemberg ohnehin schon dunkler als noch im vergangenen Jahr: Grund ist die Energiesparverordnung des Bundes, die seit dem 1. September 2022 gilt.

»Mir ist eine Kerze im Fenster lieber als ein ganzes Haus so stark beleuchtet, daß die Feuerwehr kommt.«

Weniger Weihnachtslichter: reine Symbolik?

Aber auch Kritik regt sich an den Sparplänen - Tübingens grüner OB Boris Palmer bezeichnet die "Fokussierung der Diskussion auf die Weihnachtsbeleuchtung" als "reine Symbolik", die die Tatenlosigkeit bei den großen Verbrauchern verdecke. Und seitens der Polizeigewerkschaft werden Sicherheitsaspekte der dann dunkleren Innenstädte angeführt.

»Ich glaube, niemand wird uns einen beleuchteten Weihnachtsbaum absprechen wollen. Alles mit Maß und Ziel und manchmal ist weniger einfach mehr! Wenn ganze Häuser leuchten und im Garten noch beleuchtete Schlitten und Rentiere stehen, ist das einfach nur kitschig (für mich!!). Man könnte gerade meinen, Weihnachten hinge von der Beleuchtung ab!?«

Kommentar: "Ein dunkler Advent wäre eine Katastrophe"

SWR Wirtschaftsredakteur Michael Wegmer macht sich seine ganz eigenen Gedanken zur Forderung der Deutschen Umwelthilfe nach "Innehalten" und weitgehendem Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung. Diese Forderung bringe ihn, so kommentiert er, "auf die Palme":

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SWR