Der Schock: Bon Scott ist tot
1979 feierten AC/DC mit ihrem sechsten Album "Highway to Hell" ihren internationalen Durchbruch. Anfang Januar 1980 machte sich AC/DC an die Arbeit zu ihrem nächsten Album. Am Abend des 18. Februar ging Sänger Bon Scott im Londoner Pub "Music Machine" feiern. Was genau in der Nacht passierte ist nicht klar, aber Scott schlief in dem Renault 5 eines Freundes ein und wurde am nächsten Morgen leblos vorgefunden. Im Krankenhaus wurde er für tot erklärt. Er wurde 33 Jahre alt.
Weitermachen oder aufhören?
Der Tod von Scott war ein Schock für den Rest der Band, sie überlegten sich auch eine Zeit lang aufzuhören. Nach Zuspruch von Bon Scotts Familie, dass er wollen würde, dass sie weitermachen, fingen sie wieder an, am nächsten Album zu arbeiten und einen neuen Sänger zu suchen.
Bon Scott selbst brachte schon vor seinem Tod den Namen Brian Johnson ins Spiel. Auf einer England-Tour ging er zu einem Konzert der Band Geordie, in der Johnson zu der Zeit sang. Johnson erinnerte Scott an sein Idol, Little Richard, weswegen er seinen Bandkollegen begeistert von ihm erzählte. Nach Scotts Tod luden AC/DC Johnson schließlich zum Vorsingen ein.
Dieser eine große Pluspunkt
Brian Johnson lebte damals in Newcastle und konnte sich die Fahrt nach London eigentlich gar nicht leisten. Er lieh sich das Auto eines Freundes und 5 Pfund für Sprit von seinem Vater. Eingeschüchtert von den großen Vanilla Studios begann er zunächst mit dem Neffen der Young-Brüder Billiard zu spielen, weil er sich nicht traute zu fragen, wo er hin muss. Als er letztendlich vorsang, war die Band begeistert von ihm. Ein großer Pluspunkt für Johnson war das er sich für das Vorsingen "Whole Lotta Rosie" von dem 1977er Album "Let There Be Rock" aussuchte. Viele der anderen Bewerber wollten "Smoke on the Water" singen, wovon die Band schon komplett genervt war.
Hab' ich den Job oder doch nicht?
Johnson fuhr nach Newcastle zurück und war froh überhaupt mit AC/DC zusammen gesungen zu haben, machte sich aber keine Hoffnungen den Job zu bekommen. Einige Zeit später las er in einer Musikzeitschrift, dass die Band einen neuen Sänger aus Australien hätte. An dem Geburtstag seines Vaters erreichte ihn Malcolm Youngs Anruf. Er sagte ihm, dass die Schlagzeilen Schwachsinn seien und dass sich die Band für Johnson entschieden hätte. Johnson feierte indem er den Whisky, den er seinem Vater zum Geburtstag schenken wollte, trank und sein Auto anschob, weil es sonst nicht startete, um irgendjemand davon erzählen zu können, dass er der neue Sänger von AC/DC sei.
Kein Strom und gammeliger Fisch
Zwei Wochen später ging die Band mit ihrem neuen Sänger nach Nassau auf die Bahamas ins Studio. Dort arbeiteten sie weiter am nächsten Album, allerdings waren die Voraussetzungen auf den Bahamas beschwerlich. Tropische Stürme legten regelmäßig das Stromnetz lahm, wodurch sie nicht weiterarbeiten konnten und ein Thunfisch, den jemand aus der Crew gefangen hatte, in dem Kühlschrank auf ihrem Zimmer vergammelte. Diese Erfahrungen sind in den ersten Zeilen des ersten Songs auf Back in Black "Hells Bells" verewigt:
Aber die Band arbeitete unermüdlich. Produzent Robert "Mutt" Lange arbeitete vor allem an Johnsons Gesang. Schon bei "Highway to Hell" holte er alles aus Bon Scotts Stimme raus und tat jetzt bei Johnson das gleiche. Bis heute bleibt umstritten wie viel des Albums noch aus Scotts Feder stammt. Offiziell nutzte die Band nichts von dem was Scott für das nächste Album schrieb, allerdings soll nach seinem Tod Scotts Notizbuch verschwunden sein. Manche behaupten die Band hätte Scotts Lyrics verwendet, was dem Album zu seinem durchschlagenden Erfolg verhalf.
Es muss gut werden!
Das Album ist Scotts Gedenken gewidmet. Der Titel "Back in Black" ist eine Hommage an Scott (kann als "Wir sind zurück in Schwarz/Trauerkleidung" interpretiert werden). Laut Angus Young wollte die Band weder ein großes Ding aus der Widmung machen, noch einfach irgendwo "In Gedenken an Bon Scott" draufschreiben, also machten sie das Album so, wie sie es selbst als geeignete Widmung wahrnahmen. Aber eine Sache war ihnen klar: "Back in Black" musste gut werden!
Schattenseite des Erfolgs
AC/DC enttäuschte ihre eigenen Erwartungen nicht. Back in Black ist der größte Erfolg der Band und wird von vielen als bestes Album empfunden. Es ist mit 50 Millionen verkauften Platten das erfolgreichste Rockalbum jemals und das zweitmeistverkaufte Album überhaupt hinter Thriller von Michael Jackson.
Der Erfolg hatte auch eine Kehrseite. Alles was die Band seitdem veröffentlichte wurde mit Back in Black verglichen. Ein Funktionär der Plattenfirma beschwerte sich einst bei Angus Young, dass eines der Folgealben von AC/DC sich "nur" drei Millionen Mal verkaufte – in den USA bedeutet das dreifach Platin.
Weiter, immer weiter!
In den letzten fast 45 Jahren wurde Back in Black zum zeitlosen Dauerbrenner. Immer wieder tauchte es in den Charts weltweit auf - zuletzt 2012, 32 Jahre nach Erscheinen, landete es auf Platz 126 der französischen Albumcharts. So richtig können AC/DC nicht mehr an den Erfolg des Albums anknüpfen.
Aber das müssen sie auch nicht: Sie füllen immer noch Arenen weltweit und spielen auch immer noch gerne die alten Hits. Und auch wenn sie mittlerweile älter werden, Brian Johnson musste die letzte Tour abbrechen und Malcolm Young starb 2017, arbeitet die Band weiter. Ans Aufhören denken sie nicht.