Stellungnahme zu Missbrauch in der Kirche kam "wie aus dem Nichts"
Jahrzehnte lang hätten die Opfer auf diese Stellungnahme gewartet, erzählt die Freiburgerin Lia Sand (so das Pseudonym, das sie in der Öffentlichkeit nutzt), selbst eine Betroffene des Missbrauchs in der Erzdiözese Freiburg. Jetzt sei diese Erklärung von Zollitsch ganz plötzlich gekommen - wie aus dem Nichts.
Wert legt Lia Sand darauf, sich selbst als "Betroffene" zu bezeichnen: Sie möchte nicht als "Opfer" stigmatisiert werden.
Zollitsch müsse ganz klar sagen, was er falsch gemacht habe und aufzeigen, was die katholische Kirche jetzt anders machen müsse.
Erzbischof Zollitsch: Wohl der Kirche vor dem Leid der Betroffenen
In seiner Stellungnahme hatte Zollitsch wissen lassen, zu lange Zeit habe ihn das Wohl der katholischen Kirche geleitet und nicht die Anteilnahme am Leid der Betroffenen und die Fürsorge für die Opfer. Wie wertet Lia Sand dieses Eingeständnis?
Viele Missbrauchsopfer können konkret sagen, welche Hilfe sie brauchen
Thema "Wiedergutmachung" - gibt es aus Sicht von Lia Sand denn überhaupt ein Entgegenkommen für Missbrauchsopfer, damit sie mit dem Geschehenen abschließen können? Mit der Antwort "man kann es nicht wiedergutmachen", mache man es sich zu leicht, ist ihre Antwort. Viele Schäden von Betroffenen ließen sich nämlich ihrer Ansicht nach klar beziffern: beispielsweise bei Betroffenen, die Erwerbsminderungsrente beziehen - das sei ein klarer Einkommensverlust, der ausgeglichen werden müsse. Jemand, der keinen Therapieplatz finde, brauche therapeutische Hilfe, die man vermitteln müsse.
"Am Ende kommt die Aufarbeitung nicht wirklich voran"
Was Zollitsch' Aussagen für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum Freiburg bedeuten, ist für Lia Sand nur schwer einzuschätzen.
Aufarbeitung von Missbrauch: Kann das Eingeständnis von Zollitsch helfen?
Lia Sand hofft darauf, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche jetzt vielleicht doch noch etwas stärker angestoßen wird. Jeder Stein, der in dieser unfassbaren Mauer gelöst werde, sagt sie im SWR1 Interview, sei wieder ein Stein, der "uns vielleicht ein Stück nach vorne bringt". Aber:
Kommentar: Schuldeingeständnis mit einem enttäuschenden "aber"
"Es ist eine Entschuldigung im Duktus einer Predigt - und das macht für mich den Auftritt von Zollitsch vor der Kamera so gespenstisch, so merkwürdig und so unglaubwürdig." So beginnt der Leiter der SWR Studios Freiburg seinen Kommentar: